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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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ausgezogen bin, war ich nicht mehr hier. Und was sollte ich ihr jetzt auch berichten? Dass ich Unternehmensberater geworden bin wie mein Vater? Ich starte den Wagen und trete aufs Gas.
    Im Fitness-Studio lässt mich Danilo zehn Minuten warten, weil er noch eine Skype-Konferenz mit Khamroff hat. Er trägt einen italienischen Anzug mit weißem Einstecktuch und ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragt Danilo, nachdem wir uns begrüßt haben. »Unsere Präsentation ist doch erst in zehn Tagen, wenn ich nicht irre.«
    »Das stimmt«, sage ich. »Aber ich habe eine Idee, die ich gern vorher mit Ihnen besprechen würde. Sie hat nichts mit der Agentur zu tun – und auch nichts mit Khamroff. Aber ich glaube, dass sie Ihnen gefallen könnte.«
    »Sie wollen mit mir tanzen gehen?«
    Ich zwinge mich zu einem vielversprechenden Lächeln.
    »Nein, viel besser.«
    Ohne Umschweife erzähle ich Danilo vom neuen Yoga-Trend. Dass immer mehr Männer zu diesem Sport finden und die Lehrer immer besser ausgebildet werden. Im Großen und Ganzen wiederhole ich eigentlich, was Sina auf dem Beraterseminar in der Schweiz erzählt hat. Aber ich muss gar nicht so richtig ins Schwärmen geraten, denn Danilo unterbricht meine Kampfrede schon nach wenigen Minuten: »Ich mache jeden Morgen Yoga, mich müssen Sie nicht überzeugen.«
    Also gehe ich den nächsten Schritt und berichte ihm von der Idee, einen Yoga-Event in Khamroffs Studio zu veranstalten. Als Beta-Test für das EcoFit-Projekt. Ich erzähle davon, verschiedene Stile und Gurus zusammenzubringen, Workshops zu geben, Hilfsmittel und natürlich Merchandising-Produkte zu verkaufen. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Khamroff versteht, welche Bedeutung Yoga mittlerweile in Europa hat.«
    Danilo nickt. »Wenn es nach ihm ginge, würden alle Männer nur boxen und jagen. Aber dafür bin ich ja da. Lassen Sie Khamroff meine Sorge sein. Er ist ein guter Geschäftsmann, und Yoga ist ein gutes Geschäft. Jeder Event braucht ein Gesicht. Wie sollen wir das Baby nennen?«
    Ich schaue ihn überrascht an. Daran habe ich noch gar nicht gedacht.
    »Wie wäre es mit SINA?«, schlage ich spontan vor.
    »Wer ist Sina?«
    »Meine Yogalehrerin.«
    »S.I.N.A., wie die Anfangsbuchstaben der Yogastile: Sivananda, Iyengar, Nidra und Ashtanga.«
    »Genau«, sage ich einfach mal. »Was ist denn Nidra?«
    »Schlafyoga. Wir brauchen halt etwas mit N. Sonst gäbe es nur Nacktyoga«, sagt Danilo.
    »Ach, Nidra geht schon in Ordnung.«
    Danilo erzählt, dass er in der Stadt noch kein gutes Yogastudio gefunden habe und Sina gern kennenlernen würde, am liebsten schon morgen. »Dann können wir auch gleich das Konzept festlegen.«
    Ich verspreche ihm, sie heute Abend noch zu fragen, wenn ich sie beim Yoga sehe. Als ich ihm zum Abschied die Hand geben will, legt Danilo die Handflächen vor der Brust zusammen und verneigt sich.
    Ich mache mich auf den Weg in die Agentur, um meinem Backoffice von dem Plan zu erzählen. Jay, Thomas und Ben sitzen am Coffee-Point und trinken Kaffee, der so schwarz ist wie ihre Augenringe.
    »Ein Server ist abgestürzt«, erklärt Jay. »Wir mussten eine Zwangspause einlegen.«
    »Und jetzt?«
    Jay schaut auf die Uhr. »Wir kriegen gerade ein Back-up. Caesar & Horn lässt immer Computer parallel mitlaufen, die im Fünf-Minuten-Takt gesynct werden, damit man bei einem Absturz keine Arbeitszeit verliert. Wir machen gleich weiter.«
    »Wie läuft es denn sonst so?«, will ich wissen. Etwas zu schnell kommt ein dreistimmiges »Gut!« zurück. Die drei sehen sich ertappt an.
    »Die Ökostrom-Idee funktioniert nicht«, erklärt Ben leise. »Die Geräte, das klappt nicht. Wird alles viel zu teuer. Der erzeugte Strom steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, die wir haben, wenn wir so kleine Mengen einspeisen.«
    Jay nickt zustimmend. »Was die Trainer betrifft, sind wir schon ganz gut aufgestellt, aber wir müssen noch ein Konzept finden, das eine Auslastung der Kurse garantiert, um ein konkurrenzfähiges Preisniveau zu halten«, referiert Thomas.
    »Wir brauchen noch irgendetwas Besondere«, dolmetscht Jay. Ich klatsche in die Hände.
    »Da habe ich etwas für euch.«
    Jay, Ben und Thomas sind Feuer und Flamme für den Yoga-Event. Ben verschwindet ins Lab, um zu helfen, die Server zu retten, während ich mit Jay und Thomas eine Liste der möglichen Lehrer durchgehe. Ich rufe Sina an und erstelle mit ihr eine Liste möglicher Kooperationspartner. Wir

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