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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Lage – sie wird Ihnen keine Vorwürfe machen.«
    Trotzdem sollte es drei Standardtage dauern, bis Esmay ein freies Gerät erhielt, und dann erst zur dritten Schicht.
    »Haben Sie nicht ähnliches Material, das ich mir in meinem Würfelleser ansehen könnte?«, fragte Esmay. Der Tech ging die Titel der Bänder mit seinem Scanner durch.
    »Ja, aber das ist wirklich technischer Stoff, Lieutenant –was ich auf Würfel habe, ist grundlegender. Der mittlere Stoff ist komplett ausgeliehen – hätte sogar schon zurückgegeben
    werden müssen.«
    »Ich nehme den Basisstoff«, sagte Esmay. »Eine gute Auf—
    frischung für mich.« Sie nahm die Würfel entgegen und reichte 248
    dem Tech die Bänder, um sie für ihre Sitzung aufzubewahren.
    Zurück im Quartier, steckte sie den ersten Würfel ins Lesegerät.
    Eine Stunde später war sie richtig froh, dass sie nicht sofort Zeit an den Bandgeräten erhalten hatte. Schon der Würfel mit dem Basisstoff ging über ihren jetzigen Kenntnisstand hinaus. Sie lehnte sich zurück und wurde sich darüber klar, dass sie das Material in kleinen Happen verarbeiten musste.
    Beinahe Mittagszeit. Sie hatte nicht richtig Hunger, aber sie fühlte sich steif und ausgepumpt. Was sie brauchte, war Sport.
    Sie zog sich um, wechselte in Shorts und Joggingschuhe und folgte den diesmal übereinstimmenden Richtungsangaben der Schiffspläne und aus Major Pitaks Würfel zur Sportsektion der Subalternoffiziere.
    Mal davon abgesehen, dass sie größer war, ähnelte die
    Sportsektion sehr denen, die sie auf anderen Schiffen vorgefunden hatte. Reihenweise Apparate, um diese oder jene Muskelgruppe aufzubauen; auf einem kleinen Sportplatz fand sie abgetrennte Bereiche für Spiele, bei denen man
    gegeneinander antrat; dazu kam eine große freie Fläche mit Matten für Bodenakrobatik und Training im waffenlosen
    Kampf. Etwa ein halbes Dutzend Subalternoffiziere arbeiteten an diversen Geräten, und zwei führten einen Übungskampf auf den Matten durch. Esmay warf einen prüfenden Blick auf das Programm. Zu dieser Zeit im Tageszyklus waren nur wenige Geräte reserviert; sie konnte fast alles benutzen. Den
    Reitsimulatoren ging sie aus dem Weg; dafür stieg sie auf etwas, das angeblich eine Überlandwanderung durch Schnee
    simulierte. Sie hatte keine Lust, auf echtem Schnee zu gehen –
    sie hatte es einmal getan –, aber dieses Gerät war immer noch 249
    besser, als gäbe man vor, ein Pferd zu reiten, während man auf einem System aus Kolben und Hebeln saß.
    Sie hatte es gerade geschafft, den Herzrhythmus zu steigern, als jemand ihren Namen rief. Sie blickte sich um. Es war einer der Ensigns von ihrem Tisch … Custis? Nein, Dettin, der
    Blonde mit dem Kratzer, der inzwischen verheilt war.
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob Sie vielleicht zu unserer taktischen Studiengruppe über den Xavier-Vorfall sprechen würden«, sagte er. »Nicht unbedingt über Ihre eigene Rolle, obwohl wir das natürlich gern hören würden, aber wenigstens darüber, wie Sie die Schlacht insgesamt gesehen haben.«
    »Ich habe gar nicht die ganze Schlacht erlebt«, erwiderte Esmay. »Wir sind erst später eingetroffen, wie Sie vielleicht gehört haben.«
    »Später?« Er runzelte die Stirn. Konnte er wirklich so ahnungslos sein?
    »Mein Schiff wurde befehligt von einer …« Es fiel ihr
    ungewöhnlich schwer, das Wort »Verräterin« vor einem solchen Jüngling laut auszusprechen. »Kommandantin Hearne verließ das Xavier-System vor der Schlacht«, erzählte sie. Sie wusste nicht, warum sie es so ausdrückte; so viel hatte sie sich aus der Kommandantin überhaupt nicht gemacht. »Erst nach der …«
    Meuterei war ein weiteres schwieriges Wort, aber diesmal brachte sie es hervor. »Erst nach der Meuterei, nachdem alle ranghöheren Offiziere tot waren, habe ich das Schiff
    zurückgeführt.«
    Er riss tatsächlich die Augen auf. »Sie … Das klingt nach etwas aus Die Silbersterne.«
    »Silbersterne?«
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    »Sie wissen schon – die Abenteuerspielserie.«
    Der Schock brachte sie um die Fassung. »Das war überhaupt nicht wie ein Abenteuerspiel!«
    Er merkte es nicht. »Nein, aber in der achten Staffel, als dieser junge Lord den bösen Fürsten stürzen und dann die Schiffe in die Schlacht führen muss …«
    »Es war kein Spiel«, sagte Esmay entschieden, aber weniger hitzig. »Menschen sind wirklich umgekommen.«
    »Das weiß ich.« Er wirkte verärgert. »Aber im Spiel…«
    »Es tut mir Leid, aber ich spiele keine Abenteuerspiele.«

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