Heldenstellung
jetzt aber artig von seiner Tochter verabschiede und mit ihr so fleißig Yoga übe, dass sie ihre Prüfung besteht, dann sei Hari vielleicht bereit, sein Vorurteil zu überdenken.
»Aber jetzt«, bittet er mich, »geh besser nachhause, denn Sina braucht all ihre Energie für ihre Prüfung.« Er sieht mich finster an. »Auch ihre tantrische Energie!«
Ich verstehe. Zum Glück sind meine Sachen mittlerweile getrocknet. Ich ziehe mich an, und Sina bringt mich zur Tür.
»Sehe ich dich wieder?«, frage ich.
»Wenn du zum Yoga kommst, schon.«
»Seltsamer Tag, oder?«
»Gute Nacht, Frederick.«
Lean Management
»Ich werde Sina einen Ring schenken«, stößt Error hervor. In der einen Hand hält er die Hundeleine, in der anderen ein türkisfarbenes Schmuckkästchen. Am liebsten würde ich meinen Kopf gegen den Türrahmen hauen oder die Tür einfach zuknallen. Stattdessen bitte ich Error herein. In dem Schmuckkästchen steckt tatsächlich ein Ring mit einem kleinen Diamanten.
»Nicht schon wieder!«, rutscht es mir heraus. »Du weißt doch, was beim letzten Mal passiert ist.«
»Ich war seitdem nicht wieder so verliebt«, entgegnet Error bockig.
»Wer einer Frau einen Ring schenkt, könnte sich vorstellen, sie zu heiraten.«
Error nickt. »Ich weiß. Hast du etwas dagegen?«
Gute Frage. Mein Abend mit Sina ist jetzt eine Woche her. Error habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Er ist weder ins Yoga gegangen, noch hat er auf meine Anrufe reagiert. Und jetzt steht er plötzlich um acht Uhr morgens bei mir vor der Tür und will die Frau heiraten, mit der ich gerade in, ja, was eigentlich schlittere?
Auch Sina habe ich in der vergangenen Woche nur einmal beim Yoga gesehen. Sie wollte wissen, ob ich meinen allergischen Schock gut überstanden hätte. In der Tat ist mein Gesicht wieder komplett abgeschwollen, aber Sina bringt mich immer noch ganz durcheinander. Bei ihr scheint das anders zu sein. Sie verhält sich, als sei nichts Besonderes zwischen uns vorgefallen. Wir haben Yoga geübt wie immer, sie hat mich korrigiert wie immer, alles wie immer. Als hätte ich sie nie geküsst.
Nach der letzten Stunde haben wir Hari von der Yoga-Event-Idee berichtet. Er fand sie gut, meinte aber, wir hätten ihm früher davon erzählen müssen. Jetzt sei es zu spät. Als ich nachfrage, warum, winkt er ab.
»Das bringt doch nichts mehr.«
Ich hatte gar nicht gewusst, dass es so schlimm um das Studio steht. Auch Sina war überrascht, aber Hari wollte uns nicht mehr sagen. Es sah ein wenig so aus, als wäre er auf dem besten Weg in eine Depression. Hoffentlich keine Spätfolge des Currys.
Trotzdem: Ich habe Sina versprochen, meinen Fehler wiedergutzumachen. Und das hier ist meine Chance. Nun muss ich nur noch Danilo überzeugen. Ich weiß auch schon, wie. In zwei Stunden habe ich einen Termin bei ihm. Und jetzt kommt mir Error dazwischen. Auch wenn ich mir sicher bin, dass er Sina keinen Ankreuz-Liebesbrief schreibt und sie ihn eh nicht vor dem Yogakurs verlesen würde, so muss ich ihn diesmal doch vor seinem Fehler bewahren. Sonst wird er am Ende noch Big Error genannt.
»Was hältst du davon?«, fragt mein Freund. Seine Augen leuchten. Der ist ja völlig verknallt. Alles Lethargische scheint von ihm abgefallen. Eigentlich sollte ich mich für ihn freuen. Hat er nicht auch mal ein bisschen Glück verdient?
»Ich bin nicht sportlich«, sagt er, »sehe nicht gut aus und kriege kein Wort heraus, wenn ich eine Frau mag. Das Einzige, was ich Sina wirklich geben kann, ist meine Liebe. Und so, wie ich für sie empfinde, so kann dieser Hari nie für sie fühlen. Denn mein Liebe ist etwas Reines.« Er errötet. »Die ist gewissermaßen jungfräulich.«
Was redet er denn da für einen Unsinn? Das klingt so gar nicht nach dem Error, den ich kenne. So verhalten sich doch nur Spinner. Ich sollte einen blöden Scherz machen, aber mir ist nicht nach Scherzen zumute. Error sieht mich an wie ein Chihuahua, der einen Rottweiler um Tipps im Straßenkampf bittet.
»Aber du musst ihr doch nicht gleich einen Ring schenken!«
Er stutzt kurz und deutet mit dem Finger auf mich. »Das habe ich zuerst auch gesagt.«
»Wem hast du das gesagt?«
»Deinem Vater.«
Error erzählt mir, dass er vor ein paar Tagen in der Agentur vorbeigekommen sei, weil er nicht mehr gewusst habe, wie er Sina zeigen soll, dass er sie mag. Am Eingang sei er meinem Vater begegnet, der ihn mit in sein Büro genommen habe.
»Er hat nur ein paar Fragen gestellt, dann ist
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