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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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damit, dass er vor morgen oder übermorgen die Zeit findet. Wenden Sie sich dann noch einmal an mich, und ich kümmere mich
    darum. Vielleicht möchten Sie sich unsere Kommandostruktur einmal ansehen; sie ist komplexer als auf den meisten anderen Schiffen.«
    »Ja, Sir.«
215
    Nicht nur die Kommandostruktur war komplex, wie Esmay
    herausfand. Sie ging von T-3 aus, wo der 14. Schwere
    Wartungsverband seine Verwaltung hatte, im Uhrzeigersinn nach T-4 und war überzeugt, den eigentümlichen Aufbau der Koskiusko inzwischen verstanden zu haben. Dort, wo T-4 in die Nabe mündete, sah sie sich einer Ansammlung von Personen-und Lastentransportröhren gegenüber und nahm den
    Personenlift hinunter auf Deck acht. Dort stand sie vor einem axialen Gang, der breit genug für drei Reiter nebeneinander gewesen wäre; sie ging hinein und hielt Ausschau nach dem dritten Quergang. Sie kam an einem Verwaltungsbüro nach dem anderen vorbei, jedes von geschäftigen Bürokraten besetzt: Kommunikationssysteme, Waffensysteme, ferngesteuerte
    Bilderfassungssysteme … aber nichts, was mit Rumpf und
    Architektur beschriftet gewesen wäre. Endlich blieb sie stehen und fragte jemanden.
    »Rumpf und Architektur? Die finden Sie an der Backbord—
    Hauptpassage, Sir. Sie müssen zurück zur Nabe und dann im Uhrzeigersinn …«
    Esmay vermutete, dass sich hier jemand auf ihre Kosten einen Scherz erlaubte. »Es gibt doch sicherlich Quergänge?«
    Ein rasch unterdrücktes Lachen. »Nein, Sir … Zu T-4 gehört eine der Hauptreparaturbuchten; nichts führt auf dieser Höhe quer durch, von Deck drei bis hinauf zu Deck fünfzehn.«
    Sie hatte die Reparaturbuchten vergessen. Sie ärgerte sich sowohl über sich selbst als auch über den Büromenschen. »O ja.
    Entschuldigung.«
    »Kein Problem, Sir. Jeder braucht einige Zeit, um sich hier zurechtzufinden. Gehen Sie einfach diesen Flur zurück, dann 216
    nach links …« Der zivile Begriff »Flur« passte irgendwie zu solchen Dimensionen, stellte Esmay fest. »Halten Sie dann Ausschau nach den B-Hinweisen auf den Schotten; sie stehen für den Backbord-Hauptgang … Falls Sie dann weitergehen, erreichen Sie den sekundären Backbordkorridor, der aber nicht der Richtige für Sie ist. Rumpf und Architektur liegt etwa so weit unten am Backbord-Hauptgang, wie wir hier auf der
    Steuerbordseite sind, also …«
    Also hatte sie sich einen weit längeren Weg eingehandelt als gewünscht. »Danke«, sagte sie mit so viel Höflichkeit, wie sie neben ihrem Ärger noch aufbringen konnte. Auf diesem Schiff sollten eigentlich keine Fitnesseinrichtungen nötig sein, falls sich jeder ab und an verirrte.
    Obwohl sie die Länge des Weges in den Beinen spürte, hatte sie keine Schwierigkeiten mehr, Pitaks Büro zu finden. Der Hauptgang an Backbord war leicht genug zu finden, und am dritten Gang achtem fand sie einen Pivot, der ihr den restlichen Weg wies.
    Major Pitak hielt sich nicht in dem Büro auf. Der Pivot hatte so etwas gesagt wie »Der Major hat sich da in eine Sache verbissen«, aber Esmay wusste nicht, was er damit meinte. Sie blickte den Flur hinauf und hinunter. Besatzungsmitglieder folgten ihrem Weg, als wüssten sie, was sie taten, aber kein Major war zu sehen. Esmay überlegte, ob sie sich auf die Suche machen sollte, entschied aber, an diesem Spiel nicht
    teilzunehmen. Sie würde sich einfach hier postieren, bis Pitak zurückkehrte.
    Sie sah sich um. Auf dem Schott gegenüber der Eingangstür entdeckte sie eine Ausstellung von Metallstücken. Sie fragte sich, was das wohl darstellte, und ging näher heran, um die 217
    Beschriftung darunter zu lesen. VERBREITETE FEHLER
    BEIM SCHWEISSEN, stand da. Esmay erkannte den großen,
    schief sitzenden Tropfen an einer Naht sowie einen weiteren Tropfen, der die Naht überhaupt nicht abdeckte … Aber was sollte am Rest nicht stimmen?
    »Sie sind also meine neue Assistentin«, sagte jemand hinter ihr. Esmay drehte sich um. Major Pitak sah aus, wie ihr Name klang: eine kleine, eckige Frau mit einem schmalen Gesicht, das Esmay unbehaglich an ein Maultier erinnerte.
    »Sir«, sagte Esmay. Pitak musterte sie finster.
    »Und gänzlich ohne Erfahrung in Schiffsarchitektur und
    Großtechnik, wie mir aufgefallen ist.«
    »Ja, Sir.«
    »Haben Sie zumindest irgendwelche Kenntnisse in der Konstruktion von irgendwas? Sei es auch ein Hühnerhaus?«
    Pitak war eindeutig über irgendetwas wütend; Esmay hoffte, dass nicht ihre Anwesenheit der Grund dafür war.
    »Nicht, solange nicht die

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