Heldenzorn: Roman (German Edition)
herunter.
»Hoheit!«, hörte er Carda rufen, die das Platschen der nackten Leiber auf den Fliesen nicht überhört hatte.
»Er hat einen Dolch!«, schrie Teriasch und versuchte, Nesca mit seinem Körper zu schützen. Sie schlüpfte aus seiner ungelenken Umarmung und trat in einer fließenden Bewegung von tänzerischer Anmut unter der Bank hindurch nach den Beinen des Angreifers.
Der Letzte Seufzer stöhnte auf und wankte nach hinten. Es schepperte hohl, und er taumelte nach vorn. »Nimm das, du Drecksack!«, brüllte Rukabo, gefolgt von einem neuerlichen Scheppern.
Nesca war noch vor Teriasch aufgesprungen, doch es war Carda, die den Kampf entschied. Ihr Streitkolben schmetterte auf die Schulter des Mannes, sein Dolch schlitterte klirrend über die Fliesen.
»Töte ihn nicht!«, warnte Nesca.
»Alarm! Wachen! Alarm!« Erst jetzt nahm Teriasch die schrillen Schreie der anderen Töchter des Dominex wahr, die jedoch schnell leiser wurden, wahrscheinlich weil sie sich in einen der umliegenden Korridore flüchteten.
Der Dampf hatte sich mittlerweile so weit gelichtet, dass Teriasch beobachten konnte, was sich zwei Armeslängen vor ihm abspielte. Carda rang den Attentäter mühelos zu Boden, indem sie ihm die Beine wegfegte. Sie packte mit der einen Hand seinen verletzten Arm, die andere mit dem Streitkolben hatte sie drohend erhoben.
Rukabo wuselte heran und riss dem Kerl die Ledermaske vom Gesicht.
»Lasst mich gehen, lasst mich gehen«, bettelte der hohlwangige Mann, der darunter zum Vorschein kam, schmerzerfüllt. »Lasst mich gehen!«
»Am Arsch!«, spottete Rukabo. »Jetzt bist du dran!«
Er hieb dem Letzten Seufzer die verbeulte Kanne auf den unverletzten Arm, doch der Mann heulte nur auf und versuchte, sich in den weit aufgerissenen Mund zu greifen. Carda unterband dies durch einen präzisen, satten Schlag gegen seinen Ellenbogen. Kraftlos fiel ihm sein Unterarm quer über die Brust.
»Bitte! Bitte! Bitte!«, schluchzte er. »Ihr wisst nicht, was ihr tut! Ihr wisst nicht, wer er ist!«
»Wer zahlt dir dein Blutgeld?«, fragte Nesca, ihre Züge vor Zorn grauenhaft verzerrt.
»Er hat uns gezwungen, er hat uns gezwungen. Versteht ihr nicht?«
»Antworte Ihrer Hoheit!«, bellte Carda.
»Ich kann nicht!« Tierhafte Panik sprach aus dem Gefangenen. »Er hört alles, was ich sage. Hier!« Er streckte die Zunge heraus.
»Du wagst es auch noch, frech zu werden?« Cardas Streitkolben pfiff auf die Schulter nieder, die er schon einmal gebrochen hatte.
»Halt! Halt!« Rukabo wedelte mit den Armen. »Da! In seiner Zunge!«
Der Halbling meinte einen kleinen Pflock aus weißem Skaldat, der durch den Muskel gestochen war.
»Was ist das für ein Schmuck?«, fragte Teriasch. Seine linke Seite brannte zwar noch, aber der Schnitt war nicht tief genug gewesen, um allzu heftig zu bluten.
»Er hört alles«, flüsterte der Mann erstickt. »Aber ich habe nichts gesagt.«
»Was nutzt dir das?« Carda schüttelte ihn. »Ob ich dich töte oder er dich tötet, wo ist der Unterschied? Ach, richtig, ich weiß, bei mir geht es langsamer. Zum letzten Mal: Wer hat dich geschickt?«
Der Letzte Seufzer keckerte irr, die Wangen nass vor Schweiß und Tränen. »Ihr werdet alle mit mir sterben. Es ist in mir drin. Es ist doch in mir drin. Er hat mich aufschneiden lassen, damit er es in mich hineintun konnte.«
Rukabo blähte die Nasenlöcher, ließ die Kanne fallen und schnupperte an seinen Fingern. »Riecht ihr das auch? Bin ich das etwa immer noch?«
Polternde Stiefelschritte kündigten die Palastgarde an. »Hoheit? Hoheit? Sagt etwas?« Die Rufe geisterten durch den Dampf.
Der Attentäter lachte nur umso lauter, umso wahnsinniger.
Ich weiß, warum er so lacht! Die Erkenntnis machte Teriasch einen quälend langen Augenblick sprachlos. Er packte Nesca um die Hüfte und zog sie mit sich in die Richtung, in der er den nächsten Ausgang aus der Halle vermutete. »Weg da! Weg von ihm!«
»Lass die Finger von ihr!«, verlangte Carda sofort.
Teriasch dachte nicht daran. »Er wird platzen. So wie der andere.«
»Verbockter Dung!« Mit einem Satz, den Teriasch ihm nie im Leben zugetraut hätte, hüpfte Rukabo aus der Hocke hinter die Bank und wetzte umgehend davon. »Sprengpulver!«
»Alle raus!«, rief Nesca in der befehlsgewohnten Stimme einer Tochter des Dominex. »Alle raus aus dem Bad!«
»Hoheit?«, kam es verwirrt von den nach wie vor unsichtbaren Wachen.
»Raus!«, wiederholte Nesca und ließ sich weiterhin
Weitere Kostenlose Bücher