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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gefunden?«
    »Sie fand mich.«
    Das beruhigte Kropf nicht im Geringsten. »Zauberei. Ich weiß ja nicht …«
    »Du warst gestern auf dem Heldenberg, oder nicht? Du hast Spaltfuß doch gesehen.«
    Auch das war keine Erinnerung, die angetan war, Kropfs Stimmung zu heben. »Das habe ich.«
    »Die Unionisten benutzen Magie, so viel steht fest, und sie setzen sie ohne Hemmungen ein. Wir müssen Feuer mit Feuer bekämpfen.«
    »Und was, wenn wir alle dabei verbrennen?«
    »Nun, das könnte passieren.« Dow zuckte die Achseln. »So ist das im Krieg.«
    »Aber die Frage ist doch, kannst du ihr vertrauen?«
    »Nein.« Ischri lehnte an der Mauer neben der Tür und hatte einen Fuß vor den anderen gestellt. Sie sah aus, als wüsste sie, was Kropf gerade dachte, und sei davon wenig beeindruckt. Er fragte sich, ob sie auch wusste, dass er an Calder gedacht hatte, und versuchte diesen Gedanken sofort wegzuschieben. Das führte allerdings nur dazu, dass er noch mehr durch seinen Kopf geisterte.
    Dow hingegen sah sich nicht einmal um. Er steckte seine Fackel in eine verrostete Halterung, die in die Mauer eingelassen war, und sah in die knisternden Flammen.
    »Unser kleines Friedensangebot ist offenbar nicht auf fruchtbaren Boden gefallen«, sagte er über die Schulter hinweg.
    Ischri nickte.
    Dow schob die Unterlippe vor. »Niemand will mit mir befreundet sein.«
    Ischri zog eine Augenbraue beinahe unmöglich weit in die Höhe.
    »Aber wer würde auch eine Hand schütteln wollen, die so blutig ist wie meine?«
    Ischri zuckte die Achseln.
    Dow betrachtete seine Hand, ballte sie zur Faust und seufzte. »Dann werde ich sie wohl in noch mehr Blut tauchen müssen. Weißt du schon, woher sie heute kommen werden?«
    »Von überall.«
    »Dachte mir, dass du das sagen würdest.«
    »Wieso fragst du dann?«
    »Damit ich dich mal dazu bringe, ein Wort zu sagen.« Darauf folgte ein langes Schweigen, bis Dow sich endlich umdrehte und mit den Ellenbogen auf dem schmalen Fenstersims abstützte. »Weiter, sag es schon, ich will mehr hören.«
    Ischri trat ein wenig vor, ließ den Kopf in den Nacken fallen und bewegte ihn im Kreis. Es war irgendetwas an ihren Bewegungen, das Kropf unwillkürlich ein kleines bisschen eklig fand, so, als sähe man einer sich windenden Schlange zu. »Im Osten hat ein Mann namens Brock den Befehl übernommen, und er bereitet einen Angriff auf die Brücke von Osrung vor.«
    »Was ist er für ein Mann? Ähnlich wie Meed?«
    »Das Gegenteil. Er ist jung, gut aussehend und mutig.«
    »Ich liebe die jungen, tapferen, hübschen Kerle!« Dow sah zu Kropf herüber. »Deswegen habe ich mir so einen als Stellvertreter ausgeguckt.«
    »Einen Punkt von dreien zu erfüllen, das ist doch gar nicht so schlecht.« Kropf merkte, dass er schon wieder an seinem Nagel kaute, und zog hastig die Hand vom Mund weg.
    »In der Mitte«, fuhr Ischri fort, »hat Jalenhorm zahlreiche Fußtruppen in Stellung gebracht, um die Furt zu überqueren.«
    Dow zeigte sein hungriges Grinsen. »Das ist doch schon mal was, worauf ich mich heute freuen kann. Ich sehe gern Männern zu, die einen Hügel zu erklimmen versuchen, auf dessen Spitze ich warte.« Kropf konnte das nicht gerade behaupten, ganz egal, wie sehr das Gelände jetzt zu ihrem Vorteil sein mochte.
    »Im Westen zerrt Mitterick an seiner Leine und möchte zu gern seine hübschen Pferdchen zum Einsatz bringen. Er hat bereits Männer auf dieser Seite des Flusses, in den Wäldern an deiner westlichen Flanke.«
    Dow hob die Brauen. »Hm. Da hat Calder also Recht gehabt.«
    »Calder hat die ganze Nacht über hart gearbeitet.«
    »Ich will verdammt sein, wenn das nicht das erste Mal ist, dass dieser Kerl überhaupt gearbeitet hat.«
    »Er hat der Union in der Dunkelheit zwei Standarten geraubt. Jetzt verhöhnt er sie.«
    Der Schwarze Dow kicherte glucksend in sich hinein. »Wenn’s ums Verhöhnen geht, ist bestimmt niemand besser als er. Ich habe den Jungen immer gemocht.«
    Kropf warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Tatsächlich?«
    »Wieso hätte ich ihm sonst immer wieder eine Chance geben sollen? Bei mir herrscht kein Mangel an Männern, die eine Tür eintreten können. Da kann ich ein paar gebrauchen, die vielleicht auch mal auf den Gedanken kommen, zuerst die Klinke auszuprobieren.«
    »Das mag sein.« Obwohl Kropf sich fragte, was Dow wohl sagen würde, wenn er erfuhr, dass die letzte Klinke, an die Calder gefasst hatte, die Tür zu seinem Tod hatte öffnen sollen. Was er sagen würde,

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