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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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umgebracht. Na ja, das, und auch die Tatsache, dass ihm der Blutige Neuner den Kopf eingeschlagen hatte. Ein Schicksal, das vermutlich besser war als das, was Calder erwarten konnte, wenn Dow je herausfand, was er gesagt hatte. Besser als das, was Kropf erwarten konnte, falls Dow es je von jemand anderem erfuhr. Er sah zu seinem Anführer hinüber, auf dessen grimmigem Gesicht sich die vielen kreuz und quer verlaufenden Narben im Licht von Espes Fackel in schwarze und orangefarbene Linien verwandelten.
    Sollte er es ihm sagen oder nicht?
    »Scheiße«, flüsterte er.
    »Joh«, pflichtete ihm Espe bei. Kropf hätte sich beinahe ins nasse Gras gesetzt. Bis ihm einfiel, dass es jede Menge Gründe gab, weshalb ein Mann »Scheiße« sagen konnte. Das war ja das Schöne an diesem Wort. Es konnte einfach alles ausdrücken, je nach Lage: Entsetzen, Schock, Schmerz, Angst, Sorgen. Es passte immer. Schließlich waren sie mitten in einer Schlacht.
    Vor ihnen in der Dunkelheit zeichneten sich die Umrisse eines kleinen, geduckten Hauses ab. Brennnesseln sprossen aus den verfallenen Mauern, ein Teil des Daches war eingefallen, und die verfaulenden Sparren ragten wie tote Rippen hervor. Dow nahm Espes Fackel. »Du wartest hier.«
    Espe zögerte nur ganz kurz, dann neigte er den Kopf und blieb an der Tür stehen, während ein Hauch von Mondlicht über sein Metallauge glitt.
    Kropf duckte sich unter der niedrigen Tür hindurch und gab sich alle Mühe, sich die Besorgnis, die er empfand, nicht ansehen zu lassen. Jedes Mal, wenn er mit dem Schwarzen Dow allein war, erwartete ein Teil von ihm – und zwar kein kleiner – ein Messer in den Rücken gerammt zu bekommen. Oder vielleicht auch ein Schwert in den Bauch. Jedenfalls eine Klinge. Und er war jedes Mal ein kleines bisschen überrascht, wenn er ein solches Treffen überlebte. Mit Dreibaum war es ihm nie so gegangen, nicht einmal mit Bethod. Es erschien ihm nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass Dow der richtige Anführer war … Er merkte, dass er schon wieder an einem Fingernagel kaute, wenn man überhaupt noch von einem Nagel sprechen konnte, so wenig, wie davon noch übrig war, und zwang sich damit aufzuhören.
    Dow ging mit seiner Fackel zur gegenüberliegenden Wand, und die Schatten krochen über die roh zusammengezimmerten Sparren. »Von dem Mädchen oder von ihrem Vater haben wir also noch nichts gehört.« Kropf hielt es für das Beste, weiter zu schweigen. Wenn er etwas sagte, dann wurde in letzter Zeit immer öfter eine Katastrophe daraus. »So, wie’s aussieht, steh ich jetzt wegen nichts und wieder nichts in der Schuld dieses verdammten Riesen.« Wieder Schweigen. »Weiber, was?«
    Kropf zuckte die Achseln. »Fürchte, in der Hinsicht kann ich dir keine bahnbrechenden, neuen Einsichten vermitteln.«
    »Du hattest doch eine Frau als Stellvertreter, oder? Wie lief das denn mit ihr?«
    »Sie hat es zum Laufen gebracht. Eine bessere Stellvertreterin als Herrlich hätte ich mir nicht vorstellen können. Bei den Toten, ich habe ein paar beschissene Entscheidungen gefällt, aber diese eine habe ich nie bereut. Sie ist so stachlig wie eine Distel und ebenso hart wie jeder Mann, den ich kenne. Sie hat mehr Mark in den Knochen als ich, und mehr Hirn hat sie auch. Sie war immer die Erste, die die Dinge durchschaut hat. Ihr würde ich in jeder Hinsicht vertrauen. Niemandem mehr als ihr.«
    Dow hob die Brauen. »Da können wir ja glatt die Glocken läuten, was? Vielleicht hätte ich sie für deinen Job auswählen sollen.«
    »Wahrscheinlich«, brummte Kropf.
    »Man braucht einen Stellvertreter, dem man vertrauen kann.« Dow ging nun zum Fenster und spähte in die windige Nacht. »Vertrauen ist wichtig.«
    Kropf versuchte, ein anderes Thema anzuschneiden. »Warten wir jetzt auf deine schwarzhäutige Freundin?«
    »Ich weiß nicht, ob ich sie meine Freundin nennen würde. Aber ansonsten liegst du richtig.«
    »Wer ist sie?«
    »Eine von diesen Wüstenbewohnerinnen. Das sieht man doch wohl schon an ihrer Farbe?«
    »Eigentlich wollte ich wissen, welche Interessen sie hier im Norden verfolgt?«
    »Das könnte ich dir nicht ganz genau sagen, aber nach dem, was ich mir inzwischen so zusammengereimt habe, würde ich sagen, sie kämpft hier ihren eigenen Krieg. Einen alten Krieg, und im Augenblick haben wir ein gemeinsames Schlachtfeld.«
    Kropf runzelte die Stirn. »Ein Krieg zwischen Hexenmeistern? Wollen wir da wirklich mitmachen?«
    »Das tun wir schon.«
    »Wo hast du sie eigentlich

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