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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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dem Headbangen angefangen haben. Da habe ich dann offenbar mitgemacht. Neben der Couch auf dem Teppichboden liegt Error – ebenfalls noch angezogen.
    Ich zwinge mich aus dem Bett. Sofort beginnt Satan zu bellen.
    »Ruhe!«, befehle ich. Der Hund bellt lauter. Jetzt heißt es schnell und effektiv handeln. Ich schlüpfe in meine Schuhe. Nirgendwo ist eine Uhr zu sehen. Draußen ist es hell, ich schätze, es dürfte spätestens acht sein. Die Präsentation für Frau Merler-Beckscheid beginnt um neun.
    Ohne Umschweife halte ich Error die Nase zu. Geht am schnellsten.
    Augenblicke später ist er wach, versucht sich hochzustemmen, hält inne, macht ein schmerzverzerrtes Gesicht und greift sich an den Rücken. Er versucht, sich über die andere Seite zu drehen, aber keine Chance.
    »Was ist los?«, frage ich, hieve ihn aufs Sofa und stehe auf.
    »Alles deine Schuld«, zischt Error. »Ich hab dich gestern nach Hause getragen. Dabei hab ich mich wohl verrissen. Im Suff habe ich das nicht gemerkt. Jetzt schon.«
    Satan wedelt mittlerweile so heftig mit dem Schwanz, dass er fast abhebt.
    »Dein Hund muss mal raus.«
    »Kannst du das für mich übernehmen?«, murmelt Error mit zusammengebissenen Zähnen und legt sich vorsichtig hin. »Ich kann mich nicht bewegen. Die Leine hängt neben der Haustür.«
    »Wenn ich jetzt noch Gassi gehe, komme ich zu spät in die Agentur.«
    »Du kannst meinen Wagen nehmen«, nuschelt mein Kumpel, stemmt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hoch und lässt sich auf die Couch fallen. »Mercedes. Steht vor der Tür.«
    Bevor ich nachfragen kann, welche Farbe der Wagen hat, verfällt Error wieder in rasselndes Schnarchen.
    Wenig später stehe ich mit dem Mops an einer nietenbestückten Hundeleine unten auf der Straße und halte nach einem Mercedes Ausschau. Ein paar Meter vor einem Taxi entdecke ich ein dunkelblaues Siebziger-Jahre-Coupé, einen dieser Wagen, mit denen meine Mutter früher mit mir in Urlaub gefahren ist. Als Satan sein Geschäft verrichtet hat, will ich ihn schnell wieder hochbringen, aber er weigert sich, auch nur eine Pfote vor die andere zu setzen. Kurzerhand klemme ich ihn unter den Arm und trage ihn hoch. Auf der Türschwelle setze ich ihn ab und schließe auf. Da fängt der kleine Hund an zu winseln. Er sieht mich so traurig an, als wäre er soeben Waise geworden und ich der letzte andere, große Hund auf der Welt.
    »Rein mit dir!«, befehle ich, aber er macht keine Anstalten zu gehorchen. Stattdessen wedelt er mit seinem Stummelschwänzchen und gibt ein flehendes Fiepen von sich. Also gehe ich einen Schritt in die Wohnung. »Error, kannst du bitte deinen Hund holen?«, rufe ich. Die Antwort ist ein lautes Schnarchen. In dem Moment höre ich Satans kleine Füße durchs Treppenhaus nach unten trippeln. Ich renne hinter ihm her, hole ihn aber erst im Erdgeschoss ein.
    »Böser Satan!«, schimpfe ich, woraufhin er versucht, mir die Pfote zu geben. Ich sehe auf die Uhr: noch dreißig Minuten. Irgendwie kann ich verstehen, dass er nicht den ganzen Tag mit dem bewegungsunfähigen Error da oben in der muffigen Bude sitzen will. Der kann ja nicht mal allein den Fernseher anmachen, um »Lassie« zu gucken.
    Also gut, dann nehme ich ihn eben mit.
    Draußen drücke ich den kleinen Knopf auf dem Schlüssel. Die Lichter am Taxi hinter dem Kultbenz blinken auf. Es hat weder ein Taxischild auf dem Dach noch Taxiwerbung an der Seite. Dafür trennt ein Hundenetz den Kofferraum von der Rückbank. Ich öffne den Kofferraum, Satan macht auf der Straße Sitz und keine Anstalten, hineinzuspringen.
    »Los jetzt!«, befehle ich.
    Er schaut mich verständnislos an.
    »Rein da. Aber flott!«
    Keine Reaktion.
    Wahrscheinlich hat Error ihn total verzogen. Ich seufze, hebe die Hand zum Metallergruß und kreische kurz Whitesnakes Here I go again . Daraufhin legt sich Satan eine Pfote über die Augen.
    Mittlerweile ist es hell geworden, dürfte gleich zwanzig vor neun sein. Ich darf auf keinen Fall zu spät kommen. Jetzt heißt es Mann oder Mops.
    Also greife ich Satan unter den Bauch, werfe ihn kurzerhand in den Kofferraum und knalle die Klappe zu.
    Um zehn vor neun fängt mich Jessica hinter der Sicherheitsschleuse der Agentur ab. Offenbar hat sie dort schon eine ganze Weile gewartet. Es dauert ein wenig, bis sie sich hinter dem engen Empfangstresen hervorgekämpft hat, in den sie wie von einem tetrissüchtigen Designer eingebaut wirkt. Als sie vor mir steht, hält sie kurz inne, reißt sich

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