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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Scheide seines Schwerts schlug immer wieder gegen seine Wade, als wollte sie ihn bei jedem Schritt daran erinnern, dass sie da war, und dass sie bei weitem nicht die einzige Klinge in der Nähe war.
    »Was willst du denn machen?«, fragte Schneebleich, der keuchend mit Calder Schritt zu halten versuchte.
    Calder sagte nichts. Zum Teil, weil er zu wütend war, um irgendetwas Sinnvolles hervorzubringen. Zum Teil auch, weil er glaubte, auf diese Weise einen mächtigen, starken Eindruck zu vermitteln. Und zum Teil, weil er keine Ahnung hatte, was er machen wollte, und er befürchtete, sein Mut würde ihn sofort verlassen, sobald er wirklich darüber nachdachte. An diesem Tag hatte er sich schon genug im Nichtstun geübt. Er durchmaß die Lücke in der Trockensteinmauer, die sich um den Hügel zog, und zwei der Carls des Schwarzen Dow, die Wache hielten, sahen ihm finsteren Blickes nach.
    »Nur die Ruhe!«, rief Hansul ihm von weiter hinten zu. »Dein Vater ist stets ruhig geblieben!«
    »Scheiß auf das, was mein Vater getan hat«, zischte Calder zu ihm gewandt. Er genoss es, einmal nicht denken zu müssen und sich vielmehr ganz von seinem Zorn tragen zu lassen. Bis zur flachen Kuppe des Hügels und zwischen die hohen Steine. Innerhalb des Kreises brannten Feuer, Flammen züngelten und duckten sich unter dem Wind und schickten Funkenschauer in die schwarze Nacht. Sie färbten die Innenseiten der Helden flackernd orangerot, beschienen die Gesichter der Männer, die sich hier versammelt hatten, funkelten auf dem Metall ihrer Kettenhemden und den Klingen ihrer Schwerter. Dows Leute raunten und brummten, als Calder sich rücksichtslos seinen Weg in die Mitte des Kreises bahnte, gefolgt von Schneebleich und Hansul.
    »Calder. Was treibt dich denn hierher?« Curnden Kropf, an dessen Seite ein Junge stand, den Calder nicht kannte und der ihn anglotzte. Yon Cumber Fröhlich und Herrlich waren auch bei ihm. Calder beachtete sie nicht und schob sich an Cairm Eisenkopf vorbei, der, die Daumen in den Gürtel gehakt, in die Flammen blickte.
    Zehnweg saß auf einem Holzklotz auf der anderen Seite des Feuers, und sein hässlich schorfiges Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln, als er Calder sah. »Wenn das nicht der süße, kleine Calder ist! Du hast deinem Bruder aber schön geholfen, du …« Seine Augen wurden kurz ganz groß und rund, und er spannte seine Muskeln an, als wollte er aufstehen.
    Doch zuvor traf ihn Calders Faust mit voller Wucht auf der Nase. Zehnweg stieß einen quäkenden Schrei aus und fiel nach hinten, strampelte mit den Füßen, aber Calder thronte bereits auf ihm und prügelte mit beiden Fäusten auf ihn ein, während er Worte brüllte, die ihm selbst nicht klar waren. Wie von Sinnen schlug er auf Zehnwegs Kopf, seine Arme, seine abwehrenden Hände. Ihm gelang noch ein schöner Schwinger gegen die schorfige Nase, bevor jemand seinen Ellenbogen packte und ihn zur Seite zog.
    »Hey, Calder, langsam!« Kropfs Stimme, jedenfalls glaubte er das, und er ließ zu, dass man ihn von Zehnweg wegzog, aber natürlich schlug er um sich und brüllte, so wie es sich in einer solchen Lage gehörte. Als wollte er unbedingt weiter zuschlagen, obwohl er in Wirklichkeit erleichtert war, dass man ihn daran hinderte, weil ihm nämlich die Ideen ausgingen und seine linke Hand ziemlich wehtat.
    Zehnweg rappelte sich auf. Blut rann aus seiner Nase, er stieß wilde Flüche aus und schlug die Hand eines seiner Männer beiseite, der ihm helfen wollte. Mit jenem leisen, metallischen Klingen, das irgendwie trotzdem immer laut und durchdringend klingt, zog er sein Schwert, und Stahl schimmerte im Licht des Feuers. Stille trat ein, und die Versammelten zogen allesamt abwartend und nervös die Luft ein. Eisenkopf hob die Brauen, verschränkte die Arme und rückte etwas aus der Schusslinie.
    »Du kleines Arschloch!«, brüllte Zehnweg und sprang über den Holzklotz, auf dem er zuvor gesessen hatte.
    Kropf zog Calder hinter sich, und plötzlich hielt auch er sein Schwert in der Hand. Keinen Wimpernschlag später standen zwei von Zehnwegs namhaften Männern neben ihrem Häuptling, ein großer, bärtiger Dreckskerl und ein hagerer, der leicht schielte. Beide hatten sie ihre Waffen griffbereit; sie machten ohnehin den Eindruck, als hätten sie ihre Hände unentwegt am Schwertgriff. Calder spürte, wie Schneebleich hinter ihn trat, die Klinge gesenkt. Hansul Weißauge stand auf seiner anderen Seite, das Gesicht noch gerötet von dem steilen

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