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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Leute hatten über alles Mögliche gemurrt, vom Essen bis zur Knappheit an Sportmöglichkeiten; das taten Leute immer. Esmay wählte ihre Worte mit Bedacht. »Sir, natürlich habe ich Leute murren gehört. Aber nicht mehr als auf jedem anderen Schiff.«
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    Einer der Offiziere schnaufte beleidigt. »Und Sie haben ja auch so viel Erfahrung auf so vielen Schiffen gesammelt!«, sagte er und triefte dabei vor Sarkasmus.
    Chapin stand auf. »Einspruch!«
    »Stattgegeben.« Der Vorsitzende bedachte den Sprecher mit einem missbilligenden Blick. »Sie wissen es doch besser, Thedrun.«
    »Sir.«
    Der Vorsitzende musterte Esmay. »Bitte führen Sie dieses Murren näher aus, Lieutenant Suiza. Dieses Gericht ist nicht ganz sicher, inwieweit ein unerfahrener Offizier wirklich beurteilen kann, in welchem Ausmaß Murren normal ist.«
    »Ja, Sir.« Esmay legte eine Pause ein und zerrte ein paar Beispiele aus den Tiefen der Erinnerung hervor. »Als die Despite vor meinem Dienstantritt in der Werft lag, wurden die Freizeiteinrichtungen um dreißig Prozent verkleinert, damit die verstärkte Strahlenkanone an Backbord umgerüstet werden
    konnte. Dadurch musste auf fünfzehn Sportgeräte verzichtet werden; es wären eigendlich neunzehn geworden, hätte nicht Kommandantin Hearne einen Aufbau auf knapperem Raum
    erlaubt. Trotzdem wurden die Sportzeiten dadurch verringert, und manche Besatzungsmitglieder konnten ihr erforderliches Training nur erhalten, wenn sie auf Schlaf verzichteten. Manche beschwerten sich und fanden, Hearne hätte die
    Trainingsanforderungen senken oder die übrigen Geräte
    anderswo aufstellen lassen sollen.«
    »Was noch?«
    »Naja, ein Dieb hat anscheinend die Spinde der Mannschaftsdienstgrade geplündert. Das hat viel Ärger erzeugt, weil 77
    man ihn eigentlich leicht hätte entdecken müssen. Nur haben die Scanner nie etwas gemessen.«
    »Waren sie manipuliert?«
    »Chief Bascome hat es vermutet, konnte es aber nicht beweisen. Diese Diebstähle setzten sich … vielleicht zwanzig oder dreißig Tage lang fort… und später ist nie wieder etwas passiert.
    Die gestohlenen Gegenstände waren nur selten in finanzieller Hinsicht besonders wertvoll, stellten aber immer persönliche Schätze dar.« Sollte sie erwähnen, dass man sie nach der Schlacht beim Aufräumen wiedergefunden hatte – im Spind
    eines Gefallenen? Ja; man hatte ihr beigebracht, dass es auf lügen hinauslief, wenn man Informationen zurückhielt. »Wir haben die Gegenstände nach der Schlacht wiedergefunden«, berichtete sie. »Die Person, in deren Spind sie lagen, war jedoch bei den anfänglichen Kämpfen umgekommen.«
    »Bei der Meuterei, wollen Sie sagen?«
    »Ja, Sir. Unter den herrschenden Umständen haben wir die Sachen einfach an ihre Eigentümer zurückgegeben –an die
    überlebenden, heißt das.«
    Der Vorsitzende brummte etwas, was sie nicht verstand.
    Das Verfahren ging weiter, eine ermüdende Stunde nach der anderen. Meistens klangen die Fragen sinnvoll und drehten sich darum, was Esmay gewusst hatte, was sie miterlebt hatte, was sie getan hatte. Zu anderen Zeiten schien das Gericht
    entschlossen, irgendeine nutzlose Richtung einzuschlagen – wie, welche Art von Gemecker ihr aufgefallen war –, bis in irgendein Dickicht, in dem es sich festfraß, bis sich einer von ihnen wieder freistrampelte und zu den Hauptthemen zurückkehrte.
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    Eines der Seitenthemen entwickelte sich in eine schlimme Richtung. Der tyrannische Thedrun fuhr einfach damit fort, seine Fragen zu stellen, als wäre er überzeugt, Esmay wäre eines schrecklichen Vergehens schuldig. Er fragte sie nach ihrer Verantwortung für die Aufsicht über die Ensigns. »Trifft es nicht zu, Lieutenant Suiza, dass Sie dafür zuständig waren, die Ensigns zur Erfüllung ihrer Pflichten anzuhalten und dafür zu sorgen, dass sie die erforderliche Stundenzahl für ihr Studium aufwandten?«
    »Sir, in dieser Aufgabe haben sich die vier dienstältesten Lieutenants Junior Grade unter Aufsicht von Lieutenant
    Hangard abgewechselt. Ich kam für die ersten dreißig Tage an die Reihe, nachdem die Despite das Sektor-HQ verlassen hatte, und übergab dann für die anschließenden dreißig Tage an den nächsten Lieutenant Junior Grade Pelisandre, und so weiter.«
    »Aber als Ranghöchster in dieser Gruppe trugen Sie doch
    letztlich die Verantwortung für …«
    »Nein, Sir. Lieutenant Hangard hatte seinen Wunsch deutlich gemacht, dass die Jigs … Verzeihung …«
    »Machen Sie sich nichts

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