Heldin wider Willen
Ich kämpfe nur in Kriegen, hätte sie am liebsten gesagt, unterließ es aber.
»Aber sprechen Sie zu unserer Taktikgruppe?«
Sie dachte darüber nach. Vielleicht konnte sie ihnen den Unterschied zwischen Spiel und Wirklichkeit verdeutlichen.
»Ja«, sagte sie, »aber ich muss erst meinen Dienstplan
konsultieren. Wann treffen Sie sich?«
»Alle zehn Tage, aber wir könnten einen anderen Zeitpunkt wählen, falls er Ihnen besser passt.«
»Ich sehe nach«, versprach Esmay. »Jetzt – muss ich meine Übung abschließen.« Der Ensign entfernte sich, und sie
trainierte, bis sie das Gefühl hatte, sich nicht nur von der Steifheit des Studiums befreit zu haben, sondern auch dem unvernünftigen Zorn darüber, mit einem Spielhelden verglichen zu werden. Sobald sie sich abgekühlt hatte, fragte sie sich, ob es wirklich gut gewesen war, so schnell einzuwilligen … selbst wenn sie noch keinem konkreten Termin zugestimmt hatte.
Sollte sie mit einer Meute Ensigns über den Xavier-Vorfall 251
reden? Falls sie die eigene Rolle auf ein Minimum beschränkte und vor allem die Art und Weise diskutierte, wie Heris Serrano eine überlegene Streitmacht abgewehrt hatte, konnte es
sicherlich nicht schaden.
252
Kapitel neun
Esmay überlegte gerade, wen sie konsultieren sollte, als ihr wieder einfiel, dass sie noch ein Treffen mit Admiral Dossignal vereinbaren sollte. Jetzt, während sie sich durch die einführenden Ausbildungswürfel arbeitete, war die ideale Zeit.
Sie setzte sich mit Commander Atarins Sekretär in Verbindung, und eine Stunde später erhielt sie die Nachricht, dass der Admiral sie um 13 Uhr 30 erwartete. Also stellte sie sich um 13
Uhr 15 im Vorzimmer des Admirals vor und begegnete dort
Commander Atarin, der zufällig gerade einen Stapel Würfel ablieferte.
»Wie finden Sie Rumpf und Architektur, Lieutenant?«
»Sehr interessant, Sir. Major Pitak hat mich angewiesen, einige Kurse zu belegen, da ich noch keine Erfahrung auf dem Gebiet habe.«
»Gut; sie ist sehr gründlich. Mussten Sie schon die
Schiffsprüfung ablegen?«
»Gleich als Erstes, Sir.«
»Ah.« Er hob für einen Moment die Brauen. »Naja, Sie
müssen sie bestanden haben, sonst hätte ich davon gehört.
Schön für Sie. Wie kommen Sie im Kasino der Subalternoffiziere zurecht? Werden Sie langsam heimisch?«
»Prima, Sir«, antwortete Esmay.
»Dieses Schiff ist so groß, dass keiner von uns jemals alle kennen lernt. Manchmal macht das Leute, die von kleineren Schiffen kommen, sehr nervös. Falls Sie irgendwelche 253
speziellen Interessen haben, werfen Sie doch ruhig mal einen Blick auf den Plan für Freizeitgruppen. Wir ermutigen unsere Leute, sich Bekanntschaften außerhalb ihrer Tätigkeitsbereiche zu suchen – sogar außerhalb des Kommandobereichs.«
»Nun, Sir, die Taktik-Diskussionsgruppe der Subalternoffiziere hat mich gebeten, über den Xavier-Vorfall zu sprechen.«
»Oh? Naja, das ist nicht ganz das, was ich meinte, aber
immerhin ein Anfang. Und sie haben eine gewisse Initiative gezeigt, als sie fragten … Wer war es?«
»Ensign Dettin, Sir.«
»Hmm … Ich kenne Dettin nicht. Ich bin jedoch sicher, dass sie alle schon mal von Xavier gehört haben und neugierig darauf sind, mehr zu erfahren. Ich könnte mal hineinschneien …« War das eine Drohung oder eine Warnung oder reines Interesse? »Ah – der Admiral ist bereit.«
Admiral Dossignal war ein großer Mann mit zerfurchtem
Gesicht und großen Fingerknöcheln, der ständig an Sachen auf seinem Schreibtisch hantierte. Trotzdem wirkte er entspannter als Captain Hakin und beträchtlich gastfreundlicher.
»Ich habe die Notizen durchgelesen, die der
Untersuchungsausschuss in Ihrer Dienstakte eingetragen hat, Lieutenant Suiza … Und obwohl ich die dort zum Ausdruck gebrachten Sorgen über Ihre Entscheidungen verstehen kann, teile ich sie nicht. Ich habe volles Vertrauen in Ihre Loyalität zu den Regierenden Familias.«
»Danke, Sir.«
»Dankbarkeit ist nicht erforderlich, Lieutenant. Obwohl wir die übrigen Verräter, die es sicherlich gibt, noch ausräuchern 254
müssen – Garrivay und seine Kohorten können nicht alle
gewesen sein –, müssen wir Vertrauen haben, oder wir verlieren den Zusammenhalt.« Er legte eine Pause ein, aber Esmay fiel nichts ein. Als er fortfuhr, tat er es in einem anderen, weniger düsteren Tonfall. »So weit ich gehört habe, kommen Sie und Major Pitak gut miteinander aus … Und wie steht es mit Commander Seveche?«
»Ich bin ihm
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