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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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aus dem Wispernden Dschungel, die die Farbe ihres Schuppenkleids an ihre Umgebung anpassen konnten.
    »Und da ist noch was, das du nicht vergessen solltest.« Wie in jeder ihrer Pausen – und in den Zeiten dazwischen – war Rukabo bester Plauderlaune. »Diese Stallungen sind nicht für irgendwelche Viecher da. Das Kroppzeug, das Silicis für die billigen Nummern bei den Karawanen kauft, wandert ohne Umschweife in die Arena. Spart ihm wahrscheinlich eine Menge Rotas an Futter. Wir haben die Ehre, uns um Geschöpfe kümmern zu dürfen, die ihr Leben lassen werden, um den Dominex höchstselbst zu preisen.«
    »Das hast du mir schon erzählt.«
    »Hab ich das?« Rukabo runzelte kurz die Stirn und plapperte dann unbekümmert weiter. »Das wird jedenfalls ein Anblick, bei dem dir die Augen übergehen werden, mein Freund. Wilde Tiere aus allen Ecken und Enden des Dominums, die in der ersten Runde über allerlei fragwürdiges Gesindel herfallen, ehe sie in der zweiten von den berühmtesten Kämpfern des Landes stilvoll abgemurkst werden. Und ein Feuerwerk gibt es auch noch obendrein. Alles nur, damit wir braven Untertanen nie den Tag vergessen, an dem der Vater unseres Herrschers zum Himmel aufgestiegen ist, um den Platz auf dem Thron des großen Erbauers zu räumen. Das wird ein Spaß!« Rukabo seufzte. »Und danach wird sich Silicis etwas einfallen lassen, wie er uns beide am ehesten dazu benutzen kann, seine Hütte vollzukriegen. Ich hoffe mal, er setzt nicht auf eine bloße Wiederholung unseres ersten Auftritts. Der Häuptling und sein Pferd. Nein, er wird auf die große Pauke hauen. Der gefürchtete Kater und der Löwenbändiger. So was in der Art. Wie hast du das eigentlich gemacht?«
    »Was?« Teriasch hatte nicht mehr viel von Rukabos letzten Sätzen gehört.
    Ein ungleiches Paar, das aus Richtung der Voliere mit den Kronenadlern quer über den Hof auf sie zukam, hatte ihn abgelenkt. Es war nicht allein der Größenunterschied, der Gigas und Paetus zu einer interessanten Erscheinung machte. Der schmächtige Paetus war vom Alter gebeugt, krumm und buckelig, während Gigas breit wie ein Ochse war und so groß, dass er in den meisten Räumen das vorspringende Kinn auf die Tonnenbrust legen musste. Und während Paetus sein langes graues Haar zu einem kunstvollen Zopf flocht, war Gigas’ Schädel kahl und von einer Narbe verunziert, die sich von seiner gedrungenen Stirn über den Scheitel bis hinunter in den Nacken zog. Paetus’ Tunika schien im Gegensatz zu seinem schmalen Runzelgesicht nie auch nur eine einzige Falte aufzuweisen; bei Gigas konnte man dahingegen schon von Glück reden, wenn er es morgens nicht versäumte, seine beeindruckende Blöße mit einem Lendentuch zu bedecken. Paetus’ Haut war goldbraun, seine Augen schmal; Gigas sah aus wie ein grauer Fels, dem zwei riesige, runde Augen aus schwarzem Glas gewachsen waren. An all das konnte man sich jedoch rasch gewöhnen, wenn man regelmäßigen Umgang mit ihnen hatte. Was einen aber stets wieder aufs Neue in Erstaunen versetzte, war der Umstand, dass der kleine Paetus seinen großen Freund fast immer an der Hand hielt und ihn umherführte wie eine gefügige Rüsselschnauze.
    »Wie hast du das mit den Feles gemacht?«, fragte Rukabo ungeduldig.
    »Warum reden wir immer nur über die gleichen Dinge?«, fragte Teriasch zurück. Wann wirst du lästige Mücke endlich einsehen, dass ich nicht über etwas reden will, was ich selbst nicht verstehe?
    »Oho«, machte Rukabo und spitzte die Lippen, als er den nächsten Schluck Wasser trank. »Dem feinen Herrn ist nach gepflegter Konversation. Worum soll es gehen? Um Mist und wie man ihn am besten schippt? Wie ordentlich das Pflaster hier verlegt ist? Über Grauzopf und Spaltschädel da drüben? Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber hier in unserem kleinen Reich überschlagen sich die spannenden Geschehnisse nicht gerade.«
    »Ich bin nicht blind.«
    Rukabo richtete anklagend einen Finger auf ihn. »Oder willst du es mir am Ende nur deshalb nicht sagen, weil es ein Geheimnis ist und du denkst, ich könnte es nicht für mich behalten? Ich kann schweigen wie ein Grab.«
    »Wie ein geschändetes Grab vielleicht.«
    »Was soll das denn heißen?«, ereiferte sich Rukabo.
    »Sie sind in Streit geraten«, stellte Paetus fest, als er mit Gigas im Gefolge an den Tisch unter der Zeder trat. Der Alte, den es von den unüberwindbaren Hängen des Weltenwalls weit nach Westen verschlagen hatte, pflegte eine

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