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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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besonders
    genau in Augenschein; gelassen spazierte er in Richtung der Toiletten davon … Nein, hier nannte man sie ja »Pissoirs«, aus Gründen, die er nie begriffen hatte. Jederzeit hätte er einen dieser Idioten als Pisskopf bezeichnet, aber es schien ihm doch ein seltsamer Name für diese Einrichtung zu sein. Er spürte Blicke auf sich ruhen; er drehte sich um und erblickte das verärgerte Gesicht seines Vorgesetzten. Der Mann zuckte aber nur die Achseln, als Vokrais seinen Weg fortsetzte und durch die Tür ging.
    Dahinter traf er drei weitere Personen an, einen Mann und zwei Frauen. Vokrais musterte die Frauen. Die Bluthorde
    mietete manchmal weibliche Söldner, aber sie kämpften in Einheiten, die nur aus Frauen bestanden. So war es vernünftig; andernfalls hätten die Männer tagein, tagaus nur ans Vögeln 412
    gedacht. Er selbst dachte jetzt daran, während sich die große Rothaarige die Hände wusch. Sie sah in den Spiegel, begegnete dort seinem Blick und erwiderte ihn Finster. Schau nur so finster drein, wie du möchtest, dachte Vokrais. Noch vor dem Morgen spieße ich dich auf. Oder irgendeine andere; darauf kam es im Grunde nicht an.
    Nachdem die anderen gegangen waren, erkundete er den
    widerhallenden Raum mit seinem festen Boden aus fugenlosem Material und den glänzenden Wänden. Er fand zwei weitere Türen; hinter einer lag eine Besenkammer, die zweite führte auf einen anderen Korridor. Er prüfte die Decke der Besenkammer
    – notfalls konnte er dort hinaus entkommen –, entschied sich aber, zur zweiten Tür hinauszugehen, als wäre er dort auch eingetreten. Hier überwachte kein nervtötender Vorgesetzter jeden seiner Schritte. Er versuchte sich daran zu erinnern, wohin man seinen Rudelzweiten geschickt hatte, und kam auf die Idee, den Datenstab zu benutzen.
    Er steckte ihn in einen der Datenports und ging die
    Codeanfragen des Terminals durch.
    »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte jemand neben ihm. Vokrais
    verkniff sich, nach ihm zu schlagen, bewegte sich jedoch so plötzlich, dass der andere Mann – älter und grauhaarig –
    erschrocken zurückwich.
    »Verzeihung«, murmelte Vokrais. »Bin immer noch nicht
    wieder ganz beisammen …« Und er deutete auf seinen ID-Anstecker mit dem Schiffscode der Wmith darauf.
    »Oh … Ich dachte, Sie hätten sich vielleicht verirrt. Das hier ist ein Slowstream-Datenport; falls Sie eine rasche Antwort auf 413
    irgendeine Frage erhalten möchten, finden Sie einen
    Faststreamer dort drüben.«
    »Ich suche nach den übrigen Überlebenden«, sagte Vokrais.
    Er zerbrach sich den Kopf nach den Namen auf den
    Uniformschildchen. »Camajo, Bremerton …«
    »Ah … Kennen Sie ihre Nummern?«
    Nein, er kannte diese Fantasienummern nicht, die zu ihren Fantasienamen gehörten. Er schüttelte den Kopf, traute seiner Stimme nicht über den Weg.
    »Der Name der Wraith als Suchbegriff müsste auch reichen«, sagte der Mann und steckte den eigenen Stab in einen Port ein paar Meter weiter. Vokrais fiel auf, dass dieser Port mit einem doppelten Ring in Blau und Grün gekennzeichnet war, der Port hingegen, den er selbst benutzt hatte, mit einem Doppelring in Gelb und Grün. »Da haben wir sie ja«, sagte der Mann. »Ich übermittle die Daten auf Ihren Stab …« Er griff nach Vokrais'
    Datenstab, schob ihn für einen Augenblick neben dem eigenen ein und gab ihn dann zurück.
    »Danke«, fiel Vokrais noch ein; der Mann nickte und schritt davon. Vokrais betrachtete die Display-Optionen und folgte dann dem Flur, als wäre er in Gedanken versunken, während er sich die Namen und Dienstzuteilungen ansah, die der Stab zeigte. Ob dieser Mann sich wohl an ihn erinnern würde? Ob er ihn wohl meldete? Erwartete man hier von irgendjemandem, sich mit den Farbcodes der Datenports auszukennen? Er bildete sich schon etwas darauf ein, dass er einen Datenport überhaupt als solchen erkannt hatte.
    Hoch war tatsächlich in Rumpf und Architektur, im Flügel T-3 und auf Deck vier. Vokrais überlegte, wie weit das war, und 414
    fluchte vor sich hin. Welcher außerehelich gezeugte, hirntote Idiot von Ingenieur hatte dieses Schiff konstruiert? Es ergab einfach keinen Sinn. Eine Raumstation mit überdimensionalem Antrieb, das war es, und keinesfalls ein Schiff. Er
    verschwendete zu viel Zeit darauf, hinter Leuten herzujagen, aber er konnte sich wohl kaum an den Schiffslautsprecher stellen und sie rufen.
    Er entdeckte einen weiteren seiner Leute, der wie das Abbild eines faulen Nichtsnutzes durch die

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