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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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konnten.
    Wenig später rumpelte ein gewaltiges Gefährt über die Steppe. An Dutzenden von Achsen drehten sich Dutzende von Rädern, jedes einzelne höher als zwei Mannslängen. Gezogen wurde es von einer wahren Herde von Rüsselschnauzen, die sich trotz ihrer unvorstellbaren Kraft schwer in ihre Geschirre legen mussten, um die Last zu bewegen, die da befördert wurde. Auf den ersten Blick erschien sie wie ein gigantischer liegender Baum, dem man nach dem Fällen Laub und Krone geraubt und von seinen dicksten Ästen nur gestutzte Stummel gelassen hatte.
    Die Flugechsen, die inzwischen gelandet waren, wurden von ihren Reitern auf das Gefährt zugelenkt. Sämtliche Anmut, die diesen Geschöpfen beim Dahingleiten in der Luft zu eigen war, ging ihnen am Boden verloren. Sie krochen so mühsam wie Verdurstende auf dem Weg zum Wasserloch voran, indem sie erst die sichelförmigen Krallen an ihren Flügeln in die Erde bohrten, um den Rest ihres Leibes danach unter krächzenden Schreien und viel Schnabelgeklapper weiterzuwuchten. Dennoch sah sich keiner ihrer Reiter gezwungen, sie mit Schlägen auf ihre Halsbänder anzutreiben. Das Gefährt und seine sonderbare Fracht schienen eine magische Anziehungskraft auf die Echsen auszuüben.
    Dort herrschte emsiges Treiben: Die Räder wurden mit Bremskeilen gesichert, das Zuggeschirr der Probaskas kurz ausgehängt, um es sofort wieder mittels armdicker Taue mit der Spitze der hölzernen Fracht zu verbinden. Die Seitenwände des bizarren Fuhrwerks klappten nach außen und bildeten zwei breite Rampen zur Ladefläche. Die Probaskas setzten sich in Bewegung, die Taue strafften sich, und der Baum, der kein Baum war, richtete sich Stück für Stück auf. Als er schließlich senkrecht in den Himmel ragte, schleppten sich die Echsen die Rampen hinauf und begannen geschickt, an dem riesigen Pfahl hinaufzuklettern. Sobald alle einen Platz gefunden hatten, an dem sie sich mit den Krallen an den Querstangen einhaken konnten, lösten ihre Reiter die Bänder, die sie in den Sätteln hielten. Wesentlich gewandter und flinker, als es den Echsen möglich gewesen wäre, machten sie sich an den Abstieg. Unten angekommen, schlossen sie sich den Soldaten an, die dabei waren, die verstreuten Pferdekadaver in Stücke zu hacken. Die Echsen würden nicht hungern müssen.
    Als Spuo in das Gefängnis trat und die Gefangenen musterte, senkte Teriasch den Blick von den Sternen, zu denen er durch die Brandlöcher in der Decke hinaufgestarrt hatte. Auf dem Gesicht des Harten Menschen zeichnete sich zu seiner Überraschung ein feines Lächeln ab. Außer Teriasch hatten nur sechs weitere Männer den Fluchtversuch überlebt – fünf Milchbäuche und ein Krallendaumen. Alle hatten blutige Schrammen und Platzwunden davongetragen, und alle hatten die leeren Augen von Geschöpfen, deren Wille endgültig gebrochen war.
    »Warum habt ihr uns nicht getötet?«, fragte Teriasch.
    Spuo, der den rechten Arm in einer Schlinge trug, drehte sich langsam in seine Richtung. »Ah, unser Wunderkind … Wenn du so schlau bist, unsere Sprache zu lernen, warum muss ich dir dann erklären, weshalb du noch am Leben bist?«
    »Eure Sprache ist nicht so schwer, wie du denkst«, antwortete Teriasch.
    »Ist das so?« Spuo verzog die Lippen, als hätte er auf einen Bitterkern gebissen.
    Teriasch schwieg. Es ist die Wahrheit, aber sie gefällt ihm nicht. Ihre Sprache ist wie sie: hart. Ein Laut bedeutet immer dasselbe. Nicht wie bei uns, wo ein Laut seinen Sinn dadurch erhält, wie man ihn ausstößt. Hell oder dunkel, lang oder kurz. Wir sind nicht wie sie. Wir legen unsere Laute nicht in Ketten.
    »Du hättest es verdient, dass ich dir für deine Aufmüpfigkeit ein paar Zähne ausschlage«, sagte Spuo, winkte jedoch ab. »Aber nur ein schlechter Händler beschädigt seine Ware. Schlimm genug, dass mir ein Teil davon verloren gegangen ist.«
    Teriasch schluckte. Ich habe mich nicht geirrt. Er will uns irgendwo gegen etwas anderes eintauschen. Aber was?
    »Andererseits hat die ganze Angelegenheit auch etwas Gutes für mich«, fuhr Spuo fort, der allem Anschein nach einer jener Menschen war, die sich in den Klang der eigenen Stimme verliebt hatten. »Ich bin euch für eure kleine Aufführung gewissermaßen sogar zu Dank verpflichtet. Ihr Affen habt mir unter Umständen eine große Möglichkeit eröffnet.« Er zeigte zu einem der Löcher in der Decke. »Die Instandsetzung dieser Arx braucht jemanden, der sie anleitet und überwacht. Und jetzt, wo

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