Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
steht eine Schlacht bevor, und wir müssen kämpfen. Verstehst du? Wir sind hier im Norden. Wir müssen kämpfen.«
    »Scale …«
    »Du bist doch der Schlaue von uns beiden. Viel schlauer als ich, das weiß jeder. Bei den Toten, das ist mir völlig klar.« Er kam noch näher. »Aber die Männer folgen nicht dem Schlauen. Nicht, wenn er keine Stärke besitzt. Du musst dir ihre Achtung erst verdienen.«
    »Puh.« Calder begegnete den vielen harten Blicken, die auf ihn gerichtet waren. »Kann ich sie nicht einfach von dir leihen?«
    »Eines Tages werde ich vielleicht nicht da sein, und dann wirst du selbst die Achtung der anderen brauchen. Du musst doch nicht in Blut waten. Du musst nur die harten Zeiten und die Gefahr mit ihnen teilen.«
    Calder verzog den Mund zu einem wässrigen Lächeln. »Es ist doch genau die Gefahr, die mir Angst macht.« Für die harten Zeiten hatte er allerdings genauso wenig übrig, wenn er ehrlich war.
    »Angst ist gut.« Jemand, der einen so dicken Kopf hatte, dass Angst gar nicht hineindrang, konnte so was natürlich leicht sagen. »Unser Vater hatte jeden Tag in seinem Leben Angst. Deswegen war er immer wachsam.« Scale packte Calders Schulter mit einem Griff, dem er nichts entgegensetzen konnte, und drehte ihn so, dass er nach Süden blickte. Zwischen den Baumstämmen waren hinter dem Waldrand weite Felder zu sehen, golden und grün und fahlbraun. Der westliche Rücken der Helden erhob sich zur Linken, Skarlings Finger ragte hoch auf, und ein graues Band Straße wand sich durch die Kornfelder an seinem Fuß. »Dieser Weg führt zur Alten Brücke. Dow will, dass wir sie erobern.«
    »Er will, dass du sie eroberst.«
    »Wir. Sie wird kaum verteidigt. Hast du einen Schild?«
    »Nein.« Und Calder verspürte auch nicht den geringsten Wunsch, irgendwo hinzugehen, wo er einen brauchen würde.
    »Schneebleich, gib mir mal deinen Schild.«
    Der alte Krieger mit dem wächsernen Gesicht reichte Calder das Gewünschte. Natürlich weiß bemalt, wie passend. War lange her, dass er einen getragen hatte, bei Schwertübungen im Innenhof der Burg, und er hatte vergessen, wie schwer die Scheißdinger waren. Das Gewicht an seinem Arm brachte hässliche Erinnerungen an alte Erniedrigungen zurück, die er größtenteils unter den Händen seines Bruders erlitten hatte. Aber sie würden vermutlich von neuen verdrängt werden, bevor der Tag vorüber war. Wenn er lange genug am Leben blieb.
    Scale tätschelte Calder noch einmal die Wange. Wieder unangenehm fest. »Bleib in meiner Nähe und halte deinen Schild hoch, dann wirst du schon gut durchkommen.« Er deutete mit einer Kopfbewegung zu den Männern, die zwischen den Bäumen lagerten. »Und sie werden mehr von dir halten, wenn du ganz vorn mitmischst.«
    »Schön.« Calder hob den Schild ohne besondere Begeisterung.
    »Wer weiß?« Sein Bruder klopfte ihm auf den Rücken und warf ihn dabei fast um. »Vielleicht steigst du ja sogar in deiner eigenen Achtung.«

BEFEHL IST BEFEHL
    D u liebst diese verdammte Mähre, was, Tunny?«
    »Sie ist eine bessere Gesprächspartnerin als du, Forest, das steht mal fest, und auf ihrem Rücken ist es viel besser als zu laufen. Nicht wahr, meine Schöne?« Er streichelte dem Pferd den langen Kopf und fütterte es mit einer zusätzlichen Handvoll Korn. »Mein liebstes Tier im ganzen Heer.«
    Etwas zupfte an seinem Arm. »Korporal?« Es war Dotter, der zum Hügel hinaufsah.
    »Nein, Dotter, ich muss leider sagen, dass Sie nicht annähernd in die engere Wahl kommen. Sie müssen sich sogar ziemlich viel Mühe geben, um nicht das Tier zu sein, das ich am wenigsten mag.«
    »Nein, Herr Korporal. Ist das nicht dieser Gurtz?«
    Tunny kniff die Augen zusammen. »Gorst.« Der halslose Meisterfechter kam von den Obstbäumen auf der anderen Flussseite zur Furt geritten. Die Hufe seines Pferdes ließen helle Gischt aufspritzen, und seine Rüstung schimmerte matt in dem Sonnenlicht, das inzwischen die Wolken beiseite geschoben hatte. Er trieb sein Pferd die Uferböschung hinauf, mitten hinein in die dort beieinander stehenden Regimentsoffiziere, und warf beinahe einen jungen Leutnant um. Tunny hätte das vielleicht amüsiert, wenn da nicht etwas an Gorst gewesen wäre, das alles Lachen aus der Welt verbannte. Er schwang sich aus dem Sattel, recht elegant für einen so massigen Mann, walzte auf Oberst Vallimir zu und salutierte steif.
    Tunny warf die Bürste hin und ging ein paar Schritte näher. Er beobachtete sie genau. In seinen langen

Weitere Kostenlose Bücher