Heldentod - Star trek : The next generation ; 4
möglich sein konnte. Genau genommen hätte es nicht möglich sein dürfen.
Einst war Seven of Nine – oder vollständiger Seven of Nine, Tertiäres Attribut von Unimatrix Null-Eins – eine junge Frau namens Annika Hansen gewesen. Im Alter von acht Jahren bereits von den Borg assimiliert, gab es viele Aspekte des Menschseins, die sie nur in der Theorie kannte. Entsprechend hatte sie sich große Mühe gegeben, so viel wie möglich über die Menschheit in Erfahrung zu bringen, einerseits indem sie die Menschen befragt hatte, die sie kannte, andererseits indem sie alles Quellenmaterial verschlungen hatte, dessen sie hatte habhaft werden können. Es war eine seltsame Herangehensweise, ihre eigene Rasse aus einer wissenschaftlichen Distanz heraus zu studieren, als wäre sie kein Teil davon, aber es war die einzige Methode, die sie kannte.
Eine der Eigenarten des Menschseins, über die sie während ihrer Studien gestolpert war, war ein Phänomen, das man Vorahnung nannte. Oberflächlich betrachtet schien es weder Hand noch Fuß zu haben, sondern vielmehr einer unbekümmerten Ansicht hinsichtlich psychischer Gaben geschuldet zu sein. Die am häufigsten zitierten Vorfälle berichteten von Menschen, die behaupteten, ohne jede rationale Methode der Versicherung zu wissen, dass eine geliebte Person in Not oder krank oder – in den meisten erwähnten Fällen – tot sei. Die Forschung schien diesbezüglich tief gespalten, und die Schlüsse wurden zumeist nicht auf der Basis der nüchternen Auswertung von Datenmaterial gezogen, sondern entsprechend der Neigung des individuellen Forschers, sich die Zahlen herauszupicken, die er brauchte, um seine eigene Ansicht zu untermauern. Das war schon immer so gewesen; der Missstand erstreckte sich bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein, wo Seven die frühesten wissenschaftlichen Untersuchungen ausgemacht hatte.
Zweifellos hatten sich Studien psychischer Phänomene seitdem deutlich weiterentwickelt, und es existierten ganze Abteilungen und Zweige der Sternenflotte, die sich all jenen widmeten, die messbare Fähigkeiten in außersensorischer Wahrnehmung besaßen. Doch die Unterstützer der Vorahnungsforschung schienen der Ansicht zu sein, dass psychische ‚Eindrücke‘, die Not oder Unheil vermittelten, jeden jederzeit heimsuchen konnten. Diese Meinung stand im Gegensatz zu der moderneren Ansicht, dass es eine kleine Gruppe von Menschen gab, die über psychische Kräfte verfügte, und dass nicht mehr dahinter steckte. Es war eine Gabe, die sich kein bisschen von den anderen Gaben unterschied, die Menschen zufällig von Geburt an ihr Eigen nannten.
Seven neigte nach all ihren Studien dazu, Vorahnungen als selektive Erinnerung zu beschreiben. Es war keineswegs ungewöhnlich für Leute, urplötzlich von der Angst oder Sorge hinsichtlich des Wohlbefindens von Freunden oder Geliebten befallen zu werden. In diesem Fall kontaktierten sie besagte Geliebte, hörten, dass alles in Ordnung war, und vergaßen sofort all ihre Sorgen wieder. In dem einen von tausend Fällen, in denen sich aber wirklich etwas zugetragen hatte – ein Unfall, eine Krankheit, ein Missgeschick, das sie getroffen hatte –, sahen sie sich sofort darin bestätigt, dass ihr Gefühl, ihre ‚Vorahnung‘ eines schlimmen Ereignisses, wohl begründet gewesen war. Die Menschen vergaßen die falschen Alarme. Sie erinnerten sich nur an die Momente, die Zufälle, in denen die Wirklichkeit mit ihrer Vorstellung übereingestimmt hatte.
Es gab allerdings einen Aspekt, den Seven durchaus in Betracht gezogen hatte. Vielleicht besaßen alle Menschen die Gabe zu außersensorischen Wahrnehmungen, die jenseits der Norm lagen, nur waren sie nicht darin ausgebildet oder es mangelte ihnen an der Fähigkeit, auf diese Gabe zuzugreifen. Wenn man diesen Gedanken weiterdachte, waren es vielleicht die bedrängten Geliebten selbst, die in Wahrheit über psychische Gaben verfügten. Vielleicht setzten auch extreme Gefahr oder der bevorstehende Tod dieses Potenzial frei und erlaubten es den Personen, ihre zuvor unerreichbaren Gaben zu nutzen und eine Art mentales Notsignal auszusenden. Es war nur natürlich, dass sich solch ein Signal an das Bewusstsein von jemandem richten würde, dem sich das bedrängte Individuum besonders nahe fühlte. Das Problem lag nur in der faktischen Unmöglichkeit, dies zu belegen, da das ‚sendende‘ Individuum für gewöhnlich aufgrund der Umstände, die das Signal überhaupt erst ausgelöst hatten, tot war.
Am
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