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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Bären Sohn nicht an, forsch schwingt er den Hammer.
    Zersplittert ist der morsche Zahn, zerschlagen und zertreten.
    Winselnd weicht der ekle Wurm, Wahnsinn in die Flucht geschlagen.
    Lachend läuft Guloth zur lodernden Esse, lässt die Knochen mahlen.
    Glühend gerinnt die Gandus Ajirtha, Gliederketten sind rasch geschmiedet, reiht Guloth rachsüchtige Tote um sich auf, Ringen Wurm und Recke um Rache und Recht.
    Ketten trägt nun das kranke Übel, Kerker ist ihm nun sein Bau.
    Schleichend sinkt Guloth in Todes Schlaf, schließt er auch ein den Slahis Sabba.
    Hütet ihr treu das hohe Tor, hat er sein Heil euch gern gegeben.
    Aus einem Sagenlied jener Sippe von Drauhati, die in Tristborn Zwerge geheißen werden
    Der Abschied von Nimarisawi vollzog sich rasch und ohne viel Aufhebens im Knospensaal.
    »Wäre es nicht Verrat an meinem Volk, mit euch zu gehen?«, fragte die alte Elfe. »Muss das Letzte nicht dort bleiben, wo es auch das Letzte sein kann? Wo das Letzte letztlich ins Vergessen übergeht?«
    Wenn Tschumilal schon davon erfahren hatte, dass ihr Vater von Dalarr erlöst worden war, so war es ihr nicht anzumerken. Sie stand neben ihrer Mutter, den Rücken aufrecht, die Züge entspannt. Nur ihre ohnehin blasse Haut schien noch etwas blasser. Falls sie es gehört hätte, dachte Namakan, dann würde sie wohl eher Dalarr nicht aus den Augen lassen. Er hat Galt getötet. Aber Dalarr ist ihr genauso gleichgültig wie wir anderen auch. Bis auf Kjell. Den starrt sie an.
    »Wird eure Reise das Ziel finden, das ihr euch wünscht?« Das waren die Worte, mit denen Nimarisawi sich in die verzweigten Gänge der Halle der Zusammenkunft zurückzog. Wegen der eigentümlichen Art, wie die Elfen sprachen, war nicht eindeutig zu beurteilen, ob sie ihren scheidenden Gästen nun Mut zusprechen oder Zweifel in ihren Herzen wecken wollte.
    So oder so änderte es nichts daran, dass die Wanderer aufbrechen mussten. Sie packten ihre Rucksäcke und schnürten ihre Bündel. Dann schritten sie durch das in seiner stillen Starre gefangene Tal, vorbei an den Trümmern der einst so stolzen Häuser der Kinder des Dunstes, vorbei am unheimlichen Spalier der Wächter, von denen manche noch die Spuren des kurzen Kampfes trugen, den sie sich mit den vermeintlichen Feinden der Elfen geliefert hatten. Einmal mehr lastete bedrückendes Schweigen auf den Wanderern.
    Es hielt an, bis sie die gewaltige Hecke erreichten. Dicht geschlossen rieben sich die kargen Ranken aneinander, und der Gang durch das dornige Hindernis war verschwunden.
    »Ich hoffe sehr, dass Nimarisawi dir das neue Wort verraten hat, mit dem wir die Hecke passieren können«, sagte Ammorna spitz.
    »Nein, hat sie leider nicht«, gab Dalarr gereizt zurück.
    »Und jetzt?«, fragte Morritbi. »Hacken wir uns einen Weg da durch?« Sie schüttelte das Beutelchen mit Skaldat an ihrem Gürtel. »Oder rufen wir die Hilfe des Feuers an?«
    »Dridd«, fluchte Dalarr.
    »Soll jemand von uns zurücklaufen und nach dem Wort fragen?« Namakan sah sich unschlüssig um, zuerst auf beiden Seiten an der Hecke entlang. Danach drehte er sich um und schaute zurück ins Tal. Was macht sie denn hier? Mit einem »Da!« machte er die anderen auf seine Entdeckung aufmerksam.
    Tschumilal näherte sich ihnen auf dem Pfad, an dessen Ende sie ratlos vor der Hecke standen. Die Elfe, die keine Elfe war, legte keine besondere Eile an den Tag, doch sie schlenderte auch nicht. Sie ging eher wie eine Frau, die ihre Wäsche an den nächsten Fluss trug – das Ziel und ihre Aufgabe klar vor Augen, ohne dass sie darüber Aufregung oder gar Freude empfinden würde. Über ihre linke Schulter war der lange Gurt einer Ledertasche geschlungen, neben dem Köcher an ihrer Hüfte baumelte eine Handvoll Wurfringe.
    Erwartungsvoll blickten ihr die Wanderer entgegen, und sie erlebten eine Überraschung, als sich Tschumilal an Kjell wandte.
    »Kann ich euch begleiten?«, fragte sie. »Kann ich mit euch Rache an denen üben, die ein ganzes Volk der Auslöschung preisgegeben haben?«
    »Verbieten können wir es dir schlecht«, antwortete Kjell in vorsichtigem Tonfall. »Du hast allen Grund, auf Rache zu sinnen. Doch bist du dir ganz sicher, dass du deine Mutter allein mit deinem Vater zurücklassen willst?«
    »Ist mein Vater nicht tot?«, erwiderte Tschumilal wie beiläufig.
    »Tot?« Kjell runzelte die Stirn. »Er liegt nur in einem langen Schlaf, aus dem es womöglich kein Erwachen mehr gibt, dachte ich.«
    »Sie sagt die Wahrheit«,

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