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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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ich nach dir gesucht habe.«
    »Wieso?«
    »Weil ich einen Handel mit dir eingehen möchte.« Schwarzschwinge legte den Kopf schief. »Kommst du jetzt ein bisschen näher? Ich kann dich kaum sehen.«
    Teriasch dachte nicht daran. »Diese alte weise Frau hat mir noch etwas anderes beigebracht. Sie meinte, im Land der Harten Menschen würde es nur verlogene Geister geben.«
    »Das Land der Harten Menschen?«
    »Das Land, wo ich jetzt bin, wenn ich nicht träume.«
    »Oh.« Schwarzschwinges Atemlöcher weiteten sich – er hatte insgesamt vier davon, zwei ganz vorne an seiner Schnauze und zwei, die dichter an seinen Augen lagen. Dampf stieg aus ihnen allen hervor. »Wie gut, dass ich nicht aus diesem Land komme. Ganz abgesehen davon, du Widerborst, dass ich kein Geist bin.«
    Teriasch blieb, wo er war. »Warum bist du dann hier?«
    »Bist du taub?«, fauchte Schwarzschwinge. »Ich wurde eingefangen, so wie du.«
    »Von diesem Kala …?«
    »Nein, in dessen Schleim bin ich erst später geraten.« Der Drache schloss beschämt die Augen. »Es war ein Mensch, der mich überlistet hat. Der Kala Hantumanas hat diesem Mann nur verraten, wie man mich überlistet.«
    Teriasch ahnte, wer dieser Mann gewesen war. Er redet vom Vater des Dominex, vom Subveheros.
    »Der Mann ist mit einer Armee gekommen, zu dem Berg weit im Osten, für den ihr Menschen keinen Namen habt, weil ihr befürchtet, ihr könntet ihn damit beleidigen, ihm einen Namen zu geben, und so den Himmel selbst zum Einsturz bringen, wenn der Berg vor Zorn über euren mangelnden Respekt vergeht. Wir Drachen teilen eure kümmerlichen Ängste nicht. Wir nennen diesen Berg nach dem, was er ist. Parvata, was in unserer Zunge Berg bedeutet.« Schwarzschwinge ächzte wieder, und dünne Dampfschwaden umwaberten seinen Schädel. »Genug von der Heimat, nach der ich mich sehne, und mehr darüber, wie ich aus ihr geraubt wurde. Der Mann schickte einen Teil seiner Kämpfer, um gegen mich anzutreten. Ich fegte durch sie hindurch wie ein tobender Sturm, und sie stieben vor mir auseinander wie Herbstlaub. Ergötzt an meiner Überlegenheit und meiner Macht, bemerkte ich nicht einmal, wie sie vereinzelt nach mir hieben und wie es einer Handvoll von ihnen gelang, ihre Klingen von meinem Blut glänzend zu machen. Als sie davonrannten, lachte ich nur und hieß die Winde an, Sand aufzuwirbeln, um sie zu ersticken. Und ich kann sagen, dass von den vielen Kriegern, die der Mann gegen mich sandte, es nur ein einziger zurück zu ihm schaffte. Ein einziger nur, doch es war einer von denen, an dessen Schwert mein Blut klebte. Und das war genug.«
    »Er hat einen Tropfen dieses Bluts in eine Phiole mit dem gelben Schleim getan und den Rest auf ein Kollare gestrichen«, sagte Teriasch in jener erkenntnisreichen Klarheit, wie sie einem nur im Traum bisweilen gestattet ist. Und als er die Worte aussprach, wurde er sich bewusst, dass er selbst in diesem Traum noch immer den Reif aus Skaldat um den Hals trug, der ihn als Sklaven auswies. »Der Schleim hat den Tropfen umschlossen, und das Kollare hat dein Blut in sich aufgesogen, ich verstehe. Doch wie haben sie das Kollare um deinen Hals gelegt?«
    »Das brauchten sie nicht.« Schwarzschwinges ohnehin nicht sehr laute Stimme wurde noch leiser. »Ich habe es selbst getan.«
    »Der Mann hat dich überlistet«, stellte Teriasch fest, und er machte einen winzigen Schritt auf den Drachen zu. Er kann wohl nicht sehr verschlagen sein, wenn ihn der Subveheros dazu verleiten konnte, aus freien Stücken ein Kollare zu tragen. »Hat er dir gesagt, er würde dir ein kostbares Schmuckstück schenken, um deinen Groll zu lindern?«
    Schwarzschwinge schüttelte den Kopf. »Ganz so leicht bin ich nicht hinters Licht zu führen.«
    Teriasch bereute es umgehend, sich dem Drachen genähert zu haben.
    »Obwohl …«, fuhr Schwarzschwinge fort. »Ich denke, man kann schon sagen, dass mir meine Gier zum Verhängnis wurde. Nur dass es nicht die Gier nach glitzernden Dingen gewesen ist, sondern die nach Fleisch.«
    »Fleisch?«
    »Natürlich.« Schwarzschwinge klappte kurz das Maul auf und stellte Teriasch seine Zähne zur Schau. »Die habe ich nicht nur, weil sie so hübsch aussehen.« Er schnaubte. »Der Mann hatte eigens viele Hundert Menschen mitgebracht – Sklaven aus seinem eigenen Besitz waren es –, die einem ganz besonderen Zweck dienten. Er ließ sie umbringen und ihre Leiber zu einem großen Haufen aufschichten. Dann versteckte er sich und wartete ab. Mehr

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