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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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versteckt haben – zum Beispiel, weil Sie eine Agentin der Benignität wären –, aber versteckt haben Sie sie nun einmal.
    Sie sind der Kommandolaufbahn ausgewichen, als wäre sie auf ganzer Länge mit Dornen gepflastert. Ich habe mir Ihre Akte von der Vorbereitungsschule besorgt und habe auch mit Ihren Ausbildern auf der Akademie gesprochen. Die beißen sich alle selbst in den Hintern, weil sie ein solches Kommandotalent weder erkannt noch gefördert haben …«
    »Aber ich mache Fehler«, warf Esmay ein. Sie konnte nicht zulassen, dass das so weiterging. Sie hatte Glück gehabt; ihr hatten herausragende Senior-Unteroffiziere zur Verfügung gestanden, die ohnehin die meiste Arbeit geleistet hatten … Sie rasselte das herunter, so schnell sie konnte, während Chapin sie mit skeptischem Ausdruck musterte.
    »Das geht einfach nicht«, sagte er schließlich. »In Ihrem eigenen Interesse, Lieutenant Suiza …« So hatte er sie seit dem ersten Tag nicht mehr angesprochen; Esmay wurde steif. »In Ihrem eigenen Interesse«, wiederholte er sanfter, »müssen Sie sich dem stellen, was Sie sind; Sie müssen einräumen, wie viel Sie persönlich zu den Ereignissen beigetragen haben. Ihre 71
    Entscheidungen – waren gut. Ihre Fähigkeit war da, die
    Verantwortung zu übernehmen und diese Leistung bei Ihren Untergebenen wachzurufen. Das war kein Zufall. Ob das
    Gericht sich nun näher auf diesen Punkt einlässt oder nicht, Sie müssen es jedenfalls tun. Falls Sie wirklich nicht wussten, wozu Sie fähig sind – falls Sie selbst nicht wussten, dass Sie Ihre Talente versteckten –, dann müssen Sie die Gründe dafür
    herausfinden. Andernfalls stolpern Sie in Ihrem weiteren Leben nur von einem Schlamassel in den nächsten.« Und als hätte sie etwas gesagt, stieg sein Finger in die Luft und deutete auf sie.
    »Und nein, Sie können nicht einfach wieder nur irgendein ge-wöhnlicher Subalternoffizier unter anderen sein, nicht nach all dem. Was auch immer das Gericht entscheidet, die Wirklichkeit hat schon entschieden. Sie sind etwas Besonderes. Die
    Menschen werden mehr von Ihnen erwarten, und Sie sollten lernen, damit umzugehen.«
    Esmay kämpfte darum, ruhig zu bleiben. In einem Winkel
    ihres Verstandes fragte sie sich, warum es so schwer war zu glauben, dass sie begabt war; aber der größte Teil konzentrierte sich auf die Notwendigkeit, sich zu beherrschen.
     
    Der Untersuchungsausschuss, technisch gesehen eigentlich eine Einrichtung der Verwaltung und nicht der Rechtsprechung, hatte keine Aufmerksamkeit seitens der Medien gefunden, aber die Kriegsgerichtsverfahren gegen Subalternoffiziere, die in eine Meuterei verwickelt waren – und anschließend zur erfolgreichen Verteidigung Xaviers beigetragen hatten – , stellten einfach eine zu fette Beute dar. Die Flotte hielt die Angeklagten isoliert, so lange sie konnte, aber Chapin warnte Esmay, dass die Prozesse 72
    aufgrund politischer Erfordernisse für eine selektive Berichterstattung offen standen.
    »Normalerweise interessiert sich niemand sonderlich für
    Kriegsgerichtsverfahren«, erklärte er. »Aus den seltenen Fällen, die öffentliches Interesse genießen, bleibt die Öffentlichkeit normalerweise ausgeschlossen, da man das für militärisch geboten hält. Dieser Fall – oder eher alle Ihre Fälle – stehen jedoch in der Geschichte der Familias einzigartig da. Wir mussten schon früher ganze Gruppen von Offizieren vors
    Kriegsgericht stellen – zum Beispiel nach der Trannvis-Revolte
    –, aber noch nie eine Gruppe, die etwas Gutes geleistet hat. Jetzt lechzen die Bluthunde natürlich nach Blut… noch nicht nach Ihrem, sondern einfach jedem Blut, das zufällig auf den Boden tropft. Und in einer solch komplizierten Lage wird
    irgendjemand bluten.«
    Esmay schnitt eine Grimasse. »Ich wünschte, sie würden
    darauf verzichten …«
    »Natürlich. Und ich möchte auch nicht, dass Sie vor den
    Bildschirmen sitzen und versuchen, über die Berichterstattung auf dem Laufenden zu bleiben; das würde Sie nur sinnlos
    anspannen. Aber Sie mussten vorher erfahren, dass die Medien im Gerichtssaal sein werden und zwischen den Sitzungen
    versuchen werden, Ihnen Stellungnahmen zu entlocken, obwohl man ihnen schon erklärt hat, dass Ihnen verboten wurde zu antworten. Sagen Sie einfach nichts, überhaupt nichts, während Sie sich zwischen dem Gerichtssaal und den Zimmern bewegen, wo man Sie und Ihre Kameraden zwischen den Sitzungen
    abkapseln wird. Ihnen brauche ich ja nicht zu

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