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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Reparaturbuchten, dort, wo sie sich selbst befanden. Seb Coron hatte Esmay von Nachtkämpfen erzählt und dabei erwähnt, dass niemand der Versuchung widerstehen konnte, dort nachzusehen, wo ein Licht gerade angegangen oder ausgefallen war.
    Näher – fünf Meter … vier … Sie drückte die behelfsmäßige Steuerung, und ein dünner Gasstrahl spie hervor; sie spürte den Schub, als würden sich die Leute hinter ihr an ihren Rücken lehnen. Drei Meter … dann ganz langsam bis auf zwei Meter, dann einen. Endlich zog Esmay den Kopf ein, rollte sich ab und spürte, wie ihre Schuhe mit dumpfem Schlag auf den Rumpf trafen; die Knie fingen den Aufprall mühelos ab.
    Die Basis des Gestells für Triebwerkstests war ein Irrgarten aus Kabeln und Halterungen, aber der Testgestellaufseher, den sie gefunden hatten, kannte den Standort der nächsten Luke.
    Sobald sie im Inneren waren, mussten sie nur kurz ziehen, um am Kabel aufzusteigen. Dann waren sie vor der oberen Luke, und Esmay warf einen Blick hindurch … Da lag das Schiff der Bluthorde, eine eckige dunkle Masse vor dem Meer der Sterne.
    Sie konnte nicht erkennen, ob jemand an Bord war, jedenfalls so lange nicht, bis sie die Instrumente des Testgestells aktiviert 566
    hatte. Das war eine Aufgabe für den Aufseher, der grunzte und eine Weile an der Bedienung herumfummelte. Dann…
    »Überall sickern aktive Scannersignale heraus«, sagte er. »Da können wir nicht viel machen, ohne dass sie es bemerken. Die positive Seite ist: Da sie selbst so viele Signale abstrahlen, bemerken sie wahrscheinlich nichts, was wir auf die Leitung geben. Soll ich der Kos ein Signal geben?«
    »Ja.«
    Augenblicke später traf die Antwort ein: Man hatte ihre
    Ankunft registriert und wartete jetzt auf Bowrys Meldung vom anderen Testgestell. Esmay wies sich selbst darauf hin, dass sein Team weiter zu gehen gehabt hatte und dabei den Weg der
    einrückenden Bluthordetruppen auf einem darunter liegenden Deck gekreuzt hatte. Als sie schließlich glaubte, keine Sekunde mehr warten zu können, kam das Signal.
    »Bereit?«
    »Los.« Das war nur ein heikles Detail unter den vielen
    heiklen Details ihres Plans. Es war nicht möglich gewesen, ihn einfach zu halten. Sie mussten die Aufmerksamkeit der
    Bluthorde auf die Reparaturbuchten lenken und sie damit von den Angriffsteams ablenken, die die Schiffe der Bluthorde aufs Korn nahmen. Womit sie hier arbeiten mussten, das waren mehr Hand-und Rauchsignale als echte Waffen und die für deren Einsatz nötigen Kenntnisse – allerdings waren den
    Reparaturmannschaften eines DSR Hand-und Rauchsignale
    längst zur zweiten Natur geworden. Esmay wusste nicht, was geschehen würde, nur, dass es in sechzigsekündigen
    Ausbrüchen maximaler Ablenkung ablaufen würde. Das hofften zumindest alle.
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    Die ersten Verstärkungen der Bluthorde hatten es bis zu den Testgestellen geschafft, als die Lampen ausgingen. Die Soldaten verfluchten die dummen Familias-Schweine, die nicht genug Verstand hatten zu kapitulieren, ohne vorher kindische Tricks auszuprobieren, und schalteten dann die eigenen Scheinwerfer ein. Die Lichtstrahlen warfen harte, bewegliche Schatten zwischen den Baumaschinen, den Gestellträgern, den
    Greifergehäusen, den Portalen und Robotern, die darauf
    wucherten wie Krebse auf einem maritimen Dock. Im Vakuum der offenen Reparaturbuchten hinterließen die Laser-Entfernungsmesser keine Spuren; die ersten Opfer sahen nicht mal die kleinen farbigen Punkte auf ihren Raumanzügen, weil sie mit zusammengekniffenen Augen in dieses Durcheinander aus hellen Lichtstrahlen und umherzuckenden Schatten blickten.
    Noch mehr Flüche waren über Helmfunk zu hören, aber die
    Soldaten der Bluthorde wussten, wie sie mit Widerstand dieser Art umzugehen hatten. Es war zwar riskant, da ihr eigenes Schiff inzwischen in T-4 vertäut lag, aber sie warfen die kleinen Granaten, die man Hüpfer nannte, und warteten, bis drei oder vier davon hochgegangen waren. Diese Granaten waren mit
    Annäherungszündern ausgestattet, erkannten aber Sticker an Raumanzügen der Bluthorde, was sie zu lediglich sehr
    gefährlichen Spielzeugen machte.
    Die Angreifer rückten weiter vor und lauerten gespannt auf weiteren direkten Widerstand. Hundert mehr von ihnen waren inzwischen längsseits des eigenen Schiffes und längsseits der Wraith aufmarschiert, als die Lampen wieder angingen, mehrfach flackerten und dann erneut ausgingen. Die Helmfilter dunkelten sich ab, oszillierten in Reaktion auf die

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