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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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und würgten an ihrer Suppe.
    Auf dem Weg nach draußen erhielt sie zwei Einladungen zum Parpaun-Halbfinalspiel der Subalternoffiziere.
    »Nein, danke«, antwortete sie auf beide. »Ich sollte wirklich selbst Zeit im Trainingsraum verbringen.« Das war keine
    Ausrede; Albträume plagten sie weiterhin jedes Mal, wenn sie nicht bis zur Erschöpfung Sport getrieben hatte. Sie war 303
    überzeugt, sie mit der Zeit loszuwerden, aber derzeit verbrachte sie täglich ein paar Stunden im Fitnesszentrum.
    Die Parpaun-Spiele hatten den Besucherandrang dort
    ausgedünnt; Esmay entdeckte nur drei weitere Personen, jeder ins eigene Programm vertieft. Sie schaltete ihr Lieblingsgerät ein. Jemand hatte die Displaywand auf der Spiegeleinstellung belassen: Esmay sah sich dem eigenen Spiegelbild gegenüber und wandte automatisch den Blick vom Gesicht ab. Ihre Beine wirkten, wie sie sah, fest und fit. Sie sollte sich wahrscheinlich mehr um den Oberkörper kümmern, aber wie? Nach
    Schwimmen war ihr nicht zumute und ebenfalls nicht nach den Geräten, die den Oberkörper trainierten. Was sie wollte, das war, rasch ein paar Felsen zu erklettern, nichts wirklich Hartes, aber doch Bewegungen, die etwas weniger geregelt ausfielen als das, was ihr ein Gerät abverlangte.
    »Verzeihen Sie, Lieutenant…«
    Esmay fuhr zusammen und war gleich wütend auf sich, weil sie so reagierte. Sie drehte sich um; es war Ensign Serrano.
    »Ja?«, fragte sie.
    »Ich habe mich nur gefragt… Falls der Lieutenant… gern
    einen Sparringspartner hätte …«
    Sie starrte ihn an, war einfach nur verblüfft. Das war das Letzte an Einladung, was sie von einem Serrano erwartet hätte
    … von ihm. »Sie doch nicht!«, entfuhr es ihr, ehe sie es herunterschlucken konnte; er wurde rot, zeigte sich aber stur.
    »Ich nicht? Warum?«
    »Ich habe Sie für anders gehalten«, sagte sie.
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    Diesmal verstand er; er wurde noch röter, aber dann so bleich, wie ein Serrano mit seiner Bronzehaut nur sein konnte. Er richtete sich wütend auf. »Ich habe es nicht nötig, mich bei Ihnen einzuschmeicheln. Ich habe mehr Einfluss in meiner Familie …« Er brach ab, aber Esmay wusste, was er hatte sagen wollen – und können. Mit der ganzen Serrano-Admiralität im Rücken brauchte er sie gar nicht. »Ich habe Sie gemocht«, sagte er, immer noch wütend. »Ja, meine Kusine hat von Ihnen
    gesprochen, und ja, natürlich habe ich die Berichterstattung in den Medien verfolgt. Aber das war nicht der Grund, warum …«
    Esmay fühlte sich schuldig, weil sie ihn falsch eingeschätzt hatte, und empfand gleichzeitig einen perversen Ärger, weil er ihr Anlass für ein Fehlurteil geboten hatte. »Es tut mir Leid«, sagte sie und wünschte sich, sie hätte das ehrlicher empfinden können. »Das war sehr unhöflich von mir.«
    Er funkelte sie an. »Sie entschuldigen sich?«
    »Natürlich.« Das war gesagt, ehe sie es herausfiltern konnte; es klang genauso erstaunt wie seine Worte und machte deutlich, dass sich in ihrer Welt alle anständigen Leute entschuldigten.
    »Ich habe Ihr Verhalten falsch eingeschätzt …«
    »Aber Sie sind…« Er brach erneut ab und überlegte sich
    seine Formulierung erkennbar noch einmal. »Es ist nur … Ich denke nicht, dass eine Entschuldigung nötig war. Nicht von einem Lieutenant einem Ensign gegenüber, selbst wenn Sie meine Motive falsch verstanden haben.«
    »Aber es war eine Beleidigung«, wandte Esmay ein, deren
    Gemüt sich allmählich beruhigte. »Sie hatten das Recht, wütend zu sein.«
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    »Ja … Aber wenn Sie einen Fehler machen und ich wütend
    werde, reicht das nicht, um eine Entschuldigung nötig zu machen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil…« Er blickte sich um; Esmay wurde sich einer unnatürlichen Stille bewusst, und als sie hinsah, stellte sie fest, dass die übrigen Sportler sich rasch abwandten. »Nicht hier, Sir.
    Falls Sie es wirklich wissen möchten …«
    »Das möchte ich.« Solange sie einen Informanten zur Hand hatte, der bereit war zu reden, wollte sie auch den Grund erfahren, denn es machte ihr seit Jahren Kopfzerbrechen, warum Flottenoffiziere routinemäßig eigene Unhöflichkeit abtaten, ohne sich zu entschuldigen.
    »Dann sollten wir woanders hingehen – ohne Hinterge—
    danken.«
    »Dieses eine Mal wünschte ich mir, wir wären auf meiner
    Heimatwelt«, sagte Esmay. »Man sollte meinen, dass es auf einem solchen Schiff einen Platz gibt, wo man ungestört reden kann, ohne dass es zweideutig wäre …«
    »Falls der Lieutenant

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