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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Durcheinander auflösen kann. Wie schnell die bei Tageslicht so Mutigen bei Nacht zu Feiglingen werden. Wie sie sich in eine Herde verwandeln und auf ihre animalischen Instinkte hören.
    »Hier entlang!«, rief jemand hinter ihm. »Er kennt sich aus!« Ihm folgten schmatzende Schritte auf dem feuchten Boden. Eine kleine eigene Herde. Er sah sich nicht einmal um. Ihr solltet aber wissen, dass ich dorthin gehe, wo getötet wird.
    Ein Pferd preschte mit verdrehten Augen aus dem Nichts heran. Jemand war niedergetrampelt worden, heulte, krallte sich in den Matsch. Gorst trat über die Menschen hinweg, folgte einer unerklärlichen Spur aus modischen Frauenkleidern, deren Spitze und Seide achtlos in den Dreck getreten worden war. Das Gedränge wurde dichter, blasse Gesichter verschwammen im Halbdunkel, Feuerschein spiegelte sich in verrückten Augen, auf dem Wasser glänzte das Licht der Fackeln. Auf der Alten Brücke ging es so hart und heftig zu wie am Tag zuvor, als sie die Nordmänner zurückgetrieben hatten. Härter und heftiger sogar. Stimmen übertönten einander.
    »Haben Sie gesehen, wo mein …«
    »Ist das Gorst?«
    »Sie kommen!«
    »Aus dem Weg! Aus dem …«
    »Sie sind schon weg!«
    »Er ist es! Er weiß, was zu tun ist!«
    »Alle Mann zurück! Zurück!«
    »Oberst Gorst, könnte ich …«
    »Stellen Sie sich in Gefechtsformation auf! Gefechtsformation! Ich beschwöre Sie!«
    Beschwörungen werden hier nicht viel helfen. Die Menge ballte sich zusammen, wogte, öffnete sich und schloss sich dann wieder, und wie ein Blitz fuhr die Angst hinein, sobald ein blankes Schwert oder eine flammende Fackel geschwungen wurde. In der Dunkelheit bekam Gorst einen Ellenbogen in die Rippen; er holte aus, schlug mit der Faust zu, und seine Knöchel schrammten über eine Rüstung. Irgendetwas umschlang sein Bein, er trat danach, konnte sich befreien und kämpfte sich weiter voran. Ein Schrei erscholl, als jemand über das Brückengeländer geschubst wurde. Gorst erhaschte einen letzten Blick auf ein paar zuckende Stiefel, bevor der Mann verschwand, dann hörte er das Aufklatschen im schnell fließenden Fluss unter der Brücke.
    Er kämpfte sich bis zur anderen Seite der Brücke hindurch. Ein Riss klaffte in seinem Hemd, und der Wind fasste kühl nach seiner Haut. Ein rotgesichtiger Korporal hielt eine Fackel hoch und rief seine Leute mit gebrochener Stimme brüllend zur Ordnung. Weiter vorn wurde noch mehr gebrüllt, Pferde schlugen aus, Waffen zuckten hin und her. Doch was Gorst nicht hörte, war der herrliche Klang aufeinandertreffenden Stahls. Er umklammerte den Griff seines Säbels noch fester und stapfte weiter voran.
    »Nein!« General Mitterick stand inmitten eines Klüngels von Stabsoffizieren und war vielleicht das beste Beispiel für fleischgewordenen Zorn, den Gorst je gesehen hatte. »Das Zweite und Dritte Regiment müssen bereitstehen, um zusammen anzugreifen!«
    »Aber, Herr General«, versuchte einer seiner Berater zu vermitteln, »der Morgen ist noch fern, die Männer sind nicht in Gefechtsordnung, wir können nicht …«
    Mitterick wedelte mit seinem Säbel vor dem Gesicht des jungen Mannes herum. »Ich gebe hier die Befehle!« Dabei ist es ganz offensichtlich viel zu dunkel, um sicher auf ein Pferd zu steigen, von einem Ritt mit mehreren hundert Tieren im Galopp, einem unsichtbaren Feind entgegen, ganz zu schweigen. »Stellen Sie Wachen auf der Brücke auf! Jeder Mann, der sie zu überqueren versucht, wird wegen Fahnenflucht gehängt!« Gehängt! Oha!
    Oberst Opker, Mittericks stellvertretender Befehlshaber, hielt sich vorsichtig außerhalb des Kreises möglicher Schuldzuweisungen und betrachtete das Possenspiel mit grimmiger Resignation.
    Gorst schlug ihm mit der Hand auf die Schulter. »Wo sind die Nordmänner?«
    »Weg!«, gab Opker kurz zurück und befreite sich aus Gorsts Griff. »Es waren nur ein paar Dutzend! Sie haben die Standarten des Zweiten und Dritten Regiments gestohlen und sind dann wieder abgehauen.«
    »Seine Majestät wird den Verlust seiner Standarten nicht hinnehmen, Herr General!«, schrie jemand. Felnigg. Der stürzt sich natürlich auf Mittericks Blamage wie ein Falke auf ein Karnickel.
    »Mir ist sehr wohl bewusst, was Seine Majestät nicht hinnimmt!«, brüllte Mitterick zurück. »Und ich bin fest entschlossen, diese Standarten zurückzubekommen und jeden dieser verdammten Diebe umzubringen, das können Sie dem Herrn Marschall mitteilen! Nein, mehr noch, ich verlange , dass Sie es

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