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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Dienstjahren hatte er sich ein rasiermesserscharfes Gespür dafür angeeignet, wann es ihm an den Arsch gehen sollte, und jetzt gerade hatte er eine ziemlich üble Vorahnung. Gorst sprach kurz, das Gesicht eine ausdruckslose Mauer. Vallimir deutete mit der Faust zu dem Hügel hinüber und dann nach Westen. Dann redete Gorst wieder. Tunny rückte noch näher heran und versuchte, etwas aufzuschnappen. Vallimir hob frustriert die Hände, dann kam er brüllend zu ihnen herüberstolziert.
    »Oberfeldwebel Forest!«
    »Jawohl, Herr Oberst!«
    »Offenbar gibt es einen Weg durch die Sümpfe, die westlich von hier liegen.«
    »Herr Oberst?«
    »General Jalenhorm verlangt von uns, das erste Bataillon dort hinzuschicken und sicherzustellen, dass die Nordmänner dieses Schlupfloch nicht gegen uns verwenden können.«
    »Die Sümpfe hinter der Alten Brücke?«
    »Ja.«
    »Wir werden aber mit den Pferden nicht hindur…«
    »Das weiß ich.«
    »Wir haben sie aber doch gerade erst zurückbekommen, Herr Oberst.«
    »Das weiß ich auch!«
    »Aber … was machen wir denn in der Zwischenzeit mit ihnen?«
    »Sie werden die Tiere eben hier zurücklassen müssen!«, gab Vallimir kurz angebunden zurück. »Glauben Sie, mir gefällt es, mein halbes Regiment ohne Pferde durch einen verdammten Sumpf zu jagen? Glauben Sie das?«
    Forest bewegte die Kinnmuskeln, und die Narbe auf seiner Wange bewegte sich gleich mit. »Nein, Herr Oberst.«
    Vallimir marschierte wieder davon und winkte ein paar Offiziere zu sich. Forest stand einen Augenblick da und rieb sich heftig den Nacken.
    »Korporal Tunny?«, flüsterte Dotter mit ganz leiser Stimme.
    »Ja?«
    »Ist das wieder so ein Beispiel dafür, dass jeder dem Mann, der unter ihm steht, auf den Kopf scheißt?«
    »Sehr gut beobachtet, Dotter. Wir werden noch einen Soldaten aus Ihnen machen.«
    Forest pflanzte sich nun vor ihnen auf, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah mit finsterem Blick den Flusslauf hinauf. »So, wie es aussieht, hat das erste Bataillon einen Auftrag.«
    »Großartig«, sagte Tunny.
    »Wir werden unsere Pferde hier zurücklassen und nach Westen ziehen, um die Sümpfe zu durchqueren.« Stöhnen antwortete ihm. »Glauben Sie, mir gefällt das? Packen Sie zusammen und dann los!« Damit stürmte Forest davon, um die gute Nachricht noch anderswo zu verbreiten.
    »Wie viele Männer hat das Bataillon?«, fragte Lederlingen leise.
    Tunny zog tief die Luft ein. »Etwa fünfhundert, als wir Adua verließen. Jetzt um die vierhundert, vielleicht ein paar Rekruten mehr oder weniger.«
    »Vierhundert Mann?«, fragte Klige. »Durch einen Sumpf?«
    »Was ist das für ein Sumpf?«, fragte Werth leise.
    »Ein Sumpf eben!«, ranzte Dotter ihn quäkend an, wie ein kleiner, zorniger Hund, der einen größeren ankläfft. »Ein verdammter Sumpf! Jede Menge Schlamm und Modder! Was denn sonst für ein Sumpf?«
    »Aber …« Lederlingen sah Forest nach, dann betrachtete er sein Pferd, auf dem er gerade den größten Teil seiner – und Tunnys – Ausrüstung festgezurrt hatte. »Das ist doch dumm.«
    Tunny rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die müden Augen. Wie oft würde er irgendwelchen Rekruten diese grundlegenden Dinge noch erklären müssen? »Passt mal auf. Denkt mal dran, wie oft sich Leute blöd verhalten. Alte, betrunkene Männer. Frauen auf einem Dorffest. Jungs, die Steine nach Vögeln werfen. Das Leben. Der ganze Schwachsinn, die Eitelkeiten, die Selbstsucht und die Verschwendung. Die Kleingeistigkeit , die Dämlichkeit. Ihr denkt, das müsste in einem Krieg anders sein. Besser. Wenn der Tod vor der Tür steht, dann vereinen sich Männer gegen die Härten des Lebens, die Gerissenheit des Feindes, und die Menschen denken mehr und schneller und sind … besser. Heldenhaft .«
    Er nahm seinen ersten Packsack vom Sattel des Pferdes. »Aber leider ist es ganz genauso wie sonst auch. Es ist sogar schlimmer, wisst ihr, wegen des großen Drucks, der Sorgen und der Angst. Es gibt nicht viele Männer, die klar denken können, wenn besonders viel auf dem Spiel steht. Deswegen sind die Menschen in einem Krieg meist sogar noch dämlicher als sonst. Sie versuchen Wege zu finden, wie sie anderen die Schuld zuschieben können, wie sie den Ruhm für sich beanspruchen können oder einfach nur ihre Haut retten, aber sie überlegen nicht, was wirklich funktionieren wird. Und nirgendwo auf der Welt rächt sich Dummheit so sehr wie in der Truppe. Und kein anderer Bereich lädt so sehr dazu ein.«
    Dann

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