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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Pflanzen!
    Er ging durch diese Tür, als hätte er das schon die ganze Zeit vorgehabt, und er spürte, wie die Aufmerksamkeit des
    Wachtpostens wie eine schwere Last von ihm abfiel. Etwas, das sich beinahe wie Erde anfühlte, polsterte jetzt seine Schritte; zu beiden Seiten wuchsen die Pflanzen, von knöchelhohen bis zu hüfthohen, manche mit bunten Blüten. Er schlenderte einen Fußweg entlang, ohne andere Personen zu erblicken. Pfade mündeten in den Weg, den er nahm, zweigten davon ab und
    wanden sich um höhere Pflanzen, die den Blick abschirmten, sodass er nicht feststellen konnte, wie groß dieser Raum war.
    Wasser kitzelte sein Gesicht; als er aufblickte, entdeckte er einen nebeligen Schimmer um die Lampen in großer Höhe. Der Weg endete abrupt vor einer hüfthohen Mauer aus falschem Stein – er tastete sie ab und war überzeugt, dass sie aus einer Gussform stammte. Ein Fußweg lief an der Mauer entlang zu rustikalen Stufen aus nachgemachtem Stein. Weiter unten …
    weiter unten breitete sich noch mehr Gartenlandschaft aus; ein einzelner riesiger Baum ragte dort auf und endete erst fünfzehn Meter über Vokrais. Dahinter entdeckte er eine uneben
    wirkende graue Wand mit verschwommenen weißen Flecken,
    auf der jemand ausgebreitet war wie ein Opfer, die Arme und Beine seitlich ausgestreckt. Während er noch hinsah, lachte jemand tief unter ihm, und die Gestalt versuchte sich nach oben zu stemmen, verlor den Halt und stürzte ab.
    Vokrais verfolgte den Sturz und wartete auf den befriedigenden dumpfen Schlag, aber stattdessen stoppte der Kletterer mit einem Ruck mitten in der Luft und schaukelte dort hin und her. Jetzt sah Vokrais das dünne Seil, das durch eine Schlaufe 418
    weit oben führte und unten bis in jemandes Hände lief, der neben der Wand stand.
    Vokrais stieg die Stufen hinunter. Bildeten die Planer der Flotte ihre Truppen endlich darin aus, feindliche Schiffe zu entern? Aber falls das so war, warum trugen die Leute dann nicht die Ausrüstung, die sie dafür benötigten? Warum trainierten sie in kurzen Hosen und kleinen, fetzenähnlichen Hemdchen?
    Von dem Garten auf Deck 16 aus nahm er eine Treppe – es
    war eine Treppe wie in einem Haus, keine Leiter wie auf einem richtigen Schiff - zu Deck 14 hinunter, von wo aus er wieder dem gebogenen Hauptkorridor folgte, um schließlich die
    Schweberöhre hinab zu Deck 6 zu nehmen. Er hätte auch den Zugangsschacht selbst benutzen und dabei alles überprüfen können, aber er hatte es eilig herauszufinden, wie viele ihrer Leute Hoch inzwischen gefunden hatte.
    Als er aus der Luke stieg, sah er zunächst niemanden, womit er gerechnet hatte. Über und unter ihm wirkte der Schacht leer, ein undeutliches graues Rohr mit einer spiralförmigen Leiter, die sich um Bündel aus Kabeln und Röhren in der Mitte wand.
    Vokrais grinste, als ihm auffiel, wie an günstigen Stellen Lampen durchgebrannt waren, und pfiff ein paar Noten.
    Sein Rudel tauchte wieder auf. Einer nach dem anderen kam aus den Schatten hervor, aus Luken zu anderen War-tungstunneln, aus jeder Art von Deckung, die sie nur gefunden hatten. Einzeln stiegen sie die Leiter herauf oder herab und versammelten sich um ihn. Einer, drei, vier, sechs, zehn … dazu er selbst und Hoch. Nur zwölf, was nicht reichte. Er musterte Hoch finster.
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    »Sind das alle?«
    »Nein… aber alle, die zur Zeit problemlos kommen konnten.
    Drei weitere können wir erwarten, sobald sie eine Chance finden, sich zu verdrücken. Sramet hat Pilan und Vrodik
    gesehen, konnte aber nicht lange genug mit ihnen reden. Geller ist der Einzige, den niemand gesehen hat und über den nichts gemeldet wurde.«
    »Wer hat Waffen aufgetrieben?«, fragte Vokrais und brachte Messer und Gabel zum Vorschein, die er an sich genommen
    hatte.
    »Die Leute hier tragen keine Waffen«, antwortete Sramet
    angewidert. »Nicht mal die mit den Aufnähern der Abteilung Waffensysteme.«
    Zwei weitere hatten Tafelmesser gestohlen; Brolt hatte schon damit begonnen, seines zu einer scharfen Spitze zurecht-zufeilen.
    »Die Leute von der Consultingfirma?«
    »Sie sind hier«, sagte Hoch, »aber wir haben noch keinen Kontakt zu ihnen aufgenommen.«
    »Also wissen wir nicht, wie es um den Mechanismus steht.«
    Vokrais überlegte einen Augenblick lang. »Es wäre besser, wenn wir das selbst herausfinden, ohne sie zu fragen. Ich traue ihnen nicht.« Sein Misstrauen war es, was sie alle hierhergeführt hatte; er hatte mit Erfolg eingewandt, dass dieser Abschaum, selbst

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