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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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überlegen, welche Kurse wann und in welchem Umfeld stattfinden können. Sina hätte gern einen großen zweitägigen Workshop mit Unterrichtseinheiten von verschiedenen Dozenten für verschiedene Erfahrungslevels, aber ich glaube, wir müssen erst einmal schauen, wen wir wann kriegen. Außerdem sollten wir auch das Thema Ernährung bedienen, da Vegetarismus gerade groß in Mode ist. Die Veranstaltung soll in drei Wochen stattfinden, also nach Sinas Yogaprüfung – und Khamroffs Präsentation. Die beiden Events fallen blöderweise auf den gleichen Tag, aber die Präsentation ist vormittags, und die Yogakurse fanden bisher immer abends statt. Warum sollte das bei der Prüfung nun anders sein?
    Am liebsten würde ich Sina direkt in mein Backoffice holen, aber wenn sie mein Vater hier sieht, macht der uns gleich einen Strich durch den Yoga-Event. Oder er holt sie zu sich ins Büro und überzeugt sie davon, Error zu heiraten. Beides muss ja nicht unbedingt sein. Deshalb verabrede ich mich mit ihr im Yogastudio.
    »Dann können wir auch noch mal dein Prüfungsprogramm durchgehen«, schlage ich vor.
    Als ich bei Hari Yoga ankomme, habe ich Zusagen von acht interessierten Yogagruppen, zwei Yoga-Hilfsmittel-Ausstattern, einer Autorin, die gerade ein Buch über »Yoga zwischen den Mahlzeiten« geschrieben hat, einem »Büro-Yoga«-Spezialisten, einem Aura-Fotografen sowie einem finnischen Saunabauer für Schwitzyoga – und ein Yoga-Magazin sowie eine Yoga-App als Sponsoren. Die meisten haben der Idee zuerst nicht getraut, bis ich sie gebeten habe, meinen Nachnamen zu googeln und sich auf »unserer Internetseite« die Projekte anzusehen, die unsere Firma bereits umgesetzt hat.
    Der Umkleideraum ist leer, auch im Studio ist niemand zu sehen. »Hallo?«, rufe ich. Kurz darauf kommt Sina aus dem Büro hervor. Sie hat ein Handy am Ohr.
    »Du, ich rufe gleich zurück«, sagt sie und legt auf. Ich sehe sie fragend an. »Ich habe mir ein Prepaid-Handy gekauft, damit wir uns bei Ideen gleich anrufen können.« Ich glaube ihr kein Wort.
    »Okay, ich habe schon immer ein Handy. Oder hast du wirklich geglaubt, ich hätte eine Handy-Allergie?« Ich nicke.
    »Bisschen naiv, oder?«
    Am liebsten will ich ihr sofort von meinen Erfolgen bei der Event-Akquise berichten, aber sie kramt in ihrer Tasche, holt einige zusammengeheftete und ziemlich zerknitterte Blätter heraus und legt sie mir hin.
    »Das sind wahrscheinlich die Asanas, die wir bei meiner Prüfung machen müssen«, sagt sie leise. »Du willst ja immer nicht so blöd dastehen. Da dachte ich mir, wir gehen sie vielleicht einmal durch.« Ich werfe einen Blick auf die Illustrationen der Yogastellungen.
    »Woher hast du die?«
    »Ich habe sie meinem Vater geklaut. Er sitzt ja in der Prüfungskommission. Also nicht richtig geklaut, er hat sie einfach auf seinem Tisch liegen lassen.«
    Kommt mir bekannt vor. Väter sind offenbar doch nicht so verschieden. Und auch Sina und ich haben offenbar mehr gemeinsam, als ich dachte.
    »Wahrscheinlich hast du recht. Wäre prima, wenn wir vorher etwas üben könnten.« Sina wagt ein vorsichtiges Lächeln. »Okay, dann zieh mal deine Hotpants an. Über den Event können wir auch nachher reden. Jetzt bekommst du erst mal eine Einzelstunde. Zur Belohnung für dein Engagement.«
    Wir setzen uns im Yogaraum gegenüber. Unsere Blicke treffen sich, und wir müssen beide lächeln.
    »Heute würde ich gern über Vertrauen sprechen«, sagt Sina. »Und vielleicht fällt dir ja etwas dazu ein.« Ich schaue erstaunt auf, denn bisher haben immer sie oder Hari die guten Ratschläge gegeben.
    »Ich kann nicht so gut vertrauen«, sagt Sina unverblümt.
    »Also, was für ein Vertrauen meinst du jetzt konkret?« frage ich. Sina seufzt.
    »Vertrauen in sich selbst, in andere. Ein Urvertrauen. Hari meint, das liegt daran, dass mein Urvertrauen erschüttert wurde, als meine Mutter uns verlassen hat. Wie ist es bei dir?«
    »Äh«, sage ich und ziehe einen Flunsch. »Schwierig.« Das ist mir jetzt ein bisschen zu offen.
    »Vielleicht solltest du deine Mutter mal besuchen?«, schlage ich vor. Sina schluckt. »Das wäre schon schön, aber davor fürchte ich mich ein bisschen.«
    Verstehe ich gut. So still wie jetzt zwischen uns war es beim Yoga fast nie.
    »Jetzt könntest du vielleicht einen passenden Meditationsspruch sagen«, meint Sina leise. »Wenn dir einer einfällt.« Ich überlege. Blöderweise kenne ich keine großen, weisen Meister. Doch, halt!
    »Furcht

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