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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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    »Kropf!«
    Sein Kopf fuhr hoch. Eine Männerstimme, tief und rau.
    »Bist du da drin, Kropf?«
    Seine Haut wurde kalt und kribbelte. Vielleicht war er die meiste Zeit seines Lebens aufrecht und ehrlich gewesen, aber aus dem dunklen Geschäft steigt man nicht aus, ohne noch die eine oder andere Rechnung offen zu haben, ganz egal, wie man es anstellt.
    Er sprang auf, oder vielmehr, er erhob sich so schnell, wie ihm das in diesen Tagen möglich war, riss sein Schwert aus der Halterung über der Tür, bekam es nicht richtig zu fassen und hätte es sich beinahe auf den Kopf fallen lassen, und er stieß noch ein paar Flüche aus. Wenn da draußen Leute waren, die ihn umbringen wollten, dann war es unwahrscheinlich, dass sie sich vorher ankündigten, indem sie seinen Namen riefen. Es sei denn, es waren Idioten. Idioten können allerdings ebenso rachelüstern sein wie alle anderen Menschen, vielleicht sogar noch mehr.
    Die Läden des rückwärtigen Fensters standen offen. Er konnte sich einfach über den Sims schwingen und in den Wald flüchten. Aber wenn sie es ernst meinten, dann hatten sie ohne Zweifel an diese Möglichkeit gedacht, und mit seinen lahmen Knien würde er vor niemandem weglaufen können. Besser, aus der Vordertür zu treten und ihnen ins Gesicht zu sehen. So hätte er es auch in jungen Jahren stets gemacht. Er richtete sich auf und schluckte, als er sein Schwert zog. Dann drehte er den Türknauf, schob die Klinge durch die schmale Lücke und drückte die Tür dann weiter auf, während er vorsichtig ins Freie spähte.
    Auch wenn er zur Vordertür hinausging, wollte er kein leichtes Ziel bieten.
    Auf den ersten Blick zählte er acht Mann, die sich im Halbkreis um den matschigen Hof vor seinem Haus aufgestellt hatten. Ein paar trugen Fackeln, und das Licht brach sich auf Kettenhemden, Helmen und Speerspitzen und ließ sie im feuchten Zwielicht funkeln. Carls, die zudem recht schlachterprobt aussahen, obwohl es im Norden kaum noch Leute gab, über die man das nicht hätte sagen können. Sie alle trugen jede Menge Waffen, aber so weit er sehen konnte, hatte niemand seine Klinge gezogen. Das beruhigte ihn ein wenig.
    »Bist du das, Kropf?« Er war gleich noch beruhigter, als er sah, wer bei diesen Leuten das Sagen hatte und mit erhobenen Handflächen dem Haus am nächsten stand.
    »Das bin ich.« Kropf ließ die Schwertspitze sinken und streckte den Kopf ein wenig weiter heraus. »Na, das ist aber eine Überraschung.«
    »Eine angenehme, hoffe ich doch.«
    »Das wirst du mir wahrscheinlich gleich erzählen. Was willst du, Hartbrot?«
    »Kann ich reinkommen?«
    Kropf schniefte. »Du ja. Deine Leute müssen aber einstweilen mit der Nachtluft vorliebnehmen.«
    »Das sind sie gewohnt.« Damit kam Hartbrot allein zur Tür. Er sah aus, als sei es ihm in letzter Zeit recht gut ergangen. Der Bart schön gestutzt. Neuer Kettenpanzer. Silber am Griff seines Schwerts. Er stieg die Stufen hinauf und duckte sich neben Kropf unter der Tür hindurch, schlenderte in die Zimmermitte, wozu er nicht allzu viele Schritte brauchte, und sah sich anerkennend um. Betrachtete Kropfs Schlafstätte oben auf dem Zwischenboden, seine Werkbank und seine Werkzeuge, den halbfertigen Stuhl, das gesplitterte Holz und die Hobelspäne auf dem Boden. »Sieht so der Ruhestand aus?«, fragte er.
    »Nein, hinten raus habe ich noch einen verdammten Palast. Wieso bist du hier?«
    Hartbrot holte tief Luft. »Weil der mächtige Scale Eisenfaust, König der Nordmänner, gegen Glama Golding in den Krieg zieht.«
    Kropf schnaubte. »Der Schwarze Calder zieht gegen ihn in den Krieg, meinst du wohl. Wieso?«
    »Golding hat Caul Reichel umgebracht.«
    »Reichel ist tot?«
    »Vergiftet. Und Golding hat’s getan.«
    Kropf verengte die Augen. »Stimmt das?«
    »Calder sagt, dass es so ist, also sagt Scale es auch, und damit ist es so gut wie eine Tatsache. Der ganze Norden stellt sich hinter Bethods Söhne, und ich bin gekommen, um zu sehen, ob du dich dort ebenfalls einreihen willst.«
    »Seit wann kämpfst du denn für Calder und Scale?«
    »Seit der Hundsmann sein Schwert an den Nagel gehängt hat und nichts mehr zahlt.«
    Kropf runzelte die Stirn. »Calder würde mich nie in seine Dienste nehmen.«
    »Calder war es aber, der mich zu dir geschickt hat. Er hat Schneebleich, Cairm Eisenkopf und deine alte Freundin Herrlich zu seinen Anführern gemacht.«
    »Herrlich?«
    »Eine gerissene Frau, alles, was recht ist. Aber Calder fehlt ein namhafter Mann als

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