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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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haben. Meinen Freund. Einen meiner Freunde. Und jetzt bereiten Sie sich am besten auf Ihr Ende vor. »Meinen Diener geschlagen haben.«
    Felnigg wandte sich ihm mit einem Ruck wieder zu und sperrte den Mund auf. »Das war Ihr Bediensteter? Bei den … Bitte nehmen Sie meine aufrichtige Entschuldigung an!«
    »Sie haben jemanden geschlagen?«, fragte einer der Offiziere.
    »Und das nicht nur am Kartentisch?«, fügte ein weiterer unterdrückt hinzu, eine Bemerkung, die leises Gelächter hervorrief.
    Felnigg salbaderte weiter. »Das tut mir so leid, ist ja geradezu unverzeihlich! Ich war in fürchterlicher Eile, einen Befehl vom Lord Marschall zuzustellen. Das ist natürlich keine Entschuldigung.« Er packte Gorst am Arm und neigte sich weit genug zu ihm herüber, dass Gorst seine starke Fahne ins Gesicht wehte. »Bitte verstehen Sie. Ich hätte niemals … nie, wenn ich gewusst hätte, dass es sich um Ihren Diener handelte … natürlich hätte ich es dann nicht getan!«
    Aber das haben Sie, Sie kinnloser Scheißhaufen, und jetzt werden Sie dafür bezahlen. Die Schuld muss beglichen werden, und zwar jetzt. Jetzt. Definitiv, unbedingt, absolut jetzt. »Ich fordere …«
    »Bitte trinken Sie ein Glas mit mir!« Felnigg drückte Gorst sein bis zum Rand gefülltes Glas in die Hand, sodass ihm der Wein über die Finger rann. »Ein Hoch auf Oberst Gorst! Der letzte Held im Heer Seiner Majestät!« Die anderen Offiziere griffen eilig nach den eigenen Gläsern, und sie alle grinsten breit; einer trommelte mit der freien Hand auf den Tisch, bis das Silberzeug klapperte.
    Gorst merkte, dass er einen Schluck nahm. Und dass er lächelte. Schlimmer noch, er musste sich nicht einmal dazu zwingen. Er genoss die Bewunderung.
    Ich habe heute Männer abgeschlachtet, die mir überhaupt nichts getan hatten. Nicht weniger als fünfzehn. Und hier stehe ich mit einem Kerl, der einem meiner wenigen Freunde die Peitsche durchs Gesicht gezogen hat. Welche Qualen bereite ich ihm? Nun, ich lächele, ich trinke seinen billigen Fusel und sauge die Glückwünsche völlig fremder Leute begierig in mich auf. Was werde ich Jünger sagen? Dass er sich keine Sorgen machen soll, weil der Mann, der ihn verletzte, meinen Blutrausch bejubelt hat? Den letzten Helden des Königs? Am liebsten würde ich kotzen. Plötzlich merkte er, dass er noch immer sein langes Eisen umklammerte, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Erfolglos versuchte er, die Waffe hinter seinem Bein zu verbergen. Am liebsten würde ich mir die Galle aus dem Hals kotzen.
    »Es ist wirklich eine verdammt großartige Geschichte, so, wie Felnigg sie erzählt«, tönte einer der Offiziere, während er sein Blatt neu sortierte. »Und trotzdem habe ich von einer Sache gehört, die womöglich noch heldenhafter war.«
    »Die Rationen Seiner Majestät aufs Spiel zu setzen, das zählt wohl kaum!«, grölte jemand und erntete dafür trunkenes Gelächter.
    »Ich sprach vielmehr von der Tochter des Lord Marschalls. Eine Heldin ist mir noch lieber als ein Held und macht auch später auf den Gemälden mehr her.«
    Gorst runzelte die Stirn. »Finree dan Kroy? Ich dachte, sie sei im Hauptquartier bei ihrem Vater?«
    »Haben Sie denn nicht davon gehört?«, fragte Felnigg, und wieder traf Gorst ein Schwall stinkenden Atems. »Verdammt üble Sache! Sie war bei Meed im Gasthof, als die Nordmänner ihn und seinen ganzen Stab abgeschlachtet haben. Direkt bei ihm, im gleichen Raum! Sie wurde gefangen genommen, aber ihr gelang es zu verhandeln, und sie konnte sich nicht nur selbst befreien, sondern noch sechzig Verwundete von unserer Seite auslösen! Was soll man dazu sagen! Noch Wein?«
    Gorst wusste nicht, was er davon halten sollte, aber ihm war plötzlich heiß und schwindlig. Die angebotene Flasche übersah er, und dann drehte er sich ohne ein Wort um, schob die Zelttür beiseite und trat in die kühle Nachtluft. Draußen stand der Wächter, den er zuvor umgestoßen hatte, und bemühte sich recht erfolglos, seine Uniform zu säubern. Er warf Gorst einen vorwurfsvollen Blick zu, und Gorst sah schuldbewusst zur Seite, nicht einmal Manns genug, sich zu entschuldigen, und …
    Und dort stand sie, an einer niedrigen Steinmauer vor Marschall Kroys Hauptquartier, und sah mit zusammengekniffenen Augen ins Tal hinunter. Sie hatte sich einen Uniformmantel eng um den Körper geschlungen und hielt ihn mit einer blassen Hand unter dem Kinn zusammen.
    Gorst ging zu ihr hinüber. Er hatte keine andere Wahl. Es

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