Heldenklingen
brannte. Es ist für jeden eine Überraschung, der Augenblick des eigenen Todes, selbst dann, wenn man ihn eigentlich hat kommen sehen. Jeder glaubt, er sei etwas Besonderes, oder erwartet, dass es für ihn doch noch einen Aufschub gibt. Aber niemand ist etwas Besonderes. Dow drückte fester zu, bis die Knochen in Calders Hals knackten. Er hatte das Gefühl, als wollten ihm die Augen aus dem Kopf springen. Alles wurde hell vor seinen Augen.
»Du glaubst, das ist das Ende?« Dow grinste, als er Calder noch höher zog, bis dessen Füße beinahe über dem Boden schwebten. »Ich fange erst an, du Arschlo…«
Es gab ein lautes Krachen, dann spritzte Blut in dunklen Fontänen zum Himmel. Calder fuhr unsicheren Fußes zurück, holte keuchend Luft, als seine Kehle und seine Schwerthand plötzlich frei wurden, und rutschte beinahe aus, als Dow gegen ihn fiel und dann vornüber in den Matsch sank.
Blut strömte aus dem gespaltenen Schädel und spritzte auf Calders ruinierte Stiefel.
Die Zeit blieb stehen.
Alle Stimmen verstummten, stotternd und hustend, und plötzlich lag atemlose Stille über dem Schildkreis. Alle Augen ruhten auf dem blutüberströmten Loch in Dows Hinterkopf. Caul Espe stand mit finsterem Blick inmitten der glotzenden Gesichter, das Schwert in der Hand, das einst dem Blutigen Neuner gehört hatte, und die graue Klinge war verschmiert und bespritzt mit dem Blut des Schwarzen Dow.
»Ich bin kein Hund«, sagte er.
Calders Augen glitten zu Zehnweg, dessen Augen glitten zu Calder. Beide standen mit offenem Mund da und schätzten die Lage ab. Zehnweg war der Getreue des Schwarzen Dow. Aber der Schwarze Dow war tot, und das änderte alles. Zehnwegs linkes Auge zuckte ein ganz klein wenig.
Wenn sich eine Möglichkeit bietet, darf man nicht zögern. Calder machte einen Satz voran, fiel mehr, als dass er sprang, und sein Schwert fuhr hinab, während Zehnweg noch nach dem Griff des seinen fasste. Er versuchte seinen Schild hochzureißen, der sich jedoch an dem seines Nebenmanns verhakte. Calders Klinge spaltete ihm das schrundige Gesicht bis hinunter zur Nase, und sein Blut spritzte auf die Männer, die neben ihm standen.
Was wieder einmal zeigt, dass auch ein schlechter Kämpfer einen guten besiegen kann, sogar mit links. Solange er derjenige ist, der als Erster sein Schwert gezogen hat.
Beck sah sich um, als er merkte, wie Espe sich bewegte. Sah die Klinge aufblitzen und wurde dann mit prickelnder Haut gewahr, wie der Schwarze Dow in den Dreck sank. Dann griff er nach seinem Schwert. Herrlich packte sein Handgelenk, bevor er den Griff zu fassen bekam.
»Nein.«
Beck zuckte zusammen, weil Calder ihm mit erhobenem Schwert entgegenzuspringen schien. Ein hohles Knacken ertönte, dann spritzte Blut, und Beck bekam etwas davon ins Gesicht. Er wollte Herrlich abschütteln, sein Schwert ziehen, aber Scorrys Hand lag über seinem Schildarm und zog ihn zurück. »Das Rechte ist für jeden Mann etwas anderes«, zischte er ihm ins Ohr.
Calder stand schwankend und mit offenem Mund da. Sein Herz hämmerte so laut, als wollte es ihm den Kopf sprengen, seine Augen flackerten von einem erschreckten Gesicht zum anderen. Zehnwegs blutbespritzte Carls. Golding und Eisenkopf und ihre namhaften Männer. Dows Leibwächter, mit Espe in der Mitte, der noch das Schwert in der Hand hielt, mit dem er Dow den Kopf gespalten hatte. Jeden Augenblick würde der Schildkreis auseinanderbrechen und Mord und Totschlag ausbrechen, und wer dabei überleben würde, war unmöglich zu sagen. Nur, dass er vermutlich nicht unter den Glücklichen sein würde, das stand für ihn fest.
»Na los doch!«, krächzte er und machte einen wackligen Schritt auf Zehnwegs Männer zu. Er wollte es hinter sich bringen. Die Sache beenden.
Aber sie wichen zurück, als sei Calder Skarling persönlich. Er begriff nicht, wieso. Bis er spürte, dass ein Schatten über ihn fiel, und sich ein schweres Gewicht auf seine Schulter senkte. So schwer, dass er beinahe in die Knie ging.
Die riesenhafte Hand von Fremder-klopf-an. »Das war wohlgetan«, sagte der Riese, »und auch völlig in Ordnung, denn alles, was im Krieg zum Sieg führt, ist in Ordnung, und der größte Sieg ist jener, der die wenigsten Schläge erfordert. Bethod war König der Nordmänner. Sein Sohn sollte es auch sein. Ich, Fremder-klopf-an, Häuptling von hundert Stämmen, halte zum Schwarzen Calder.«
Ob der Riese glaubte, dass jeder, der die Herrschaft übernahm, das Schwarz vor seinem Namen
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