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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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geschwungener Fäuste, verzerrter Münder, rasselnder Schilde. Der einzige Weg hinaus war Blut.
    Er holte ein paar Mal Luft, bis sich die Welt nicht mehr vor seinen Augen drehte, dann fischte er sein Schwert mit der linken Hand aus dem Dreck und rappelte sich schmerzhaft langsam auf. Wahrscheinlich hätte er Schwäche vortäuschen sollen, aber er wusste nicht, wie er sich hätte schwächer zeigen können, als er sich tatsächlich fühlte. Er versuchte die Benommenheit abzuschütteln. Schließlich hatte er doch eine Chance, oder nicht? Er musste angreifen. Aber bei den Toten, er war so müde. Jetzt schon. Bei den Toten, seine zerquetschte Hand tat so weh. Der Arm war bis hoch zur Schulter taub.
    Dow warf sein Schwert mit großer Geste wirbelnd in die Luft. War in seiner Zurschaustellung kriegerischer Großspurigkeit kurz ungedeckt. Das war der Augenblick zum Zuschlagen, in dem sich Calder retten, sich einen Platz in den Liedern verdienen konnte. Er spannte seine bleischweren Beine an und wollte springen, aber Dow hatte das Schwert mit der Linken schon wieder gefangen und war bereit; er konnte sich die große Geste leisten. Sie standen einander gegenüber, und die Menge wurde still. Das Blut rann von Calders gespaltenem Kinn und lief kitzelnd über seinen Hals.
    »Dein Vater ist verdammt übel gestorben, wenn ich mich recht erinnere«, rief ihm Dow zu. »Dem wurde im Schildkreis der Kopf zertrümmert.« Calder stand schweigend da, sparte sich den Atem für den nächsten Sprung und versuchte abzuschätzen, wie groß die Entfernung zwischen ihm und seinem Gegner war. »Von seinem Gesicht war kaum noch was übrig, als der Blutige Neuner mit ihm fertig war.« Ein großer Schritt und ein fester Schlag. Jetzt, während Dow große Töne spuckte. Wenn zwei Männer gegeneinander antreten, gibt es immer eine Chance. Dow grinste. »Ein übler Tod. Keine Sorge, ich werde …«
    Calder sprang. Ihm schlugen die Zähne aufeinander, als er mit dem linken Fuß in einer Pfütze aufkam und nassen Dreck aufspritzen ließ, und er riss das Schwert hoch und zielte auf Dows Kopf. Doch dann klatschte Haut auf Haut, als Dow Calders linke Hand mit seiner rechten abfing und ihm die Faust hart über dem Heft zusammendrückte, während die Klinge harmlos in der Luft herumwedelte.
    »… dafür sorgen, dass deiner noch ein bisschen schlimmer wird.«
    Calder schlug mit seiner zertrümmerten Hand nach Dows Schulter, und seine Finger glitten wirkungslos über die Kette seines Vaters. Der Daumen war allerdings noch unverletzt, und er kratzte mit dem Nagel über Dows vernarbte Wange, bis ein wenig Blut hervortrat, dann versuchte er keuchend, den Daumen in das Loch zu bohren, wo früher einmal Dows Ohr gewesen war, wollte sich mit seiner ganzen Enttäuschung, Verzweiflung und Zorn in die dick vernarbte Haut dort krallen, und er bleckte die Zähne, als …
    Mit einem hohlen Aufschlag krachte der Griff von Dows Schwert gegen seine Rippen, und der Schmerz schoss bis in seine Haarwurzeln. Wahrscheinlich hätte er geschrien, wenn er dazu genug Luft gehabt hätte, aber die war mit einem einzigen krampfhaften Keuchen aus seinen Lungen gefahren. Er stolperte, krampfte sich zusammen, Galle drang in seinen verkrampften Mund und sickerte in einem langen Speichelfaden von seiner blutigen Lippe.
    »Ich dachte immer, du wärst der große Denker .« Dow zog ihn an der linken Hand wieder hoch, so dass er ihm genau ins Gesicht sehen konnte. »Hast du geglaubt, du könntest mich überwinden? Im Schildkreis ? Jetzt siehst du wohl nicht mehr so schlau aus, was?« Der Griff rammte noch einmal Calders Rippen, als der gerade bebend einatmete, trieb die Luft wieder aus seinen Lungen und ließ ihn schlaff wie ein nasses Schaffell zusammensinken. »Tut er doch nicht, oder?« Die Menge grölte und johlte und spuckte, rasselte mit den Schilden und schrie nach Blut. »Halt das mal.« Dow warf sein Schwert in die Luft, und Espe fing es am Griff auf.
    »Steh auf, Arschloch.« Dows Hand schloss sich um Calders Kehle, schnell und endgültig wie eine Bärenfalle. »Steh einmal in deinem Leben auf.« Damit riss er Calder in die Höhe. Der konnte nicht mehr aus eigener Kraft stehen, konnte seine gesunde Hand nicht bewegen, die immer noch um das nutzlose Schwert gekrallt war, er konnte nicht einmal mehr atmen. Verdammt unangenehm, wenn einem die Luftröhre so zugedrückt wurde. Calder wand sich hilflos hin und her. In seinem Mund war der Geschmack von Erbrochenem. Sein Gesicht brannte,

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