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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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mindestens die
    Hälfte der Menschen, die in T-3 zurückgeblieben waren. Esmay wurde umarmt und bejubelt. Sie und die beiden anderen
    Kommandanten wurden auf Schultern gehoben und die
    Korridore entlang zum Kern getragen …
    Dort erblickte sie Admiral Dossignal, der ein bisschen schief in der Nähe des Liftröhrenbündels stand. Seveche und Major 580
    Pitak waren bei ihm und betrachteten Esmay.
    Die Menge wurde langsamer, nach wie vor überschwänglich, sich aber trotzdem der Schultersterne und deren Bedeutung bewusst. Esmay konnte sich herunterschlängeln und dann einen Weg aus dem Gedränge heraus bahnen.
    »Sir…«
    »Gute Arbeit, Lieutenant! Glückwünsche Ihnen allen.«
    »Gibt es Nachricht von …«
    »Von Ensign Serrano?« Das kam von Major Pitak, die ein
    ernstes Gesicht zeigte; Esmay wappnete sich für das
    Schlimmste. »Ja… er wurde gefunden; er lebt, ist aber schwer verwundet.«
    Aber er lebte. Er war nicht in der Folge ihrer Untätigkeit gestorben. Jetzt, wo sie das wusste – und sicherlich würde es ihm dann auch wieder gut gehen, sobald er erst mal aus den Regenerationstanks kam –, stieg ihre Laune in unmögliche Höhen. Sie wandte sich wieder der Menge zu, auf der Suche nach den Menschen, die sie kannte.
    »Sie haben es geschafft!«, schrie sie Arramanche zu. »Sie haben es geschafft!«, zu Lucien. »Wir haben es GESCHAFFT!«, zu allen anderen, all den anderen.
    Admiral Dossignal beugte sich zu Pitak hinüber, um ihr in diesem ganzen Lärm etwas zu sagen. »Ich denke, wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen, Major. Ich glaube wirklich, dass das Leben ihr den nötigen Tritt in den Hintern versetzt hat.«
     
    581

Kapitel zwanzig
    Als Esmay endlich etwas Schlaf fand und die Koskiusko von anderen schon wieder auf Kurs in den Raum der Familias gebracht wurde, hatte sich ihre anfängliche Euphorie gelegt. Sie wurde mehrmals wach, und ihr Herz klopfte noch heftig nach Träumen, an die sie sich nicht recht erinnern konnte. Sie empfand Wut, hatte aber kein Opfer, auf das sie sie hätte richten können. Die Eindringlinge von der Bluthorde waren tot; sinnlos, noch auf sie wütend zu sein. Nichts erschien Esmay richtig …
    aber natürlich waren Dienstpläne und Dienstleistungen nach wie vor aus dem Takt. Die Besatzungsmitglieder, die mit Esmay zusammen auf der Antberd's Axe gewesen waren, suchten sie auf und beglückwünschten sie weiterhin; es fiel ihr schwer, ihnen die Antworten zu geben, die sie verdienten. Sie wollte es ja tun, aber sie fühlte sich leer, entdeckte in sich nichts weiter als ziellose Verärgerung. Als Lieutenant Commander Bowry sie aufsuchte und ihr mitteilte, er würde nur zu gern eine nachdrückliche Empfehlung übermitteln, Esmay auf die
    Kommandolaufbahn zu versetzen, spürte sie einen Hauch von Angst.
    Ein weiterer Schlafzyklus half, aber im wiederum Nächsten bekam sie erneut einen ihrer Albträume, diesmal so lebhaft, dass sie im Erwachen laut aufschrie. Sie schaltete das Licht an, starrte im Liegen an die Decke und bemühte sich, ruhiger zu atmen. Warum kam sie darüber einfach nicht hinweg? Sie war nicht mehr dieses Kind; das hatte sie bewiesen. Sie hatte ein Schiff befehligt – die Despite zählte nicht, aber für die Antberd's 582
    Axe gestand sie sich das Verdienst zu – und ein feindliches Fahrzeug vernichtet.
    Aber nur, weil dessen Besatzung nichts geahnt hatte; nur, weil sein Kommandant dumm gewesen war. Spontan musste sie an jede einzelne Möglichkeit denken, wie eine ihrer Entscheidungen hätte schief gehen können. Sie hatte hastig und impulsiv gehandelt, genau wie jenes Kind, das einfach weggelaufen war. Sie hätte alle um Kopf und Kragen bringen können.
    Andere fanden, dass sie sich gut geschlagen hatte – aber sie wusste Dinge von sich selbst, von denen andere nichts ahnten.
    Falls die anderen alles gewusst hätten, dann würden sie
    begreifen, dass Esmay nicht wirklich qualifiziert sein konnte.
    Sie hatte einfach Glück gehabt, wie ein Reiterneuling, der womöglich über ein paar Zäune hinweg im Sattel blieb. Und eine geübte Besatzung hatte ihr zur Seite gestanden.
    Es wäre sicherer für alle, wenn Esmay einfach wieder in der Unauffälligkeit untertauchte, wo sie hingehörte. Sie konnte ein gutes Leben haben, wenn sie sich einfach aus Schwierigkeiten heraushielt.
    Admiral Serranos Gesicht schien sich vor ihr zu formen. Sie können nicht wieder der Mensch werden, der Sie früher waren.
    Esmays Hals wurde eng. Sie sah die Gesichter ihrer Besatzung vor

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