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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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mein Freund daran hochklettern kann.«
    »Ah.« Schwarzschwinge nickte. »Ist es ein Seil des Spinnenvolks? Dann hat es einen weiten Weg hinter sich.«
    »Das weiß ich nicht.« Teriasch wog den furchtbar leichten Zahn in seiner Hand. »Aber ich möchte etwas anderes wissen. Von dir. Wie soll ich mit dieser winzigen Waffe gegen einen Gegner wie den Kala Hantumanas antreten? Ist das alles ein Scherz, den nur ein Drache verstehen kann?«
    »Ein Scherz, bei dem ich mich selbst verstümmele?« Schwarzschwinge lachte. » Das ist ein guter Scherz, Menschlein. Du hast eine schlechte Angewohnheit, wie mir scheint. Überall siehst du Lügen, nur nicht dort, wo Lügen sind.«
    »Steck diesen Zahn in den Rucksack, wenn du ihn mitnehmen willst, und dann raus hier«, rief Rukabo. »Mir ist es hier nämlich mit all den Knochen nicht geheuer, und dass du einen Drachen zähmen kannst, will ich nicht glauben. Ich zähle bis drei. Eins!«
    »Das halbe Menschlein ist in Eile«, stellte Schwarzschwinge fest. »Und es hat recht. Du solltest dich sputen. Warte nicht zu lange, bis du zum Kala Hantumanas gehst.«
    »Zwei! Ich habe schon angelegt. Da ist eine Lücke in der Mauer gleich unter dem Spalt, der mir sehr vielversprechend aussieht. Und mit vielversprechenden Spalten kenne ich mich bestens aus.«
    Teriasch ging langsam rückwärts. »Warum muss ich mich damit so beeilen, den Wurm zu töten?«
    »Weil ich nicht länger warten will, frei zu sein«, sagte Schwarzschwinge und stemmte sich so heftig gegen seine Ketten, dass die gesamte Höhle wankte und die Knochen auf ihrem Boden klappernd zu tanzen begannen. »Weil ich frei sein muss!«
    »Drei! Drei! Drei!«, kreischte Rukabo.

18

     
Der wahre Unterschied zwischen Meister und Schüler
offenbart sich am häufigsten in der
weisen Entscheidung, wann es Zeit ist,
ein einmal gebrauchtes Werkzeug fallen zu lassen.
Merkspruch der Letzten Seufzer jüngeren Datums
     
    »Trefflichster Schütze des gesamten Dominums!« Rukabo aalte sich auf der warmen Marmorbank, während er sich genüsslich das Brusthaar einseifte. »Ein Ehrentitel, der des Katers von Kalvakorum gerade so würdig wäre, will ich meinen.«
    Teriasch schüttelte den Kopf und atmete schwer und lange aus. Seit seiner Nacht in der Schwitzhütte war er nicht mehr an einem Ort gewesen, an dem eine derart feuchte Hitze herrschte wie in der großen Halle des Herrschaftlichen Dampfbads. Trotzdem war er dem Vorschlag Nescas gern gefolgt, sich nach seiner Rückkehr aus der Drachenhöhle dort zu entspannen. Er bereute seine Entscheidung nicht. Es tat gut, den Gestank, der wegen seiner Reise im Probaskakadaver an ihm gehaftet hatte, aus allen Poren auszuschwitzen. Schwarzschwinges Zahn wusste er sicher unter seinem Bett verwahrt – verborgen in einer ledernen Schriftrollenhülle, die Rukabo für ihn in Nescas Studierzimmer »gefunden« hatte.
    Teriasch sah durch das gläserne Dach der Halle hinauf in den Himmel. Echsenreiter flogen Patrouille über dem Palastbezirk, die schwarzen Silhouetten vor den zerrupften weißen Wolken scharf umrissen. Ihm fiel ein, was der Drache über die Echsen gesagt hatte. Er kann sie dazu bringen, gegen ihre Sklaverei aufzubegehren, aber immer nur eine auf einmal. Als ob ihn der Kala Hantumanas absichtlich nicht ganz ohnmächtig hält, sondern ihm aus reiner Grausamkeit einen winzigen Funken seiner wahren Macht überlässt, um ihn zu quälen.
    Er drehte sich auf den Bauch, ließ die Hände links und rechts von der Bank baumeln und schaute auf das dreißig Schritt breite und ebenso lange Becken in der Mitte der Halle. Das Wasser darin war still, spiegelglatt. Weiße Schwaden stiegen träge in kleinen Fähnchen daraus empor. Bald würde es wieder so weit sein. Er wusste nicht, wie die Harten Menschen es genau bewerkstelligten, doch einmal in der Stunde begann das Wasser zu blubbern und zu brodeln, bis es schließlich zischend eine große Dampfwolke ausstieß, die sich im gesamten Raum verteilte. Dann sah man kaum noch die Hand vor Augen, so dicht war der heiße Nebel. Ob sie einen Geist dafür versklavt haben, damit er das für sie tut? Ein Kind des Wassers und des Feuers? Rukabo meinte, manche von den Harten Menschen wüssten sehr genau, wie man so etwas tut. Sie verwenden das Skaldat so, wie es uns die Ewige Wanderin verboten hat, um uns vor dem Hochmut zu schützen, den unsere ältesten Ahnen zeigten, als sie noch in den Verbotenen Lagern lebten.
    »Woran denkst du gerade?«
    Er hatte Nesca nicht bemerkt.

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