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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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daraus«, warf der Vorsitzende ein.
    »Wir wissen schließlich, was das Wort bedeutet.«
    »Naja, dann … Lieutenant Hangard wollte, dass der jeweils für die Ensigns zuständige Jig ihm direkt Meldung machte. Er sagte, jeder von uns müsste die Verantwortung für kurze Zeit einmal selbst tragen.« Wohin führte das nur?
    »Dann wussten Sie also nicht, dass Ensign Arphan in die
    illegale Abzweigung militärischer Ausrüstung verwickelt war?«
    »Was?!« Esmay konnte einfach nicht verhindern, dass ihr
    diese Reaktion herausrutschte. »Ensign Arphan? Aber er…«
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    »Ensign Arphan«, sagte der Vorsitzende, »ist der
    Abzweigung und des illegalen Verkaufs militärischer Güter an nichtlizensierte Käufer – in diesem Fall die Transportgesell-schaft seines Vaters – schuldig gesprochen worden.«
    »Das … kann ich kaum glauben«, sagte Esmay. Wenn sie
    darüber nachdachte, konnte sie es durchaus glauben, aber trotzdem … Warum hatte sie das nicht bemerkt? Wie hatte es jemand anderes herausfinden können?
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet: Wussten Sie oder wussten Sie nicht, dass Ensign Arphan militärische
    Ausrüstung illegal abzweigte?«
    »Ich wusste es nicht, Sir.«
    »Sehr gut. Nun zur eigentlichen Meuterei…« Esmay fragte
    sich, warum sich das Gericht die Mühe machte, Fragen zu
    stellen, die die Überwachungswürfel schon beantwortet hatten.
    Hearne hatte versucht, alle Aufzeichnungen ihres Gesprächs mit Serrano zu vernichten, aber die Meuterei brach aus, ehe sie es vollenden konnte. Somit hatte das Gericht sich die Aufnahmen aus mehreren Blickwinkeln ansehen können … denn Serrano
    hatte Hearnes Funksprüche natürlich aufgezeichnet, und sie stimmten alle überein.
    Was das Gericht am meisten zu sorgen schien, war die
    Möglichkeit, dass Subalternoffiziere schon eine Intrige an-gezettelt hatten, ehe sich Hearne Serrano widersetzte. Esmay wiederholte ihre früheren Aussagen dazu, und das Gericht zerpflückte sie. Wie war nur möglich, dass sie vorher noch nicht gewusst hatte, dass Hearne eine Verräterin war? Wie war es nur möglich, dass sie an einer erfolgreichen Meuterei teilgenommen hatte, falls sie nicht schon vorher irgendwelche Pläne mit 80
    anderen Meuterern geschmiedet hatte? War es wirklich so
    einfach, eine spontane Meuterei anzuzetteln?
    Am Ende des zweiten Tages hätte Esmay am liebsten ein paar Köpfe aneinander gehauen. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass eine ganze Reihe von Senioroffizieren dermaßen unfähig war, das zu erkennen, was sie direkt vor Augen hatten – dass sie so sehr darauf beharrten, etwas anderes zu finden als die klare, offenkundige Wahrheit. Hearne war eine Verräterin gewesen, ebenso wie ein paar weitere Offiziere und ein paar
    Mannschaften. Niemand hatte das bemerkt, weil bis zu dem Augenblick, an dem sich Hearne gegen Serrano stellte, ihr Vorgehen nicht verdächtig gewesen war.
    »Sie hatten nie irgendeinen Verdacht, dass sie illegale
    Medikamente benutzte?«, fragte einer der Richter zum dritten Mal.
    »Nein, Sir«, antwortete Esmay. Sie hatte es schon vorher geäußert. Kommandantin Hearne hatte nie den Anschein
    gemacht, unter der Wirkung solcher Medikamente zu stehen; nicht dass Esmay in der Lage gewesen wäre, subtile
    Auswirkungen von Drogen zu erkennen … selbst wenn sie
    Hearne oft genug gesehen hätte. Esmay konnte unmöglich
    feststellen, was die Kommandantin einnahm. Und sie
    untersuchte auch nach der Meuterei Hearnes Kabine nicht, um es herauszufinden. Sie hatte eine Schlacht auszutragen.
    Weitere Fragen folgten, und sie drehten sich um Hearnes
    Motive: Major Chapin unterband diese Fragen häufig. Esmay war froh, sich setzen zu können und das ihm zu überlassen; sie fühlte sich ausgepumpt und mürrisch und müde. Natürlich
    wusste sie nicht, warum Hearne Verrat verübt haben könnte; natürlich wusste sie nicht, ob Hearne Schulden gehabt, ob sie 81
    politische Verbindungen zu einer auswärtigen Regierung
    unterhalten oder irgendeinen Groll gegen die Flotte gehegt hatte.
    Woher hätte sie das wissen sollen?
    Ihre eigenen Motive wurden Thema der Befragung; Esmay
    beantwortete sie so ruhig, wie sie konnte. Sie hatte keinen Groll gegen Kommandantin Hearne gehegt, die nur wenige Male mit ihr gesprochen hatte. Als Hearnes Privatlogbuch als
    Beweismittel vorgelegt wurde, fand sie heraus, dass Hearnes Bild von Lieutenant Junior Grade Suiza gelautet hatte:
    »Kompetent, aber farblos; macht keine Probleme, zeigt aber auch keine

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