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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Weg durch die Futterspalte oben an der Decke fanden. Ihr Boden war ein einziges Knochenfeld, übersät von dem gelb schimmernden Gebein all der unzähligen toten Geschöpfe, die man ihrem Bewohner zum Fraß vorgeworfen hatte.
    Der Drache hatte gerade den Kopf des Probaskas zwischen seinen gewaltigen Kiefern zermalmt. Im Gegensatz zu Teriaschs Traum von ihm war Schwarzschwinge nicht unter einer Schicht aus verkrustetem Schleim gefangen. Dafür waren seine Vorderpranken und seine Flügel mit schwarzen Ketten gefesselt, von denen jedes Glied die Größe eines Wagenrads besaß, und der Drache hatte auch sonst wenig von einer herrschaftlichen Erscheinung: Sein linkes Auge war milchig trüb, in seinen wegen der Ketten nach hinten verrenkten Schwingen klafften faustgroße Löcher, und an vielen Stellen seines Leibes waren ihm die Schuppen ausgefallen und entblößten seine darunterliegende bleiche Haut. Um den Hals trug er das größte Kollare, das Teriasch je gesehen hatte, und dort, wo der Reif nicht von wildem Fleisch überwuchert war, sickerte dunkles Blut aus wundgescheuerten Stellen.
    In Schwarzschwinges gesundem Auge verengte sich die geschlitzte Pupille. Der zerbissene Kopf des Probaskas rutschte aus dem Maul des Drachen. Er legte den Kopf schief. »Du bist gekommen, Menschlein. Ich habe dich geträumt, und du bist gekommen.«
    Beim Aufstehen schlossen sich Teriaschs Finger wie von selbst um einen langen Knochen, der einmal einem Pferd oder einer kleinen Rüsselschnauze gehört hatte. »Du hast nicht gelogen. Es gibt keinen Behemoth des Feuers.«
    »Warum hätte ich dich belügen sollen?«
    »Weil das ein Land voller Lügen ist.«
    »Mit wem redest du da?« Rukabos Stimme zitterte. Der Halbling hatte seinen Rucksack abgesetzt und begonnen, seinen Inhalt auszupacken, als könnte er es gar nicht abwarten, sofort wieder aus dem Turm zu fliehen. »Redest du mit dem Drachen?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Mit dem Mund.«
    »Und er gibt dir Antwort?«
    »Hörst du ihn nicht?«
    »Ich höre ihn knurren und fauchen und mit den Kristallzähnen klacken, wenn du das meinst.«
    Schwarzschwinge lachte grollend. »Das halbe Menschlein ist nicht wie du. Er hat nicht das Feuer in sich. Aber er sieht schmackhaft aus. Schön fett. Und er hat Angst. Angst verleiht Fleisch eine köstliche Würze.«
    Teriasch hob den Knochen wie eine Keule. »Ich bin hier, um die Waffe zu holen, die du mir versprochen hast.«
    »Du bist verrückt«, murmelte Rukabo vor sich hin, während er die Schnallen und Schließen seines Rucksacks löste. »Du bist einfach verrückt.«
    Der Drache sog Luft in die vier Löcher an seiner Schnauze. »Du bist gerissen, Menschlein. Dich in meinem Futter zu verstecken, das ist … mutig. Ich hätte dich fressen können, bevor ich gemerkt hätte, dass du da bist. Mein letzter Besucher hat einen weniger gefährlichen Weg gewählt, um mich zu treffen. Er hat ein Lied gesungen, damit die Wände meines Kerkers vor ihm Platz machen.«
    »Das musst du geträumt haben«, sagte Teriasch.
    »So? Und was würde das ändern?« Schwarzschwinges Ketten klirrten, als seine Schwingen zuckten. »Und habe ich etwa auch geträumt, dass du es geschafft hast, die Karini Yoni mit deinem Zorn zu wecken? Habe ich geträumt, dass ich ihren Turm beben spürte?«
    »Die Waffe«, sagte Teriasch nur.
    »Warum bist du so ungeduldig?«, fragte Schwarzschwinge amüsiert. »Aber komm ruhig näher, dann kannst du sie besser sehen.«
    Teriasch machte zwei Schritte auf den Drachen zu. Er braucht mich genauso, wie ich ihn brauche. Er wird mir nichts tun.
    »Wo willst du hin?« Rukabo tapste ihm nach, besann sich aber eines Besseren und blieb stehen. »Das Tor hinter ihm ist versiegelt. Da kommen wir nicht raus. Und selbst wenn, ich habe keine Lust, der Tempelwache in die Arme zu laufen. Bleib hier.«
    Teriasch deutete mit dem Knochen auf den Drachen. »Ich will etwas von ihm.«
    »Ja, natürlich willst du das.« Rukabo seufzte. »Und soll ich dir sagen, was du von dieser Bestie kriegst? Den Kopf abgebissen, das kriegst du.«
    »Das halbe Menschlein redet viel Unsinn«, merkte Schwarzschwinge an.
    »Ich weiß«, erwiderte Teriasch. »Wo ist die Waffe?«
    »Erst musst du mir etwas versprechen«, verlangte Schwarzschwinge ernst. »Dann bekommst du sie.«
    »Und was soll ich dir versprechen?«
    »Führst du Verhandlungen mit dem Ding?«, wollte Rukabo entgeistert wissen. »Worüber? Kannst du da auch was für mich rausschlagen?«
    Schwarzschwinge nahm erneut Witterung

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