Heldin wider Willen
raschen 568
Veränderungen und wurden schließlich wieder klar, als erneut Dunkelheit eintrat. Wieder sondierten die Scheinwerfer der Bluthorde die Dunkelheit, und die Soldaten erinnerten sich noch an das Durcheinander, das sie vorher gesehen hatten. Sie waren keine Grünschnäbel, die sich von dermaßen einfachen Tricks abschrecken ließen. Sie drängten sich nicht zusammen; sie rückten in einer disziplinierten Schützenlinie vor, bis die vorderen Elemente die Luftschleuse am Nabenende der
Reparaturbucht erreichten.
In diesem Augenblick schlugen die großen Robotsprüher zu.
Sie waren im Licht Zentimeter für Zentimeter die
Brückenportale heruntergeglitten und jeweils dann, wenn die Scheinwerfer nicht auf sie gerichtet waren, gleich mehrere Meter hinabgesunken. Jetzt drehten sie sich, zielten – und feuerten eine dicke gelbe Flüssigkeit auf die Soldaten der Bluthorde. Sie verstreute sich im Vakuum zu einem feinen Nebel, der sich dann ebenso schnell an die Raumanzüge der Bluthorde heftete, einschließlich der Helmvisiere.
Nicht alle bekamen eine volle Dosis ab. Einige, die dicht vor den Düsen standen, wurden durch die Wucht des Sprühregens regelrecht von den Beinen gerissen, und ein paar von ihnen konnten sich rechtzeitig schützend zusammenrollen, sodass ihre Helmvisiere nicht vollständig zugeklebt wurden. Sie brauchten jedoch einige entscheidende Augenblicke, um mitzubekommen, was hier passierte und welche Wirkungen es zeitigte. In diesen wenigen Augenblicken löste sich die Formation der Bluthorde auf. Ein paar von den Soldaten schlugen sich tappend zu
Luftschleusen durch. Die Übrigen von ihnen waren jedoch
geblendet, ihre Außensensoren von Sprühnebel verklebt, und manche von ihnen pappten sogar auf dem Boden fest, weil sie 569
das Pech gehabt hatten, in einen Flecken Klebstoff zu treten, ehe sich dieser völlig niedergeschlagen hatte.
Die Raumanzüge waren mit elektrischen Unterstützungssystemen ausgestattet; sie konnten sich also wieder losreißen. Allerdings konnten die Leute nichts sehen; sie bekamen die Farbe auch mit den behandschuhten Händen nicht herunter … Tatsächlich hätten sie sogar, obwohl sie nichts davon wussten, ein spezielles Lösungsmittel gebraucht, das die Farbe entfernte, ohne sich durch die Helmvisiere zu fressen.
*
»Sie sind wütend«, meldete einer von denen, die die Sprache kannten, wie sie jetzt aus den Helmfunklautsprechern drang.
»Sie verfluchen den Namen und den Kriegsclan von jemandem, der Vokrais heißt.« Unten auf dem Deck der Reparaturbucht schienen die strahlend gelben Raumanzüge in den dunklen
Bereichen fast zu leuchten. Offenkundig hatten die Leute, die die Farbe gemischt hatten, spiegelnde und leuchtende Stoffe hinzugesetzt.
»Gut. Wie viele von ihnen sind der Falle entronnen?«
Die externen Videoscanner, die man wenige Stunden zuvor
hastig montiert hatte, um sonst nicht überwachte Zonen zu erfassen, zeigten mehrere Gruppen von Invasoren der Bluthorde an den Außenrändern der Reparaturbuchten.
»Vielleicht fünfzig … einhundert…«
»Sorgen wir dafür, dass sie beschäftigt sind.« Die Sprühgeräte stiegen viel rascher wieder auf, als sie heruntergefahren 570
waren, und die schnabelförmigen Düsen rotierten nach innen.
Weitere Maschinen bewegten sich auf und ab, hin und her, führten einen kunstvollen Tanz auf, der den Zweck verfolgte, vage bedrohlich zu wirken. Lenkte das die Bluthorde von dem ab, was hinter ihr passierte? Ein unternehmungslustiger
Operator löste einen der Sprüher vom üblichen Gerätesockel und schickte ihn zur Öffnung der Reparaturbucht, wie auf der Suche nach weiteren Soldaten, die er einsprühen konnte. Das Gerät fuhr auf einem Galgen aus, wobei die Düse bedrohlich hin und her schwankte, während der Operator auf dem
Videoscanner verfolgte, wie sich die Soldaten der Bluthorde unbehaglich an ihren Sicherungsleinen bewegten. Einer von ihnen hob eine Waffe … und stieß einen Triumphschrei in ihrer Sprache aus, als es ihm gelang, den Farbbehälter zu treffen.
Aber er hatte sich nicht überlegt, was geschehen würde, falls er traf: Aus dem platzenden Behälter stieg eine sich verteilende Farbwolke auf, immer noch klebrig genug, um etliche weitere Helmvisiere zu verkleistern. Weitere gebrüllte Flüche kamen über Funk; die übrigen Truppen verloren den letzten Rest Disziplin und stürmten in die Reparaturbucht.
Esmay zog sich an Bord. Sowohl die Außen-als auch die Innenluke standen offen, was
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