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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Nimarisawi einen Zauber gesprochen, der dir deine Jugend und deine Kraft zurückgeben würde, falls dein Haar schon grau ist, wenn die Häscher kommen. Ist es nicht so?«
    Dalarr erhob sich und musterte Namakan, deutliche Belustigung auf den Zügen. »Mach dich nicht lächerlich, du Fifl. Sie kann den Strom der Zeit stauen, aber seinen Lauf umkehren? Dafür reicht selbst ihre Macht nicht aus. Niemand kann das. Kein Mensch, der Skaldat schmiedet, und erst recht keine Elfe, die ihre Träume in Worte gießt. Vor der Zeit sind wir alle gleich, und du solltest zu deinem fetten Pärchen beten, das nicht voneinander lassen kann, damit das auch bis in alle Ewigkeit so bleibt. Nein, Nimarisawis Zauber erfüllt einen vollkommen anderen Zweck.«
    »Und welchen?«, wollte Namakan ernüchtert wissen.
    Dalarr sah seinen Schüler prüfend an, fast so, als wären sie einander eben erst begegnet und er würde einzuschätzen versuchen, wen er da vor sich hatte. »Der Zauber ist Teil unserer Rache.« Der düstere Ton, den Dalarr wählte, gab dem Garten seine Ödnis zurück. »Ich würde sie gefährden, wenn ich dir verrate, was dieser Zauber bewirkt.«
    Das reicht mir nicht, Meister. Nicht mehr. »Wieso?«
    »Weil du mir womöglich nicht mehr folgen wollen würdest, wenn du wüsstest, was geschieht, wenn der Zauber aufgehoben wird.« Dalarr senkte traurig den Blick. »Weil du mich darum bitten würdest, ihn schon jetzt aufzuheben und seine Kraft verfliegen zu lassen.«
    »Der Zauber ist gefährlich«, folgerte Namakan.
    »Ja, ist er. Das muss er sein, um meine Rache vollendet zu sehen.« Dalarr nickte. »Und ich werde einen Preis dafür bezahlen. Einen sehr hohen Preis.«
    Namakans Mund dörrte aus. Er meint doch nicht, dass … »Wirst du daran sterben?«
    »Was ist das für eine Frage, mein Junge? Alles stirbt irgendwann«, erwiderte Dalarr ruhig.
    Eine Gänsehaut, die nicht der Kälte geschuldet war, kroch Namakans Arme hinauf. Ich werde ihn verlieren. Er wird sterben. Wir werden unsere Rache bekommen, aber er wird dafür sterben. Und was ist dann mit mir? Bleibt mir dann nur Morritbi? Oder kommen wir alle um und ich erfahre, ob er recht mit seiner Stillen Leere hat? Ziehen wir in den Tod? Namakan biss sich auf die Unterlippe. »Was ist ein Tegin?«
    »Hm?« Dalarr ruckte mit dem Kopf, als hätte er sich verhört.
    »Tegin«, wiederholte Namakan. »Nimarisawi hat dich so genannt. Was heißt das?«
    »Oh …« Dalarr winkte ab. »Es ist nur ein Wort, das die Elfen für bestimmte Menschen verwenden.«
    »Was für Menschen?«
    »Menschen, die sie für weise halten«, erläuterte Dalarr. Ein schmales Lächeln teilte seinen Bart. »Und da siehst du, was die Elfen zwischen ihren spitzen Ohren haben. Nichts. Oder einen schönen dampfenden Haufen Kacke. Wenn ich mich weise nennen darf, dann darf es jeder, der denkt, mit einem Igel wäre gut den Rücken bürsten …« Dalarr nahm die Hände wie eine Muschel vor den Mund und blies seinen Atem hinein. »Genug gelustwandelt und gestritten, findest du nicht? Mir wird kalt, und uns wird noch eine Weile lang kalt genug sein, bis wir in Silvretsodra sind.«
    Sie traten den Rückweg an. Als sie aus dem Garten der toten Blumen in den Irrgarten gelangten, den die Gänge der Halle der Zusammenkunft darstellten, kam Namakan zu dem Schluss, dass seine Neugier noch nicht ganz gestillt war. »Du hast etwas von Galt genommen. Was war es?«
    »Etwas, womit man findet, wonach man sucht. Genauer gesagt, etwas, womit ich finden kann, wonach ich als Nächstes suchen muss.«
    Wir sind zu lange hier. Er hört sich an wie eine Elfe … »Und wonach musst du suchen?«
    »Nach jemandem, der uns hilft, Arvid und Waldur zu bezwingen.«
    Es wird nicht besser. Aber wenigstens ist es keine Lüge. So, wie … »Meister?«
    »Ja?«
    »Was ist eigentlich daraus geworden, dass man kein Heer braucht, um einen König zu töten? Dass ein einzelner Mann, der entschlossen ist, Blut fließen zu sehen, dafür genügt?«
    »Das, mein Junge«, sagte Dalarr ernst, »ist nach wie vor die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Ich habe aber nie behauptet, dass es diesem Mann verboten wäre, sich zunächst die schärfste Waffe zu besorgen, die er kriegen kann, damit das Blut auch ordentlich sprudelt.«

22
    Grollend vor Zorn steigt Guloth hinab, Grottengrund zu finden.
    Verwesung umfängt verlorene Gänge, verzehrende Verdammnis des Plagenvaters.
    Slahis Sabbas feister Leib schlängelt sich heran, Seelen zu schinden.
    Fäulnis ficht des

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