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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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sich tief. »Wuplesch, du bist alt geworden, alt und dürr. Leschka, dein Atem stinkt noch genauso nach Zwiebeln wie früher, und du, Sarodini, bist immer noch die hässlichste Knolle, die je aus einem Acker gezogen wurde.«
    Teriasch lachte – nicht so sehr über die Beleidigungen selbst, sondern darüber, wie die Beleidigten sie aufnahmen. Sie stießen spitze Schreie der Empörung aus und wichen vor Rukabo zurück, als ginge von ihm eine Gefahr für Leib und Leben aus.
    Carda streckte den Kopf aus einem Fenster der Sänfte. »Was soll der Lärm? Wisst ihr nicht, wer in dieser Sänfte sitzt?«
    So viel Furcht die anderen Halblinge vor Rukabo zeigten, so unbedarft boten sie der Scharlachroten Rose die Stirn. »Und weißt du denn nicht, wer neben deiner Sänfte herläuft?«, entgegnete Wuplesch.
    »Dieser Kerl ist von diebischem, frevlerischem Wesen«, fügte Leschka hinzu. »Er ist ein Tscheschenk Kubolsch, ein Koboldskind, das uns untergeschoben wurde, weil das Pech an ihm klebt.«
    »Er hat seine Bosart mehr als einmal unter Beweis gestellt«, ergänzte Sarodini. »Er hat die Blüte einer Jungferngunst gestohlen, um sie an eine Alchimistin zu verscherbeln. Dafür haben wir ihn verstoßen, und dafür trägt er auch sein Mal, das er nicht fortwaschen kann. Man muss ihm nur in die Augen sehen, um es zu erkennen.«
    »Ja, ja, ja«, seufzte Rukabo. »Was ist eigentlich damit, dass uns das Untrennbare Paar, die unser aller Eltern sind, lehrt, Milde und Vergebung für die närrischen Streiche zu zeigen, zu denen Kinder neigen?«
    »Du warst schon lange kein Kind mehr, als du deine sträfliche Tat begangen hast«, hielt Wuplesch dagegen.
    »Du hast Schande über deine gesamte Familie gebracht«, bekräftigte Leschka.
    Sarodini verzog das zerfurchte Gesicht und spuckte Rukabo vor die Füße. »Unsere Vorfahren sind nicht von den Immergrünen Almen fortgezogen, um der Verheißung des Großen Karoblosch zu folgen und dann solche Verbrecher heranzuzüchten wie dich.«
    »Der Große Karoblosch selbst würde mich also hier nicht dulden, hm?« Rukabo räusperte sich laut. »Nach allem, was ihr mir über den Großen Karoblosch beigebracht habt, drängt sich doch ein naheliegender Verdacht auf: Der Große Karoblosch war nur ein Schwätzer, der zu oft in den Humpen geschaut und zu viel Stechbirnenkraut geraucht hat.«
    »Siehst du?«, rief Wuplesch Carda zu.
    »Er ist und bleibt ein Frevler!«, schrie Leschka.
    »Er bringt Unglück!«, krakeelte Sarodini.
    Rukabo zuckte mit den Schultern und wandte sich kopfschüttelnd an Carda. »Ich befürchte, das wird noch eine ganze Weile so gehen. Es wird seine Zeit brauchen, bis sich meine liebe Verwandtschaft daran gewöhnt hat, dass ich in Zukunft wieder in diesen Gärten ein und aus gehen darf, wie es meiner neuen Besitzerin beliebt.«
    Ob dieser Eröffnung stampfte Wuplesch zornig auf, Leschka fächelte sich Luft mit ihrem Strohhut zu, und Sarodini wankte zum Sockel des nächsten Standbilds, um sich ächzend darauf niederzulassen.
    »Was schlägst du vor?«, wollte Carda von Rukabo wissen.
    »Dass ihr mich hier zurücklasst und erst einmal allein weitergeht«, sagte er. »Glaub mir, sie werden uns überallhin nachlaufen wie Rüden hinter einer läufigen Hündin. Da ist es doch besser, ich bringe ihnen alles schonend bei und komme nach, sobald sie sich einigermaßen beruhigt haben.«
    »Wir werden uns nie beruhigen!«, behauptete Wuplesch.
    »Nie!«, gab ihm Leschka recht.
    »Niemals nicht!«, schwor Sarodini.
    Carda zog den Kopf wieder ein. Vier, fünf Wimpernschläge später sprang sie aus der Sänfte und befahl den Trägern: »Absetzen!«
    Nesca stieg aus und strafte die Halblingsgärtner, die umgehend auf die Knie fielen, mit Missachtung. Sie schritt den Weg weiter hinunter, die Schultern straff, das Kinn gehoben.
    »Komm!« Carda winkte Teriasch zu. »Der fette kleine Dieb braucht dich nicht, um mit seiner Familie zu zackern. Du gehst mit uns!«
    Zu Beginn ihres Spaziergangs durch die Herrschaftlichen Gärten ignorierten die Tochter des Dominex und ihre Leibwächterin Teriasch völlig. Das war ihm alles andere als unrecht. Er war weit davon entfernt, Nesca das zu verzeihen, was er als üblen Verrat empfand, und was hätte er auch zu dem zwanglosen Gespräch beitragen sollen, dass die beiden Frauen miteinander führten? Sie unterhielten sich über die Vorbereitungen für das große Spektakel am Tag der Thronbesteigung, und es kümmerte ihn nicht, wie viel Feuerstaub und Sprengpulver

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