Heldin wider Willen
Unterbringung der Offiziere. T-2
war für die Unterbringung des Personals konfiguriert: Mehrere Decks nahmen die Mannschaftsdienstgrade auf, überwiegend in größeren Gruppenkabinen, mit Zwei-oder Vierpersonenkabinen für die Dienstältesten. Ein ganzes Deck stand den Subalternoffizieren zur Verfügung, die Ensigns in Zehnpersonenkabinen, die Jigs zu zweit und die Lieutenants jeder für sich, verteilt nach Dienstalter. Direkt über Esmay befand sich ein Deck für
Stabsoffiziere und darüber eines für Flaggoffiziere; sie blinzelte, als sie feststellte, wie viele Admirals man hier an Bord antraf.
Der Kasinobetrieb war im gleichen Flügel untergebracht:
zwei Decks mit Lebensmittelvorräten, Küchen und
Speiseräumen. Trainingsräume, Turnhallen, Schwimmbecken, sogar Platz für Mannschaftssportarten – Esmay stöhnte, als sie an noch mehr Parpaun-Fans denken musste – und auf den
obersten Decks offene Gärten. Gärten? Einige Raumstationen hatten Gärten, aber kein Flottenschiff, auf dem Esmay je gewesen wäre. Sie dankte den wohltätigen Gottheiten, dass sie nicht den Umweltsystemen zugeteilt worden war; die mussten auf einem derartigen Schiff unglaublich kompliziert sein.
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Sie sah sich erneut in ihrer Kabine um. Die typische Unterbringung von Ensigns hatte ihr nichts ausgemacht, als sie noch diesem Dienstgrad angehörte. Irgendeine automatische Schaltung in ihrem Gehirn hielt die schlimmsten Träume auf Distanz, wenn sie in einer öffentlichen Einrichtung schlief.
Mangelnde Privatsphäre tagsüber hatte ihr auch selten etwas ausgemacht; sie hatte ohnehin nicht genug Freizeit, um
Privatsphäre zu vermissen. Jetzt… jetzt musste sie hoffen, dass die Albträume nicht ihre Nachbarn rechts und links weckten.
Das Gewissen wies sie darauf hin, dass sie sich jederzeit an den medizinischen Dienst wenden und Hilfe von den Psycholeuten erbitten konnte; sie ignorierte den Ratschlag.
Meldungen warteten nicht auf sie; man erwartete sie nirgendwo direkt. Was bedeutete, dass sie sich Pitaks Auftrag in dem Datenwürfel ansehen konnte, falls sie ein freies Lesegerät fand. Das Computerterminal informierte sie, dass ihr ein eigenes Lesegerät zur Verfügung stand… Sie brauchte einen
Augenblick, um es zu finden; sie hatte noch nie ein vollständig geschlossenes Gerät gesehen. Die meisten Leute ließen die Dinger zumindest halb geöffnet, damit es der nächste Benutzer leichter hatte.
Der Würfelinhalt sah ganz nach normalen Schiffsplänen aus.
Nicht genau nach normalen – dieses Schiff war nun mal nicht normal –, aber es war nichts, was Esmay nicht auch aus der allgemein zugänglichen Datenbank auf ihr Terminal hätte
abrufen können. Esmay tat genau das, um diese Vermutung zu verifizieren.
Es war nicht ganz das Gleiche. Korridore, die auf einem Plan Durchgänge waren, endeten auf dem anderen als Sackgasse; Lifts waren an leicht abweichenden Positionen abgebildet.
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Esmay betrachtete das Display finster. Versuchte der Major, sie zum Narren zu halten, oder enthielt die schiffseigene Datenbank keine korrekten Informationen? Und falls ja, warum?
Sie betrachtete die ihrer Position nächstgelegene Abweichung, die hinten auf T-3 lag; der Schiffsdatenbank zufolge ging hier ein Quergang durch »Formierungswerkstatt 2-B«; auf
Pitaks Würfel endete er schon vor der Werkstatt – diesen Daten zufolge konnte man »Formierungswerkstatt 2-B« nur erreichen, wenn man einen Umweg rings um das »Matrizenlager« machte.
Es gab nur eine Möglichkeit, der Sache auf den Grund zu
gehen. Esmay kontrollierte die Uhrzeit… Sie konnte an Ort und Stelle nachsehen und vor der nächsten Mahlzeit die ihr
zugewiesene Offiziersmesse in T-2 erreichen.
Zurück zum Nabenende von T-2, dann im Uhrzeigersinn zur
Basis von T-3 … Allmählich wurde sie schlau aus der
Anordnung. Den Personenlift fand sie neben einer Gruppe von vier Liften, die mit NUR LASTEN beschriftet waren.
Das Licht am Personenlift sprang auf Grün, und Esmay
drückte den Schalter. Als die zweite Lampe anging, stieg sie in die Röhre und spürte einen kurzen, zweifachen Ruck in den Eingeweiden, ehe sie acht Decks tiefer vor der Luke stoppte.
Dort wartete ein weiterer Lieutenant, männlich, mit ein paar Ensigns im Schlepptau.
»Ich kenne Sie nicht«, stellte der Lieutenant fest, als sie aus dem Lift trat. »Sind Sie hier eingeteilt?«
»Gerade an Bord gekommen«, sagte Esmay und hoffte dabei, nicht aus vorquellenden Augen zu glotzen, wie es
normalerweise
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