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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Suiza schnitt mittelmäßig ab, in allen Punkten außer Initiative, wo sie im unteren Durchschnitt blieb.«
    »Ein Punkt, in dem ich ihr recht hohe Werte geben würde«, sagte Pitak. »Sie wartet nicht erst darauf, dass man ihr einen Befehl gibt, wenn sie auch selbst weiß, was sie zu tun hat.«
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    »Die Frage lautet: Was machen wir mit ihr?«, sagte Dossignal. »Wir haben sie für zwei Jahre hier und können ihr eine Menge über Wartungsarbeiten beibringen … aber nutzen wir ihre Talente damit optimal?«
    Seveche blickte Atarin und Pitak an. »Ich denke, ich muss feststellen, dass wir es nicht täten, Sir. Sie ist eine gute Rednerin, eine gute Analytikerin für taktische Fragen … Sie könnte eine gute Ausbilderin werden. Oder …« Er wurde still.
    »Oder die Art Schiffskommandeur, als die sie sich im Xavier-System erwiesen hat«, schloss Dossignal. Die Gruppe blieb einen Augenblick lang still.
    »Eine riskante Vorhersage«, murmelte Atarin.
    »Stimmt. Aber – vergleichen Sie sie mal mit Offizieren, die mehrere Ränge über ihr standen, als sie ihr erstes Ge-fechtskommando ausübten. Ich denke, wir stimmen darin
    überein, dass Suiza über Fähigkeiten verfügt, die sie bislang nur selten zeigt – Fähigkeiten, die die Flotte braucht, falls Suiza sie wirklich hat und auch entwickeln kann. Ich betrachte das als unsere Aufgabe: Diesen potenziell herausragenden jungen
    Offizier zu bewegen, dass sie zeigt, was in ihr steckt.«
    »Aber wie, Sir?«, wollte Pitak wissen. »Ich mag das Mädchen wirklich. Aber – sie ist so reserviert, sogar mir gegenüber, sogar nach dieser ganzen Zeit. Wie bekommen wir den Deckel von ihr herunter?«
    »Ich weiß es nicht«, räumte Dossignal ein. »Meine Stärke ist die Technik, nicht die Schlacht. Ich weiß, dass wir uns nicht an Captain Hakin wenden können, der halb überzeugt ist, in ihr eine Meuterin vor sich zu haben. Aber falls wir uns alle einig sind, dass Lieutenant Suiza am besten an anderer Stelle
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    eingesetzt wird, dann sollten wir wenigstens nach Gelegenheiten Ausschau halten, ihr Anstöße in diese Richtung zu geben.«
    Atarin lachte auf einmal in sich hinein. »Wenn ich an all die jungen Leute denke, die sich in ihren Fantasien ausmalen, sie wären heldenhafte Schiffskommandanten … All die
    untalentierten Kinder aus berühmten Familien … Und hier
    haben wir ein schüchternes, gehemmtes Genie, das einfach einen ordentlichen Tritt in den Hintern benötigt…«
    »Ich hoffe nur, dass wir ihr diesen Tritt in den Hintern versetzen können, ehe es das Leben tut«, sagte Pitak. »Wie kräftig wir auch immer zutreten, die Wirklichkeit kann es noch heftiger.«
    »Amen«, versetzte Dossignal. Er nahm eine weitere Akte zur Hand. »Und jetzt – nehmen wir uns die Ensigns vor. Zum
    Beispiel diese Zintner …«
    *
    Esmay war Ensign Serrano schon einige Zeit nicht mehr begegnet; sie hatte ihn hin und wieder Wandball spielen gesehen oder mit jemandem beim Übungskampf auf der Matte, aber er war nie mehr an sie herangetreten. Jetzt führte ihn die Rotation bei der Tischordnung an ihre Tafel. Sie nickte ihm zu, während sich die anderen vorstellten.
    »Sie arbeiten an den Fernsensoren, nicht wahr, Ensign?«
    »Ja, Sir.«
    »Ihre erste Wahl?«
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    »Im Grunde nicht.« Er verzog das Gesicht. »Aber ich bin
    direkt nach der Akademie für eine kurze Dienstzeit versetzt worden und war dann aus dem Takt der normalen Schiffs-rotation.«
    »Das ist verwunderlich«, meinte ein Jig zu seiner Rechten.
    »Ich dachte, Serranos bekämen alles, was sie wollten.«
    Ensign Serrano wurde für einen Augenblick steif, zuckte
    dann aber die Achseln. »Diese Reputation ist vielleicht nicht ganz verdient«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme.
    »Und welches ist Ihr Spezialgebiet?«, fragte Esmay den Jig.
    Wie hieß er noch gleich? Plecht oder etwas in der Art.
    »Ich belege zurzeit einen fortgeschrittenen Kurs«, antwortete der Jig, als wollte er sie damit beeindrucken. »Ich betreibe Forschung in Materialfertigung bei niedrigen Temperaturen«, erklärte er. »Aber wahrscheinlich versteht niemand etwas davon, der nicht auf diesem Gebiet arbeitet.«
    Esmay überlegte, welche Möglichkeiten sie hatte, und
    entschied sich für Konzilianz. Er machte sich schon selbst genug zum Idioten. »Ich bin sicher, dass Sie bei Ihrer Arbeit sehr gut sind«, sagte sie mit so wenig Ausdrucksstärke, wie sie nur fertig brachte. Es war trotzdem zu viel; zwei der Ensigns –
    nicht jedoch Barin Serrano – schnaubten

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