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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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sagte er jetzt und musste lachen, als er ihr Gesicht sah. »Sie schickt ihre neuen Subalternoffiziere immer los, um die unmöglichen Ecken dieses Schiffes zu finden. Ich war nie bei der R&A, wofür ich allen Göttern danke, die für Versetzungen zuständig sind.«
    »Wenigstens weiß ich jetzt, wie ich das hier finde«, erwiderte Esmay. »Und ich mache jetzt lieber mit meiner Liste weiter.«
    Sie war froh über die Jahre, in denen sie gelernt hatte, sich im offenen Gelände der Estancia zu orientieren … Und so fiel es ihr nicht schwer, den Weg wiederzufinden, den sie gekommen war – nach unten und achtern; und als sie wieder die Quartiere der Subalternoffiziere erreichte, hatte sie reichlich Zeit übrig, um sich frisch zu machen, ehe sie sich an den ihr zugewiesenen Tisch in der Messe setzte. Jetzt, wo sie hellwach war, fiel es ihr leichter, mit den Tischgefährten zu plaudern.
    Callison, der Seniorjig, hatte einen Abschluss in Umwelt-technik. Partrade, der Juniorjig, arbeitete in der Verwaltung –
    ein Gebiet, das man weiterhin als Aktenschieberei bezeichnete, obwohl relativ wenig auf richtigem Papier geschrieben wurde.
    Von den fünf Ensigns am Tisch arbeitete einer in Rumpf und 240
    Architektur, zwei bei den Waffensystemen und je einer beim Medizinischen Hilfsdienst und bei den Datensystemen.
    Esmay überlegte sich, ob jemand von ihnen schon mal an
    Bord eines Schiffs im Gefecht gedient hatte, wollte aber nur ungern fragen. Sie hatte ihnen gestern Abend schon genug Schrecken eingejagt. Partrade brachte das Thema jedoch zur Sprache, auch ohne dass sie die Frage gestellt hatte.
    »Ist die Schlacht von Xavier bislang Ihre einzige Kampferfahrung, Lieutenant Suiza?«
    Esmay verschluckte sich fast an ihren Erbsen. »Ja, ist sie.«
    Ende der Ansprache.
    »Ich habe nie auch nur auf einem Kriegsschiff gedient«, fuhr Partrade fort und warf einen Blick in die Runde. »Ich denke, niemand auf diesem Schiff hat es bislang. Man hat mich gleich in die Verwaltung des Wartungsdienstes geschickt, und ich bin jetzt seit fünf Jahren am Stück auf der Kos.«
    »Ich war auf der Checkmate«, berichtete einer der Ensigns.
    »Aber wir haben nie etwas anderes getan, als Patrouille zu fahren.«
    »Seien Sie dankbar dafür«, riet ihm Esmay, ehe sie es herunterschlucken konnte. Jetzt starrten sie alle an. Sie verabscheute das. Sie kam sich gleichzeitig zu jung und zu alt vor.
    »Falls der Lieutenant nicht darüber reden möchte, setzen Sie ihr nicht zu.« Das stammte vom Lieutenant am Nachbartisch; es war der, wie sich Esmay jetzt erinnerte, dem sie vor der Liftröhre begegnet war. »Das Abendessen ist ohnehin nicht der richtige Zeitpunkt für blutrünstige Geschichten.« Er blinzelte Esmay zu. Sie musste unwillkürlich lächeln.
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    »Er hat Recht«, erklärte sie ihrer Tischgesellschaft. »Das ist kein passender Stoff für Tischgespräche.« Oder für Gespräche mit Fremden, wie ihr klar wurde. Jetzt verstand sie, warum die Veteranen sich gern absonderten, um sich ihre Geschichten zu erzählen, und warum sie immer still geworden waren, wenn Esmay und die anderen Subalternen ihnen zuzuhören
    versuchten. »Hat irgendjemand von Ihnen irgendwelche
    Erfahrungen?« Sie war erstaunt, aus den eigenen Worten die gleiche leichte Betonung dieses Begriffs herauszuhören, die sie schon von ranghöheren und erfahreneren Offizieren gehört hatte. Alle schüttelten die Köpfe. »Naja«, sagte sie. »Dann werden wir uns auch nicht versucht fühlen, derlei Dinge beim Abendessen zur Sprache zu bringen.« Sie hoffte, diesen Worten mit ihrem Lächeln den Stachel zu nehmen. »Und nun …
    Zintner, Sie sind bei der R&A. Hatten Sie dieses Ziel schon auf der Akademie?«
    »Ja, Sir.« Zintner, die auf den Zehenspitzen gestanden haben musste, um die verlangte Mindestgröße zu erreichen, leuchtete regelrecht auf ihrem Platz. »Meine Familie ist schon seit Ewigkeiten im Schiffsbau tätig – jedenfalls schon lange. Ich wollte an militärischen Rumpfentwürfen arbeiten … Dort
    warten die interessanten neuen Aufgaben.«
    »Ist das Ihr erster Posten?«
    »Ja, Sir. Es ist fantastisch! Sie haben ja Major Pitak kennen gelernt… Sie weiß so viel, und wir erhalten Gelegenheit, an schier allem zu arbeiten, sobald wir erst mal mit unserer Welle hinausfahren.«
    »Hmm. Ich habe Scannertechnik gelernt, also verstehe ich nicht viel von R&A.. Ich vermute, Sie werden mir eine Menge beibringen.«
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    »Ich, Sir? Daran zweifle ich … Im Auftrag des Majors stelle ich

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