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Heldensabbat

Heldensabbat

Titel: Heldensabbat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Gegenterror auslösen wird, der Stalins Landsleute auf Vordermann bringen muß und mit Hass munitioniert.
    General Schlamm wird von General Frost abgelöst. Am hundertachtundsechzigsten Tag des Ostfeldzugs fällt die Quecksilbersäule unter 50 Grad minus. In den Tanks der Panzer gefriert sogar das Benzin. Die Infanteristen müssen die Gewehrschlösser ausbauen und in der Tasche erwärmen. Verbandspäckchen sind hart wie Stahl. Auch die geringste Verwundung ist jetzt tödlich, weil die Verletzten auf der Stelle erfrieren. Die Regimenter melden Hunderte von Ausfällen durch den Frost.
    Am 6. Dezember tritt Sowjetmarschall Schukow mit überlegenen winterfesten Truppen zur Gegenoffensive an. Die deutschen Soldaten, gegen die sibirische Regimenter anstürmen, tragen noch das leichte Drillichzeug des Sommers. Die Panzerketten müssen mit Spitzhacken freigelegt, die Motoren an offenen Feuern gewärmt werden. Wenn die Partisanen den Nachschub nicht hochjagen, fällt er oft aus, weil das plötzlich abkühlende Wasser die Lokomotivkessel zerreißt.
    Auf den E-Häfen hängen jeweils fünf Mann an den Propellern der Kampfflugzeuge, weil sich die Luftschrauben nicht einen Zentimeter bewegen. Die Motorwarte pressen Acetylengas aus Schweißflaschen in die Triebwerke, um sie durch das hochexplosive Gemisch anspringen zu lassen.
    Der Sieg in Rußland erfriert: Bereits am 1. Dezember 1941 hat die Wehrmacht im Osten 162.314 Gefallene, 571.767 Verwundete und 34.344 Vermißte verloren. Die Feldlazarette melden bis jetzt schon 113.000 Erfrierungsfälle. Die Angreifer sind abgekämpft, ausgezehrt, verlaust, apathisch. Die Pferde fressen das Stroh von den Dächern, die Soldaten die Pferde an den Wagen. Austretende erfrieren sich das Glied, ein Oberst das Gesäß, beidseitig.
    Statt über hundertsechzig Kampfwagen verfügt das Panzerregiment 35 noch über vierzig. Die deutschen Flugzeuge verdunsten förmlich in den weiten Lufträumen. Warme Verpflegung gestrichen. Rast unter freiem Himmel, da alle Katen und Dörfer zerstört sind. Eine Einheit bleibt neun Tage ohne Brot; als es endlich durchkommt, muß es mit dem Beil abgehackt werden. Die Munition geht zu Ende. Zwei Züge treffen ein, aber statt der Panzergranaten enthalten die Waggons rote Eisblöcke: Rotwein in Fässern, unbrauchbar zum Schießen wie zum Trinken.
    Die Geschützverschlüsse lassen sich nicht mehr öffnen. Die optischen Geräte fallen aus. Die automatischen Waffen sind nicht mehr zu gebrauchen, weil das Fett steinhart gefroren ist. Statt der Handschuhe wickeln die Soldaten Säcke, Lumpen und Wolldecken um die Finger. Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe weist im Führerhauptquartier darauf hin, daß die Offensive gegen Moskau abgebrochen werden muß. Hitler besteht auf der Fortführung, und vermummte Gestalten taumeln weiter vorwärts wie Betrunkene, fallen in die nächste Schneewächte und sind Minuten später schon erfroren. Wenn sie den Stahl ihrer Waffen anfassen, geht die Haut in Fetzen. Westlich von Moskau werden dreiundsiebzig gefallenen Rotarmisten die Beine abgesägt, um an ihre Filzstiefel heranzukommen.
    Und dann greifen die Russen aus dem Schneegestöber an, spezielle Einheiten, auf den Winterkampf trainiert: weiße Landschaft, weiße Uniformen, weiße T 34, die erstmals auftauchenden hervorragenden Sowjetpanzer, weiße Kanonen – weißer Tod.
    Die deutsche Wochenschau aber zeigt als Bilder von der Ostfront idyllische Winterszenen wie bei einem Skiurlaub in Oberbayerns Bergen.
    Der gesamten Ostfront droht der Einsturz. Zerlumpte Kolonnen taumeln durch den Schneesturm, laufen um das nackte Leben: Fallen sie um, kommen sie nicht mehr hoch, bleiben sie stehen, schnappen sie die Russen. Der Angriff ist direkt in den Rückzug übergegangen – und ergeben kann man sich den Sowjets nicht. Viele, die es nicht mehr durchstehen, legen sich einfach in den Schnee oder jagen sich eine Kugel in den Kopf.
    Kein Sprit mehr. Die letzten Fahrzeuge werden gesprengt. Die Orientierung geht zum Teufel. Auf dem Weg nach hinten laufen viele nach vorne. Wenn aus dem Schneesturm Gestalten auftauchen, weiß man nicht, ob es eigene Soldaten oder Russen sind. Die Sowjets setzen sogar noch die Toten ein. Plötzlich prallt Stefan mit einem Iwan zusammen, der das Gewehr in Anschlag hält. Er wirft sich in Deckung, und dann sieht er, daß der Feind drei gefallene Rotarmisten senkrecht in den Schnee gestellt hat, um die Deutschen zu irritieren.
    Stefan hält am längsten durch, aber jetzt

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