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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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die Kustoda leider tot aus dem Brunnen gefischt wurde, stehen die Chancen gut, dass man ihre Position an den Mann überträgt, der weise genug war, die Unterstützung vom nächsten Turris Migra anzufordern. Kustodes Spuo … das hat doch einen schönen Klang, findest du nicht?«
    Teriasch sagte nichts.
    »Verstehst du?«, drängte Spuo. »Ich kann dank euch so etwas wie ein Häuptling werden.« Er nickte zufrieden. »Aber zuerst, zuerst liefere ich euch in Kalvakorum ab. Wenn nur genügend Rota in den richtigen Taschen landen, bevor über Amaris’ Nachfolge entschieden wird, ist mein Aufstieg eine sichere Sache. Und du, mein sprechender Wilder, wirst einen ganz besonders guten Preis erzielen. Und sei es auch nur als ungewöhnliches Sammlerstück …«
    Der Tross aus Soldaten und Gefangenen zog weiter durch die Steppe, von einer Arx der Harten Menschen zur nächsten, immer Richtung Süden. Je tiefer sie in Gebiete vordrangen, in denen vor Teriasch noch kein Schwarzer Pfeil gewesen war, desto mehr schmolzen die Abstände zwischen den Festungen und desto größer wurden die Anlagen – und desto mehr Stein war in ihnen verbaut.
    Teriasch erhielt keinen neuen Kettenbruder. Er stapfte allerdings auch nicht allein hinter der Rüsselschnauze her: Spuo hatte einen seiner Männer dazu abkommandiert, auf ihrem Marsch stets an Teriaschs Seite zu bleiben. Nur nachts ließ Arka, so der Name des Fremden, Teriasch mit seinesgleichen allein. Anfangs wechselten sie kaum ein Wort miteinander, doch nach einer Spanne, in der der Mond einmal von einer Sichel zu einer Scheibe angewachsen war, kam es immer häufiger vor, dass sie längere Unterhaltungen führten. Teriasch gab sich keinen hoffnungsfrohen Träumen hin, der Harte Mensch könnte ihn als gleichwertigen Weggefährten zu schätzen gelernt haben. Er spricht mit mir, weil es ihm gegen die Langeweile hilft. Wie ein Jäger, der mit seinen Hunden spricht, wenn er zu einer Stelle zieht, von der er weiß, dass die großen Herden dort vorüberziehen oder die großen Vogelschwärme dort Rast machen. Selbst dann, als Arka damit begann, ab und an einen schmalen Streifen Dörrfleisch von seinen Rationen abzugeben, vermutete Teriasch dahinter den gleichen Grund.
    Arka stellte nie Fragen nach Teriaschs Herkunft und dem Leben, das die Pferdestämme auf der Steppe führten. Dafür erzählte er bereitwillig und mit einem Hang zur Prahlerei von seinen eigenen Leuten. So erfuhr Teriasch auch, was es mit den Turris Migra auf sich hatte. »Es ist ein grandioser Einfall des Pollox gewesen, dem engsten Berater unseres Dominex, gepriesen seien sein Name und seine Göttlichkeit! Damals war er noch als Lexis unterwegs, als Abgesandter unseres weisen Herrschers, der losgeschickt wird, um mit den niederen Völkern die Bedingungen auszuhandeln, zu denen sie sich uns unterwerfen. Wir wären schon ein paar Jahrzehnte früher in die Steppe gekommen, wenn damals jemand so gerissen gewesen wäre wie unser späterer Pollox.«
    »Was meinst du?«, fragte Teriasch.
    »Siehst du, wir standen vor einer Herausforderung: Unsere Echsen sind von unschätzbarem Wert, wenn es darum geht, Wilden wie euch die Segnungen der Zivilisation zu bringen.« Er hob warnend einen Finger, auf dem borstige schwarze Haare wuchsen. »Aber wehe, du plapperst an einen dieser aufgeblasenen Kerle von den Volitares weiter, dass ich so etwas gesagt habe. Sie sind auch so schon unausstehlich genug. Man könnte glatt meinen, sie pissen Gold. Aber wir brauchen sie eben, und lange Zeit wusste niemand, wie wir sie in die Steppe kriegen.« Er setzte den Helm ab, um sich den Schweiß von seinem runden, bärtigen Gesicht zu wischen. »Die Echsen stammen eigentlich von der Küste. Sie nisten in Klippen, und von denen können sie sich mühelos in die Lüfte stürzen. Vom Boden aus hingegen kommen sie ungefähr so gut hoch wie ein besoffener Greis auf eine zickige Jungfer. Als der Vater unseres jetzigen Dominex – der Subveheros, der Aufgefahrene, der Große Zimmermann, der das Haus baute, in dem alle Häuser sind – als er die Elemente zähmte und den Echsenfürsten unter seine Knute zwang, begannen wir überall Türme zu errichten, von denen aus die Echsen in die Schlacht fliegen konnten.«
    »Und warum konntet ihr solche Türme nicht auch auf der Steppe bauen?«, fragte Teriasch.
    »Hast du eine Vorstellung, wie riesig eure verbockte Steppe ist?« Er setzte sich brummelnd den Helm auf den Kopf. »Und außerdem: Denkst du, wir hätten es nicht

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