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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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hatte sich zunächst für ein weniger riskantes Vorgehen ausgesprochen – notfalls die Eindringlinge einfach mit dem Klebstoff überschütten – , aber die Kaperung eines feindlichen Kriegsschiffes würde leichter gelingen, wenn man dort davon ausging, in ein Werftschiff einzufahren, das in der Hand der eigenen Leute war.
    Im Idealfall erreichten die Eindringlinge die Basis der
    Reparaturbucht genau zu dem Zeitpunkt, an dem das Schiff aus der Überlichtfahrt kam. Sie fanden dort die Spinde mit den Raumanzügen und öffneten anschließend die Reparaturbucht…
    Dort war alles auf automatische Bedienung eingestellt, mit neuen – und frisch gealterten und abgewetzten – Steuertafeln und Instruktionsetiketten.
    Esmay schaltete auf die abhörsichere Verbindung zur Brücke um: Man hatte dazu eine T-3-Zugangsluke geöffnet und ein 548
    optisches Kabel hindurchgelegt. Sie wusste, dass der Captain noch lebte, aber in kritischer Verfassung war und jetzt in einem Regenerationstank der medizinischen Abteilung steckte, die man vom Schlafgas gesäubert hatte. Die Verlustrate stieg derweil, da die Suchmannschaften immer mehr Leichen fanden
    … meist waren es Leichen, wenn auch einige wenige nur
    verletzt worden waren. Barin hatte man bislang nicht gefunden.
    Ein Ruck knallte Esmay mit dem Steißbein auf den Stuhl, als wäre sie im Dunkeln von einer Felskante ins Leere getreten. Sie blickte auf die Uhr. Eine Stunde zu früh?
    »Sprungaustritt«, sagte jemand unnötigerweise. Augenblicke später: »System Caskadian, langsamer Austritt.«
    Also waren sie dort eingetroffen, wo sie es auch erwartet hatten, und das in einem Stück. Ein langsamer Austritt bedeutete, dass die Scanner bald arbeiteten und sie darüber informierten, welche Schwierigkeiten hier auf sie lauerten.
    Esmay fragte sich, wie der Sprungaustritt von außen gewirkt hätte, und ihr schauderte es. Draußen auf dem Rumpf hätten sie nicht die ganze Fahrt überleben können, davon war sie
    überzeugt.
    »Einleitende Scans: Sechs, wiederhole sechs Schiffe der
    Bluthorde. Waffenanalyse folgt…«
    Wo steckten jetzt die Eindringlinge? Esmay blickte wieder auf den Videoscanner … auf Deck 10. Zu weit oben; sie wollte, dass der Gegner Gelegenheit fand, mit den eigenen Schiffen Kontakt aufzunehmen, und dazu mussten sie bis auf Deck 4
    hinunter.
    »Abspielen, abspielen!«, sagte sie. Der Komtech nickte und schaltete auf das abschließende Segment: Qual, Entsetzen, rauer 549
    Atem… Widerstand, der in Panik zerschmolz. Wie erwartet, setzte das Bluthorde-Team nach, und obwohl es einen Rest Vorsicht zeigte, als es die Steuerkabine der Reparaturbucht erreichte, zögerte es nicht lange.
    Die Feinde hatten ihre Datenstäbe gut genutzt… Zwei Mann suchten direkt die Steuerzentrale auf, während sich die übrigen den Spinden mit den Raumanzügen zuwandten. Der Komtech
    spielte jetzt das Band mit den Szenen nach der Schlacht ab …
    Falls die von der Bluthorde zuhörten, dann vernahmen sie die Stimmen von Menschen, die sich gegenseitig zu finden
    versuchten, die zu entscheiden versuchten, was jetzt zu tun war, wohin die Verwundeten zu bringen waren.
    Die beiden Personen, die den Dialekt der Bluthorde sprechen oder zumindest verstehen konnten, schalteten sich ins
    Kommunikationspult der Reparaturbucht ein. Was würde der Gegner wohl den eigenen Schiffen übermitteln?
     
    Das Schiff der Bluthorde sah den schlanken schwarzen
    Eiformen der Flottenschiffe überhaupt nicht ähnlich.
    »Verdammter umgebauter Trampfrachter«, brummte jemand
    in der Leitung. Esmay wünschte sich, dass die anderen die Klappe hielten, aber sie war ihrer Meinung. Das Fahrzeug war etwas größer als ein Geleitschiff der Flotte und vielleicht ein Drittel kürzer als ein Patrouillenschiff, und der eher eckige Umriss des Rumpfes wies auf den Ursprung als ziviler Frachter hin.
    »Ein Stück davon ist bloßes Metall«, sagte jemand anderes.
    Esmay entdeckte den länglichen Fleck, der im Scheinwerferlicht der Reparaturbucht leicht glänzte. Der Rest des Rumpfes
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    bestand vermutlich aus demselben organokeramischen Material, das bei den meisten Schiffen verwendet wurde; die zernarbte, ungleichmäßige Färbung wies auf Flicken verschiedenen Alters und unterschiedlicher Herkunft hin. Auf die Flanke waren helle Symbole aufgemalt, die für die Bluthorde irgendeine Bedeutung haben mussten. Dicht am Bug waren Reihen stilisierter Augen und schartiger Zähne zu erkennen. Esmay schauderte.
    Langsam flog das Schiff ein,

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