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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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blickte erneut auf ihre Notizen. Der Schiffscomputer ging anscheinend davon aus, dass der Korridor hier weiterging …
    und vielleicht tat er das hinter dem Hindernis ja auch. KEIN
    ZUTRITT OHNE VOLLMACHT, stand in gelben Lettern auf
    rotem Grund … Und Esmay vermutete, dass einige der kleinen glänzenden Knöpfe auf dem Lukenverschluss tatsächlich
    Videosensoren waren.
    Sie ging zurück zur Längspassage und folgte dem indirekten Weg, den Pitaks Würfel vorschlug. Er dauerte länger, als sie erwartet hatte … Die schiere Größe hier erstaunte sie immer wieder, und sie ärgerte sich über das eigene Staunen. Aber sie fand die Formierungswerkstatt B an dem Standort, den ihr Pitaks Würfel auch zuwies, und auf dieser Seite wirkte das 229
    Hindernis wie eine gewöhnliche Luke mit der Aufschrift
    MATRIZENLAGER.
    Ein weicher Glockenton läutete im ganzen Schiff, und sie warf einen Blick auf den Handcomp. Fast schon zu spät… Sie musste sich beeilen, und sie hielt sich auf der anderen Seite des Schiffes auf, verglichen mit den Sektionen, die sie schon als Zuhause betrachtete. Diesmal machte sie sich nicht die Mühe, Pitaks Daten mit denen aus der Schiffsdatenbank zu
    vergleichen; sie trabte auf dem Backbord-Hauptkorridor los, zurück in Richtung Nabenkorridor und um ihn herum, sprang in die erstbeste Personenröhre und traf unmittelbar vor dem Gongschlag in ihrer Messe ein.
     
    Hier stellte sie fest, dass von jedem Lieutenant erwartet wurde, über einen Tisch voller Jigs und Ensigns den Vorsitz zu führen.
    Sie hatte noch keinen davon kennen gelernt. Sie stellten sich ihr höflich vor, und sie bemühte sich, sich Namen und Gesichter zu merken. Sie sagte wenig, hörte lieber den anderen zu und hoffte, dabei etwas zu erfahren, was ihr half, sich die einzelnen Personen einzuprägen. Der hellhaarige Ensign links von ihr hatte einen Kratzer auf der linken Hand; sicherlich fand sie bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Kratzer verheilt war, einen anderen Grund, ihn zu kennen. Die Jigs wirkten ein wenig steif, als hätten sie Angst vor ihr. Sie mussten von dem
    Kriegsgerichtsverfahren gehört haben, aber war das alles?
    »Lieutenant Suiza, sind Sie wirklich Admiral Serrano begegnet?« Die Frage kam von einem Ensign, nicht dem Blonden, sondern einem dünnen und dunkelhaarigen jungen Mann mit
    grünen Augen. Custis, stand auf seinem Namensschild.
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    »Ja, das bin ich«, antwortete Esmay. Ensign Custis öffnete den Mund, um mehr zu sagen, aber der blonde Ensign versetzte ihm offen einen Ellbogenstoß, und Custis blieb still. Eine Weile sagte niemand etwas, und Esmay widmete sich ihrem Essen. Im Augenwinkel bemerkte sie, dass Custis sie von Zeit zu Zeit anblickte. Endlich raffte er wieder seinen Mut zusammen.
    »Wissen Sie schon, dass ihr Enkel an Bord ist – Barin Serrano …«
    »Toby!« Das war der Blonde in missbilligendem Ton. Esmay schluckte den Köder nicht, aber sie fragte sich doch, ob es der Zufall oder der Serrano-Einfluss war, der über die Stationierung eines jungen Serrano entschied.
    »Wenn Sie essen würden, ohne zu reden, unterliefen Ihnen nicht solche Schnitzer«, sagte einer der Jigs weiter unten am Tisch. Esmay sah gerade noch rechtzeitig auf, um zu bemerken, wie dieser Jig einen ganz gewissen Blick mit einem anderen austauschte. Toll! Irgendwas Mysteriöses, für das sie zweifellos letztlich würde geradestehen müssen.
    Sie legte die Gabel hin; der Appetit war ihr vergangen.
    »Admiral Serrano ist ein sehr interessanter Mensch«, sagte sie.
    Damit blieb sie auf der sicheren Seite – hoffte sie jedenfalls.
    Nach den erschrockenen Gesichtern der beiden Jigs zu urteilen, trog sie diese Erwartung vielleicht. »Nicht, dass es keine beunruhigende Erfahrung gewesen wäre.« Jetzt ruhten aller Blicke auf ihr. Vor einem Jahr noch wäre sie vielleicht rot geworden, aber der in aller Öffentlichkeit abgelaufene
    Kriegsgerichtsprozess hatte dieses Problem beseitigt. Sie lächelte die ganze Tischgesellschaft an. »Hat jemand von Ihnen schon unter Admiral Serrano gedient?«
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    »Nein, Sir«, antwortete der Seniorjig. »Aber sie ist eine Serrano, und die ähneln sich doch alle sehr.« Er bemühte sich um einen Ton, der Überlegenheit ausdrückte, von geheimem Wissen kündete, aber allein die Selbstgefälligkeit darin vereitelte dieses Bemühen. Esmay wusste genau, was er nicht wusste. Zum ersten Mal überhaupt stellte sie fest, dass sie den Vorgang genießen konnte.
    »Ich denke nicht, dass ich es so ausdrücken

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