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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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ich das geschafft habe –
    abgesehen von der großen Zahl unnötiger Fehler.«
    »Fehler! Sie haben eine Invasion durch die Benignität
    gestoppt!«
    »Nicht aus eigener Kraft.«
    »Nun, nein, Sie sind nicht allein dort draußen auf Ihrem Schimmel über die Sterne galoppiert.« Er klang so sarkastisch, wie seine Miene war.
    Diesmal war es Esmay, die Anstoß nahm. »Warum benutzen
    die Leute hier so oft dieses Bild? Diese Schimmelgeschichte, meine ich. Ja, wir auf Altiplano benutzen Pferde, aber woher haben Sie nur die Idee, sie wären alle weiß?«
    »Oh, das hat nichts mit Ihnen zu tun«, sagte er. »Und auch nicht mit Altiplano. Es stammt aus der Erzählung von den Weißen Rittern, die alle auf weißen Pferden ritten und ihre Zeit mit großen Taten zubrachten. Haben Sie das nicht in Ihren Bibliotheken?«
    »Nicht, dass ich davon wüsste«, sagte Esmay. »Unsere
    volkstümlichen Erzählungen gehen bis auf Bruder Esel und den 312
    Kaktushain zurück. Oder auf das Sternenvolk und die
    Morgenschwimmer. Die einzigen Helden auf Pferden, die wir kennen, waren die Leuchtende Horde.«
    Er lächelte. »Sie stammen wirklich aus einer anderen Kultur.
    Ich dachte, jeder wäre mit den Weißen Rittern aufgewachsen, und ich habe niemals von den Morgenschwimmern oder Bruder Esel gehört. Die Leuchtende Horde – das waren doch nicht die Vorläufer der Bluthorde, oder?«
    »Nein.« Bei dem Gedanken wurde ihr schlecht. »Sie ist nur eine Legende; angeblich waren es Menschen mit seltsamen
    Kräften, die im Dunkeln leuchten konnten.« Sie sah ihn böse an, als sie das Funkeln in seinen Augen sah. »Ohne allzu sehr in die Atomforschung einzusteigen«, sagte sie entschieden.
    Als sich die Kletterer wieder dem Fuß der Wand näherten, beendeten sie ihr Gespräch. Esmay ging hinüber, um sich
    einmal ihre Ausrüstung anzusehen – ganz ähnlich dem, was sie zu Hause benutzt hatte – und erhielt mehr Hilfe angeboten, als ihr lieb war, falls sie nur dem Bergsteigerclub beitrat. Sie würden es ihr schon beibringen; sie konnte an der leichtesten Stelle anfangen.
    »Ich bin auch schon auf den einen oder anderen Felsen
    geklettert«, sagte sie.
    »Naja, Sie sollten bei uns mitmachen«, sagte einer der
    Kletterer. »Wir können immer neue Mitglieder gebrauchen, und Sie schaffen es bald bis dort hinauf…» Er deutete auf die Stelle.
    »Es ist unvergleichlich, und wir sind hier auf dem einzigen mir bekannten Schiff mit einer echten Kletterwand.« Er war so eindeutig in sein Hobby vertieft, dass Esmay keinerlei
    Verlegenheit empfand; er hätte jeden so begrüßt, der Interesse 313
    zeigte, über das flache Deck hinauszuklettern. »Kommen Sie –
    steigen Sie ein kleines Stück hinauf, und ich sehe dann mal, wie Sie sich bewegen. Bitte, ja?«
    Esmay lachte und machte sich an den Anstieg. Sie war nie so viel geklettert wie ihre Vettern hatte aber sehr wohl gelernt, wie man zupackte und den eigenen Schwerpunkt verlagerte, ohne sich dabei von der Wand wegzuschwingen. Sie schaffte etwa einen Meter, ehe sie den Halt verlor und zurückrutschte.
    »Guter Anfang«, fand der hochgewachsene Kletterer. »Sie
    müssen wiederkommen … Nebenbei, ich bin Trey Sannin. Falls Sie Kletterausrüstung brauchen, wir haben einiges in unseren Clubspinden.«
    »Danke«, sagte Esmay. »Vielleicht komme ich. Zu welcher
    Zeit treffen Sie sich?« Sannin erklärte es ihr und führte dann die anderen Bergsteiger weg. »Und danke«, wandte sich Esmay an Barin. »Es tut mir Leid, dass ich Sie falsch eingeschätzt habe, und Sie werden sich einfach mit meiner Entschuldigung
    abfinden müssen – zumindest dieses Mal.«
    »Gern«, sagte er. Er hatte ein gewinnendes Lächeln, wie ihr auffiel, und sie spürte den Impuls, ihm noch mehr zu vertrauen, als sie es schon tat.
    In dieser Nacht schlief sie frei von Albträumen und träumte davon, die Felswände ihrer Heimat zu ersteigen, zusammen mit einem dunkelhaarigen Jungen, der nicht ganz Barin Serrano war.
314

Kapitel elf
    Im Verlauf der nächsten Dekaden ertappte sich Esmay immer wieder dabei, wie sie mit Barin Serrano plauderte, sogar außerhalb des Kasinos. Sie waren einmal zusammen mit dem Club klettern gegangen, und nach ein paar Stunden
    gemeinsamen Schwitzens an der Wand konnte Esmay niemandem der übrigen Bergsteiger mehr schüchtern begegnen, geschweige denn Barin. Dann trafen sie sich bei einem der gesellschaftlichen Zusammenkünfte der Offiziere im selben Winkel wieder, und zwar einfach deshalb, weil Ensign Zintner sich

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