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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Hinweis daraufgab, dass jede Person an Bord wohl in einem Raumanzug steckte. Esmay glitt
    vorsichtig zur Innenluke hinüber und hatte dabei das leicht schmierige Gefühl, sich unter der Wirkung eines unzulänglichen Generators für künstliche Schwerkraft zu befinden. Sie sah sich um. Vor ihr lag eine große offene Kabine mit Reihen aufrechter Stangen, jede ausgestattet mit einem Querbalken an der Spitze sowie etlichen Schlaufen. Etwas in dieser Art hatte Esmay auf 571
    einem Flottenschiff noch nie gesehen. Dann wurde ihr klar, wie praktisch eine solche Vorrichtung für jemanden war, der ohne Hilfe in einen Raumanzug stieg. Hier bereiteten sich die Truppen der Bluthorde auf Außenbordaktionen vor.
    Wo lag die Brücke? Hielt sich dort irgendjemand auf? Esmay gab zweien ihrer Leute mit einem Wink zu verstehen, sich bugwärts zu bewegen, und schickte zwei weitere nach achtern.
    Sie sah, wie der Vorderste den Arm hob, und hielt die Luft an
    … Ihr Team und das Bowrys führten die einzigen fünf
    verfügbaren Nadler mit, Waffen, die man unter den beengten Verhältnissen auf der Brücke eines Kriegsschiffes problemlos einsetzen konnte.
    Die Hand des Mannes zuckte zweimal, dann ging er weiter.
    Esmay folgte ihm und achtete gespannt darauf, ob sich in irgendeiner Richtung etwas bewegte. Nichts zu sehen. Auf der Brücke hatte die Bluthorde zwei Personen zurückgelassen –
    Esmay hatte keine Ahnung, für welche Aufgaben –, und beide waren tot.
    »Dann bringen wir dieses Schiff mal in Gang«, sagte sie.
    Jemand schleppte die Leichen in die große Kabine vor den Schleusen; die Spezialisten setzten sich auf ihre Plätze.
    Die Steuerungsanlagen wirkten recht vertraut, ungeachtet der seltsamen Beschriftung.
    »Das wird gehen, Kommandant«, sagte Petty-Major Simkins.
    Esmay wollte schon erwidern, dass sie kein Kommandant war, als ihr wieder einfiel, dass sie es doch war … zumindest für den Augenblick. Simkins leitete ihre technische Abteilung; er arbeitete normalerweise in Antrieb und Manöver. »Wir haben hier nur einen simplen kleinen Frachter, den man mit ein paar 572
    Geschützen aufgemotzt hat… Die Schilde liegen nicht über dem Niveau ziviler Schiffe. Falls die anderen auch keine besseren Schilde haben, brauchen wir nur ein paar Treffer zu landen.«
    Dass auch nur ein paar gegnerische Treffer nötig waren, um sie selbst zu vernichten, verstand sich von selbst.
    »Bewaffnung?«, fragte Esmay, und diese Frage galt Chief
    Arramanche, die einen Finger hob, um zu zeigen, dass sie noch einen Augenblick brauchte.
    »Wir haben … fast ein volles Arsenal an Raketen, Kommandant«, sagte sie dann. »Reichlich für unseren Einsatz. Aber diese Kiste verfügt über keine Strahlenkanonen.« Was hieß, dass sie dicht heranfahren mussten, um einen sicheren Abschuss zu erzielen.
    »Scanner?«, fragte Esmay.
    »Strom … eingeschaltet… Kommandant, wir sind einsatzfähig.« Luden Patel hatte eine helle, dünne Stimme, klang aber trotzdem recht selbstsicher. »Und wir haben – da kommt das Signal von der Kos – die beiden übrigen Schiffe der Bluthorde. Eines ist wahrscheinlich ein entführter Superfrachter, während das andere in der Größe diesem Schiff entspricht.«
    *
    Vokrais musterte den leeren, gebogenen Gang unbehaglich.
    Irgendwas war anders, und er konnte es nicht genau feststellen.
    »Auf welchem Deck sind wir?«, fragte er.
    »Vier.«
    573
    »Ich überprüfe mal die Luft«, sagte er. Er nahm die Maske ab und hob den Helm an. Die Lampen … hatten sie nun diesem
    Miststück befohlen, das Licht unterhalb von Deck 8
    abzuschalten, oder nicht? Er wusste es nicht mehr. Der Geruch
    … Die Luft erschien ihm frischer als zuvor, aber der Eindruck konnte dadurch bedingt sein, dass er stundenlang durch die Maske geatmet hatte. Er konnte nichts Eindeutiges sehen oder hören oder riechen, aber er konnte sich auch nicht entspannen.
    Die ganze Zeit, seit er erfahren hatte, dass Bjerling das Kommando führte, hatte er schon das Gefühl, dass die Sache schief ging.
    »Probleme, Rudelführer?«
    »Nichts, was ich schmecken könnte«, antwortete er, »aber
    …« Sein Team war inzwischen zu klein – sie waren so wenige, und Bjerling hasste ihn; davon war er überzeugt.
    Falls Bjerlings Leute sie alle umbrachten, konnten sie
    anschließend den Truppen der Familias die Schuld geben. Wer würde je die Wahrheit erfahren?
    »Wir brauchen eine Geisel«, sagte er schließlich. »Jemanden, den sich auch Bjerling wünscht… Vielleicht einen

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