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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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heran.
    »Das mache ich doch«, sage ich. Error kratzt sich am Kopf. Plötzlich hellt sich sein Gesicht auf.
    »Du meinst, du spielst schon Fredman?«
    »Erraten.«
    Vor lauter Freude klatscht Error in die Hände: »Tagsüber arbeitet Fredman als Unternehmensberater, und abends rettet er die Welt.« Error strahlt. »Wie Superman, der als Reporter jobbt. Oder Spiderman, der Fotograf.« Er sieht mich bewundernd an. »Deshalb trägst du einen Anzug!«
    Ich nicke und spüle mit dem Bier die Wahrheit herunter.
    »Und du?«, frage ich.
    Error grinst. »Ich bin hauptberuflich Sohn.«
    Einen Moment schaue ich ihn erstaunt an. Klar, er kommt genau wie ich aus einem reichen Elternhaus, aber das sind ja auch meist die ambitioniertesten Eltern. Error war immer einer der umtriebigsten Typen in der Stadt. Er hat Kneipen mitgegründet, hinter der Bar und an der Tür gestanden. Angeblich war er sogar mal Deutschlandmanager von Iron Maiden. Alles Jobs, die seine Eltern maßlos geärgert haben. Ich glaube, sein Vater ist Schönheitschirurg und die Mutter Promi-Masseuse. Oder umgekehrt. Error war es jedenfalls immer unangenehm, dass er ihnen auf der Tasche liegen musste. Bis jetzt.
    »Ich nehme das Geld als Entschädigung für mangelnde Liebe« sagt Error und zuckt mit den Schultern. »Ist doch besser, als dem Staat auf der Tasche zu liegen.«
    So hätte ich es auch formulieren können. Aber dann hätte mir mein Vater wohl den Kopf abgerissen.
    »Aber gibt es nicht irgendeinen Traumjob, den du gern machen würdest?«
    Error deutet auf Satan. »Im Moment bin ich Hundebesitzer. Zuletzt war ich Taxifahrer, aber dann haben sie mir den Führerschein abgenommen. Ansonsten arbeite ich als Kneipengast, jetzt wieder als guter Freund und eines Tages wahrscheinlich als Hausmann.« Er deutet an sich hinunter: »Bin vielleicht nicht sexy, aber nett. Blöderweise habe ich überhaupt keine Lust auf diese Frauen, die Männer nur wegen ihres Bankkontos heiraten. Ich will eine ehrliche, patente und liebe Frau. Die muss nicht mal hübsch sein und kann gern etwas mehr auf der Hüfte haben. So wie ich.«
    »Perfekte Voraussetzungen«, meine ich und deute auf den Mops: »Seit wann hast du Satan?«, will ich wissen.
    »Seit zwei Wochen. Meine Osteopathin meinte, ich solle mir einen Hund zulegen. So komme ich an die frische Luft, bewege mich regelmäßig und lerne, Verantwortung zu übernehmen. Denn wenn der morgens raus will, kann ich nicht bis in die Puppen schlafen. Aufs Katzenklo will er nicht. Habe ich schon probiert.«
    »Deine was?«
    »Meine Osteopathin: eine Heilpraktikerin, die meinen Körper mobilisiert.«
    Ich schaue Satan an, der trotz der Heavy-Metal-Beschallung friedlich auf Errors Schoß schläft.
    »Kannst du deinen Körper nicht selbst mobilisieren?«
    »Höchstens beim Yoga. Ist angeblich die einzige Sportart, die auch Unsportliche machen können, ohne sich zu überanstrengen. Ich hatte ja neulich einen Bandscheibenvorfall. Muss eine Menge Gewicht mit mir herumschleppen.«
    »Wenn du zu diesem Yoga willst, kann ich ja mal mit ihm rausgehen.«
    Error lacht und schüttelt den Kopf.
    »Nee danke, das hatte ich eigentlich nicht vor. Ist eher etwas für Frauen.«
    Um kurz vor Mitternacht merke ich, wie die Anspannung allmählich von mir abfällt, und mache bei Fear of the dark von Iron Maiden mal kurz die Augen zu.

ASAP
    In der Nähe bellt ein Hund. So nah, dass ich seinen bestialischen Mundgeruch riechen kann. Ich blinzle. Satan fletscht die Zähne und verschafft mir mit einem herzhaften Gähnen die nächste Dröhnung. Wahrscheinlich verdankt er diesem höllischen Gestank seinen Namen. Aber wahrscheinlich rieche ich auch nicht gerade nach Sommerwiese. In meinen Klamotten von gestern liege ich auf einer abgewetzten anthrazitfarbenen Kunstledercouch, den rechten Fuß in einem Aschenbecher. Die Wohnung ist etwa dreißig Quadratmeter klein, hat eine Kochecke, ein Schlafsofa und einen Teppichfußboden, der von zahllosen Partys kontaminiert ist. Das weiß ich, weil ich bei diesen Partys dabei war. Es ist Errors alte Bude. Vielleicht lohnt es sich, im verkeimten Flokati nach meinem Totenkopfring zu suchen, den ich mit 17 hier verloren habe? Aber wahrscheinlich hat den Satan eh schon verschluckt.
    Der Mops sieht mich fragend an. Offenbar bin ich gestern beim Einschlafen mit der Stirn auf die Bar geknallt. Und danach mit dem Hinterkopf. Mein Nacken fühlt sich an, als hätte ich ein Schleudertrauma. Ich weiß noch, dass Wumme und Error irgendwann mit

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