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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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fragte. Beck hatte nie erwartet, diesem Mann je so nahe zu kommen.
    Der Schwarze Dow sah zu Kropf hinüber, und er sah ganz und gar nicht zufrieden aus. Allerdings war Beck sich auch nicht sicher, ob man mit so einem Axtgesicht überhaupt zufrieden aussehen konnte. »Sollst du hier nicht für Ruhe und Frieden sorgen, Alter?«
    »Das tue ich ja auch.« Kropfs Schwert war noch immer blank, aber er senkte die Spitze jetzt zu Boden. Wie die meisten der Männer.
    »Aha, na klar. Das ist ja ein verdammt friedfertiger Anblick, den ihr da bietet.« Dow bedachte sie alle mit seinem abfälligen Grinsen. »Hier zieht keiner sein Schwert, wenn ich es nicht sage. Jetzt weg mit den Klingen, ihr alle, ihr macht euch lächerlich.«
    »Der kleine Saftarsch hat mir die Nase gebrochen!«, fauchte Zehnweg.
    »Oh, und dir damit deine hübsche Fresse ruiniert?«, zischte Dow zurück. »Soll ich pusten, damit es nicht mehr wehtut? Nun gut, dann will ich es euch einmal so erklären, dass ihr verdammten Halbidioten es begreift. Jeder, der seine Klinge noch gezogen hat, wenn ich bis fünf gezählt habe, tritt im Schildkreis gegen mich an, und dann mache ich vielleicht mal wieder ein paar Dinge, wie ich sie früher gern gemacht habe, bevor ich altersmilde wurde. Eins.«
    Er brauchte nicht einmal die Zwei auszusprechen. Kropf schob sein Schwert sofort in die Scheide, Zehnweg nur einen Bruchteil später, auch die übrigen Eisen verschwanden mindestens genauso schnell, wie sie ans Licht gekommen waren. Dann standen sich beide Parteien ein wenig verlegen gegenüber und warfen sich über das Feuer hinweg grimmige Blicke zu.
    Herrlich flüsterte Beck ins Ohr: »Steck das da besser mal weg.«
    Er merkte, dass er noch immer das blanke Schwert in der Hand hielt und schob es so hastig in die Scheide, dass er es sich beinahe ins Bein gebohrt hätte. Nur Whirrun stand noch da, zwischen beiden Seiten, eine Hand auf dem Griff seines Schwerts und die andere an der Scheide, bereit, die Klinge zu ziehen. Ein winziges Lächeln kräuselte seine Lippen, als er auf die Waffe hinuntersah. »Weißt du, es reizt mich ja beinahe.«
    »Ein anderes Mal«, knurrte Dow, dann hob er den Arm. »Der tapfere Prinz Calder! Ich fühle mich verdammt noch mal geehrt! Beinahe hätte ich dir eine Einladung geschickt, aber du bist mir zuvorgekommen. Willst du mir vielleicht Bericht darüber erstatten, was heute an der Alten Brücke passiert ist?«
    Calder trug noch immer den schönen Mantel, mit dem Beck ihn zum ersten Mal in Reichels Lager gesehen hatte, aber jetzt hatte er ein Kettenhemd darunter an, und statt eines süffisanten Grinsens lag finstere Entschlossenheit auf seinem Gesicht. »Scale wurde getötet.«
    »Das habe ich gehört. Sieht man mir das nicht an? Ich habe schon ein Meer aus Tränen geweint. Aber meine Frage lautet, was ist an der Brücke geschehen?«
    »Er hat so hart gekämpft, wie er konnte. Wie es überhaupt nur möglich war.«
    »Ist also im Kampf gefallen. Gut für Scale. Was ist mit dir? Du siehst nicht so aus, als hättest du hart gekämpft.«
    »Ich war bereit.« Calder zog einen Bogen Papier unter dem Hemd hervor. »Dann bekam ich das hier. Ein Befehl von Mitterick, dem Unionistengeneral.« Dow riss ihm das Blatt aus der Hand, faltete es auseinander und las mit gerunzelter Stirn. »Im Wald westlich von uns sind Unionssoldaten, zum Losschlagen bereit. Glücklicherweise erfuhr ich davon, denn wenn ich Scale zu Hilfe gekommen wäre, wären sie uns in die Flanke gefallen, und dann wärt ihr alle vielleicht jetzt tot, statt darüber zu streiten, ob ich Mark in den Knochen habe oder nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass irgendwer darüber streitet, Calder«, erwiderte Dow. »Du hast also hinter deiner Mauer gehockt, ja?«
    »Ja, und ich habe Zehnweg eine Nachricht geschickt und um Hilfe gebeten.«
    Dows Augen glitten zur Seite und blitzten im Flammenschein. »Und?«
    Zehnweg rieb sich Blut unter der Nase weg. »Und was?«
    »Hat er um Hilfe gebeten?«
    »Ich hab selbst mit Zehnweg gesprochen«, meldete sich nun einer von Calders Männern zu Wort. Ein alter Recke mit einer Narbe über der Wange und einem milchweißen Auge. »Hab ihm gesagt, dass Scale Hilfe braucht, und dass Calder wegen der Südländer auf der anderen Seite vom Bach nicht abziehen kann. Hab ihm die ganze Sache erklärt.«
    »Und?«
    Der halbblinde Alte zuckte die Achseln. »Hat gesagt, er hätte zu tun.«
    »Er hätte zu tun?«, flüsterte Dow, dessen Gesicht sich noch mehr verhärtete – wenn

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