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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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auf. »Das laute halbe Menschlein riecht nach Feuerstaub. Hat es sich für mich darin gewälzt, damit es mir besser schmeckt?«
    »Das Versprechen«, erinnerte Teriasch ihn. »Was willst du von mir?«
    »Du musst noch einmal zu mir kommen, wenn du den Kala Hantumanas getötet hast«, sagte Schwarzschwinge. »Du musst mich befreien.«
    »Aber warum?«, wunderte sich Teriasch. »Wenn er tot ist, hat das Kollare keine Macht mehr über dich.«
    »Sieh mich doch nur richtig an, Menschlein.« Der Drache spreizte die Klauen seiner Vorderpranken, als wollte er seine Ketten sprengen, dann senkte er traurig die Schnauze in einen Knochenhaufen. »Ich bin zu schwach«, kam es zwischen dem Gebein hervor. »Ich bin zu lange gefangen, um mich noch selbst zu befreien, sogar wenn der Wurm der alles umschlingenden Liebe sterben sollte. Meine Macht reicht kaum mehr noch zum Träumen, und es fällt mir immer schwerer, auch nur eine einzige der fliegenden Echsen, deren Urahn ich bin, zum Aufbegehren zu bewegen. Du musst mir helfen. Versprichst du es?«
    »Ich will erst die Waffe sehen«, verlangte Teriasch.
    »Ich habe sie ja gleich ausgepackt«, grummelte Rukabo. »Wollen wir mal hoffen, dass sie keinen allzu großen Schaden genommen hat.«
    »Seine Waffe, nicht die Arkakrux«, klärte Teriasch seinen Begleiter auf.
    »Seine Waffe?«
    »Wie du möchtest, Menschlein.« Schwarzschwinge nahm den Kopf aus dem Haufen und drehte ihn so, dass er Teriasch eine Seite seiner Schnauze präsentierte. »Siehst du sie jetzt?«
    »Nein.«
    »Dann musst du wohl näher kommen.«
    Die schwach funkelnden, speerartigen Zähne des Drachen fest im Blick, schritt Teriasch nach vorn. Alte Knochen zerbröselten knackend unter seinen Stiefelsohlen. Das Geräusch bereitete ihm Unbehagen, doch er achtete ebenso wenig darauf wie auf das neuerliche Gejammer, das Rukabo anstimmte. Was hätte Schwarzschwinge davon, wenn er mich frisst? Er hat doch förmlich um meine Hilfe gebettelt. Oder war das nur eine List?
    »Siehst du sie?«, raunte der Drache. Er verrenkte in grotesker Weise Hals und Vorderbeine, um mit einer Klaue gegen einen der Zähne in seiner Schnauze zu tippen. Der leise Laut, der dabei entstand, war glockenhell. »Das ist sie.«
    Teriasch stand nun so dicht vor Schwarzschwinge, dass ihm der Atem des Drachen entgegenschlug, kühl und rein. Er musterte den durchsichtigen, nadelspitz zulaufenden Zahn, der so lang wie sein Arm und so dick wie sein Handgelenk war. Einen Fingerbreit unterhalb des Kiefers zog sich ein feiner Riss quer durch den Kristall, als hätte Schwarzschwinge einmal auf etwas gebissen, das selbst für seine Zähne zu hart war.
    »Du brauchst sie dir nur noch zu nehmen«, sagte der Drache.
    Teriasch ließ den Knochen fallen, streckte die Hand nach dem Zahn aus, legte die Finger um ihn.
    »Ich wäre dann so weit«, rief Rukabo, die Stimme leiernd vor Furcht und Ungeduld. »Ich werde nicht auf dich warten, wenn das Ding zuschnappt. Bei aller Freundschaft nicht.«
    Der Zahn fühlte sich an wie ein Eiszapfen, glatt und kalt.
    »Halt gut fest!«, knurrte Schwarzschwinge noch, dann riss er den Kopf weg. Ein sattes Knirschen kratzte Teriasch in den Ohren. Ungläubig starrte er auf den Zahn, den sich der Drache mit seiner Hilfe aus dem Kiefer gebrochen hatte. Er ist ganz leicht, wie ein dürrer Ast.
    »Was mache ich damit?«, fragte er leise.
    »Du treibst ihn dem Kala Hantumanas in seinen verfluchten Leib.« Eine plötzliche Wildheit schwang in den Worten mit. »So tief, wie du nur kannst.«
    Teriasch dachte an das Geschöpf, das ihm beim Anlegen seines Kollare erschienen war – das schemenhafte, gigantische Wesen, das in der Schwärze eines bodenlosen Sees lauerte. »Aber der Wurm ist so groß, und diese Waffe ist so klein.«
    »Ich meine es ernst, weißt du?«, drängelte Rukabo. »Wie lange willst du das Viech noch reizen? Glaubst du, es hat ewig mit dir Geduld? Du hast ihm einen Zahn abgebrochen, Mann! Komm jetzt endlich! Deinetwegen verpasse ich nicht das große Feuerwerk, weil ich im Bauch eines Drachen verdaut werde, das will ich dir sagen.«
    »Was hat das halbe Menschlein für ein putziges Spielzeug?«, wollte Schwarzschwinge wissen.
    »Eine Arkakrux.« Teriasch brauchte sich nicht umzudrehen. »Eine von der Sorte, die Diebe verwenden, um ungesehen auf Häuserdächer zu kommen. Sie verschießt einen Bolzen mit einem Hakenkopf, und an dem Bolzen ist ein Seil. Es ist dünn, aber mir wurde gesagt, es trägt genügend Gewicht, dass selbst

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