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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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entdeckte die wütende Korrespondenz zwischen dem damaligen Captain und dem
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    damaligen Admiral des 14. Schweren Wartungsverbands sowie die Anweisung des Sektor-HQ, die störende Röhre dürfe bleiben. Den Captain versetzte man.
    Kein Wunder, dass die Schiffsarchitektur nicht zu den
    Angaben im Computer passte und alle hier Aktualisie—
    rungswürfel benötigten, um über die Veränderungen auf dem Laufenden zu bleiben!
    Oberhalb der Schiffsebene ähnelte die Kommandostruktur
    eher der schematischen Darstellung eines Baums. Captain
    Hakins Vorgesetzter war Admiral Gourache, Kommandeur
    dieser Welle, der wiederum dem Befehlshaber von Sektor 14
    unterstand, Admiral Foxworth. Admiral Dossignal hingegen war direkt dem Sektorbefehlshaber gegenüber verantwortlich; er leitete alle Wartungsdienste im Sektor. Admiral Livadhi war Repräsentant des Ausbildungskommandos in diesem Sektor und unterstand überhaupt nicht dem Sektorbefehlshaber; das Flottenoberkommando hatte vor sechzig Jahren den gesamten Ausbildungsbereich an sich gezogen. In ähnlicher Weise hatte das Medizinische Kommando seine eigene Hierarchie, die bis zu Admiral Surgeon General Boussy auf Rockhouse hinaufreichte.
    Esmays Vater hätte ein solches Durcheinander niemals
    hingenommen. Auf Altiplano unterstand der medizinische
    Dienst der Streitkräfte klar und formell dem Feldkommando. Ja, und deshalb konnte er auch vertuschen, was dir angetan wurde!, gab ihr das Gedächtnis gleich das Stichwort. Niemand wollte sich mit dem Kriegshelden anlegen …
    Das war nicht fair. Sie wusste nicht mal mit Bestimmtheit, ob sie in einem Militärhospital gelegen hatte. Sie wollte ohnehin nicht darüber nachdenken. Sie legte die Displays weg; sie kannte sich mit der Kommandostruktur jetzt gut genug aus. Sie 261
    konnte nun erste Vorbereitungen für ihre Rede vor der
    Diskussionsgruppe in zwei Tagen treffen.
     
    Die Personalstärke der Koskiusko entsprach der Einwohnerzahl einer Kleinstadt oder großen Orbitalstation, und die Liste der Offiziere allein war so umfangreich wie die Besatzung auf irgendeinem normalen Schiff. Intellektuell war sich Esmay darüber klar gewesen, aber als sie die schiere Masse an Ensigns erblickte, die sich im Vorlesungssaal und auf dem Flur draußen drängten, wurde aus Zahlen konkrete Erfahrung.
    »Sicherlich gehören die nicht alle zur Taktik-Diskussionsgruppe«, sagte sie zu Ensign Dettin, der angeboten hatte, Esmay vorzustellen.
    »Nein, Sir. Aber viele andere wollten auch zuhören … Ich muss einige von ihnen wegschicken, weil sie die Kabine überlasten …« Das sah Esmay selbst. Alle Sitzplätze waren schon lange besetzt; Ensigns drängten sich Knie an Knie vor den Sitzen oder saßen zusammengedrückt in den Zwischengängen und dahinter. Sie verstopften auch den Weg nach draußen.
    Esmay verfolgte mit, wie Dettin Zuhörer hinauszuscheuchen versuchte, aber nichts erreichte. Sie hätte, wie ihr klar wurde, einem ranghöheren Offizier Bescheid sagen sollen … Und falls sie geglaubt hätte, dass mehr als etwa ein Dutzend Ensigns kommen würden, hätte sie das auch getan. Dettin konnte nichts ausrichten, und ohnehin trug sie selbst die Verantwortung. Sie griff nach dem Mikrofon. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. Alles wurde still, und Worte blieben halb ungesagt. »Wie viele von Ihnen gehören regulär der taktischen Diskussionsrunde an?«
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    Ein paar Hände stiegen hoch, ungefähr in der Anzahl, mit der Esmay ursprünglich gerechnet hatte.
    »Dieses Treffen ist für die genannte Gruppe angesetzt
    worden«, sagte sie. »Wir können keine Massenszene wie diese hier aufführen; sie gefährdet die Sicherheit. Wer von Ihnen nicht zur Diskussionsgruppe gehört, wird gehen müssen, bis wir sicher sind, dass genug Sitzplätze für die Gruppe zur Verfügung stehen; dann sehen wir auch, wie viele weitere Personen wir noch unterbringen können.«
    Leiser Protest wurde gebrummt, aber diese Leute waren
    Ensigns und Esmay ein Lieutenant. Unbeholfen wanden sich die Leute auf den Zwischengängen frei und standen auf; die weiter vorn warteten noch, hofften vielleicht auf eine Ausnahme, aber Esmay bedachte sie mit einem strengen Blick. Langsam und unbeholfener als nötig rappelten sie sich auf und schlurften hinaus. Esmay hörte erregte Stimmen vom Flur draußen. Einige von den Zuhörern auf den Sitzplätzen standen inzwischen; andere saßen wie festgeklebt. Sie hoffte, dass das alles Mitglieder der Diskussionsgruppe waren.
    »Ensign Dettin.« Er wirkte

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