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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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hast. Ich hatte dich eigentlich immer so eingeschätzt, dass du dich für den Favoriten entscheiden würdest.«
    »Ich mich auch. Aber ganz kurz hast du mich an deinen Vater erinnert.« Schneebleich stützte nun seinen Fuß neben Calders auf die Mauer. »Und dann erinnerte ich mich daran, wie das früher war, als ich einem Mann folgte, den ich bewunderte.«
    Calder schnaubte. »An das Gefühl würde ich mich besser nicht gewöhnen.«
    »Keine Sorge, das hat sich auch schon wieder verflüchtigt.«
    »Dann werde ich alle Zeit, die mir noch bleibt, dazu aufwenden, es dir wieder zurückzugeben.« Calder sprang auf die Mauer und ruderte leicht mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten, weil ein lockerer Stein unter seinem Fuß wackelte, dann stand er still da und blickte angestrengt über die dunklen Felder zur Alten Brücke. Die Fackeln der Unionsposten bildeten eine Linie aus blassen Punkten, wieder andere bewegten sich, während die gegnerischen Truppen über den Fluss strömten. Morgen würden sie über die Felder strömen, und über ihre kleine, baufällige Mauer, und sie alle umbringen. Und die Erinnerung an Bethod würde sich allem zum Trotz mit einem schlechten Witz verabschieden.
    Calder kniff die Augen zusammen und beschattete sie vor dem Licht der eigenen Feuer mit der Hand. Es sah so aus, als seien ganz vorn zwei hohe Flaggen aufgepflanzt. Er konnte erkennen, wie sie sich im Wind bewegten und ihre Goldstickerei schwach aufblitzte. Ihm erschien es seltsam, dass sie so gut zu sehen waren, bis er erkannte, dass die gute Beleuchtung Absicht war. Es war eine reine Zurschaustellung der Stärke der Union.
    »Bei den Toten«, raunte er und schnaubte vor Lachen. Sein Vater hatte ihm immer gesagt, dass man leicht Gefahr lief, den Feind nur auf zweierlei Weise wahrzunehmen: als unbezwingbare, schreckliche, unaufhaltsame Kraft, die man nur fürchten, aber nie verstehen kann, oder als Holzklotz, der nicht denkt, sich nicht bewegt und der ein geistloses Ziel darstellt, auf das man seine eigenen Pläne richten kann. Aber der Feind ist weder das eine noch das andere. Stell dir vor, er ist wie du, hatte er gesagt, ebenso sehr ein Narr, ein Feigling oder Held wie du selbst. Wenn du dir das vorstellen kannst, wirst du nicht allzu falsch liegen. Der Feind ist nur eine Gruppe von Menschen. Das ist eine Erkenntnis, die den Krieg leichter macht. Und gleichzeitig auch wieder viel schwerer.
    Die Chancen standen gut, dass General Mitterick und die anderen ganz genauso große Idioten waren wie Calder selbst. Ziemlich große also. »Hast du die verdammten Flaggen gesehen?«, rief er zu Schneebleich hinunter.
    Der zuckte die Achseln. »Das ist die Union.«
    »Wo ist Weißauge?«
    »Der wandert von Feuer zu Feuer und versucht, die Moral der Leute zu stärken.«
    »Die ist also nicht dadurch gestiegen, dass ich jetzt den Befehl übernommen habe?«
    Noch ein Achselzucken. »Sie kennen dich nicht alle so gut, wie ich dich kenne. Wahrscheinlich singt Hansul gerade das Lied davon, wie du Brodd Zehnweg die Fresse poliert hast. Das wird dein Ansehen bei den Männern ganz bestimmt nicht beschädigen.«
    Das war durchaus möglich, aber es reichte nicht, sich mit den Leuten von der eigenen Seite zu prügeln. Calders Männer waren angeschlagen und demoralisiert. Sie hatten einen Anführer verloren, den sie sehr geliebt hatten, und stattdessen war einer nachgerückt, für den niemand etwas übrighatte. Wenn er weiter herumsaß und nichts tat, dann würde seine Truppe morgen mit großer Wahrscheinlichkeit in der Schlacht auseinanderfallen. Wenn sie überhaupt noch da sein würde, sobald die Sonne aufging.
    Scale hatte es ihm gesagt. Wir sind hier im Norden. Da muss man manchmal kämpfen.
    Er presste die Zunge gegen seine Zähne, und in der Dunkelheit nahmen plötzlich erste Umrisse einer Idee Gestalt an. »Das ist Mitterick, nicht wahr, da gegenüber?«
    »Der Häuptling der Unionisten? Ja, ich glaube, Mitterick.«
    »Der ist schlau, hat Dow mir gesagt, aber skrupellos.«
    »Heute war er jedenfalls ziemlich skrupellos.«
    »Hat sich für ihn auch ausgezahlt, würde ich sagen. Die meisten Männer halten an dem fest, was schon einmal geklappt hat. Er liebt Pferde, habe ich gehört.«
    »Was? Er liebt Pferde?« Schneebleich streckte die Hände aus, als wollte er zupacken, und vollführte dazu ein paar Stöße mit den Hüften.
    »Das vielleicht auch. Aber ich denke, es ging vielmehr darum, dass er gern vom Pferderücken aus kämpft.«
    »Das ist auch

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